Wie ich sehe, hängst Du der Technischen Analyse an. Das habe ich selbst mal versucht, aber denke, das lohnt sich nur sehr kurzfristig bzw. für Intraday-Trading.
Wenn Walter mal richtig nach oben geht, habe ich natürlich kein Problem damit. Aber ich sehe momentan überhaupt keinen Grund dafür.
Mal was Grundlegendes: Kurse gehen nach oben, weil Leute wie Du und ich die Aktien kaufen. Es gibt keinen anderen Grund. Aus Charts irgendwelche Tendenzen ablesen zu wollen, halte ich für bestenfalls Klamauk bzw. Wahrsagerei. Da kann man auch gleich mit der Kristallkugel ankommen...
Wenn überhaupt, kann das ganze nur kurzfristig mal funktionieren, aber langfristig hängen Kurse immer von harten Fakten ab. Soviel mal zu den Ursachen für "echte" Kursbewegungen, zumindest meiner Meinung nach. Natürlich zähle ich hierzu nicht das allgegenwärtige "Gezappel", das manche Kursschwankungen nennen würden.
Was mich bei Walter interessiert, ist der Wert des ganzen Klumpatsches und die Höhe der Verbindlichkeiten. Dafür bräuchte ich mindestens eine Bilanz aus dem Jahre 2003, besser noch auch aus den vier Jahren davor. Danach hat m. E. keine Geschäftstätigkeit mehr stattgefunden, die erwähnenswert wäre. Zumindest steht nach 2003 nirgendwo was von irgendwelche Kennziffern und wirtschaftlichen Daten zu lesen. Das deutet m. E. stark darauf hin, dass wir es mit einer Quasi-Leiche zu tun haben. Es kann durchaus sein, dass einzelne Geschäftsbereiche noch arbeiten und auch (für sich) Gewinn erwirtschaften, aber bezogen auf das Gesamtunternehmen stehen diesen evtl. vorhandenen aber wohl doch eher kleinen Gewinnen immense Verbindlichkeiten gegenüber. Irgendwo habe ich mal was von 700 Millionen EUR gehört, aber das ist natürlich auch nur ein ungefährer Richtwert. Diese haben ja m. E. erst die Insolvenz bedingt und wie sollen die abgetragen werden? Die Gewinne müssten das ja ausgleichen, damit Walter wieder solvent wird und als Firma weiterbestehen kann.
Eine andere Option wäre die Zerschlagung des Unternehmens und die Veräußerung der gewinnbringenden Geschäftsbereiche an kaufwillige Unternehmen oder Investoren. Hieraus könnte sich dann ein für Noch-Aktionäre von Walter durchaus profitabler Handel ergeben. Normalerweise ist es nämlich so, dass die Altaktionäre ausgezahlt werden. Der sich ergebende Preis pro Aktie kann hier je nach Kaufgebot durchaus den aktuellen Kurs um ein Vielfaches übersteigen. Aber das garantiert halt keiner. Erstmal muss es überhaupt zu einem Verkauf kommen und dafür müssen erstmal Interessenten her. Ein Problem könnte auch sein, dass die hohen Verbindlichkeiten die Verkaufserlöse ganz auffressen bzw. nur wenig übrigbleibt, und bevor die Aktionäre Geld bekommen, werden erstmal die Gläubiger ausgezahlt und zu denen gehören auch die Besitzer von Anleihen, so es welche gibt. Aktionäre sind halt nur Unternehmensbeteiligte, aber Anleihenbesiter gehören zu den Gläubigern, so ist das eben im Leben.
Das eigentliche Problem ist aber die Höhe der Verbindlichkeiten. Selbst bei einer sehr optimistischen Bewertung der verkaufsfähigen Bereiche glaube ich kaum, dass die 700 EUR überhaupt erreicht werden. Ergo würde gar nichts übrigbleiben für Besitzer von Anleihen und schon gar nicht für die armen Aktionäre. Das einzige, was hier helfen könnte, wäre ein erheblicher Schuldenerlass seitens der Hauptgläubiger, also der Banken. Aber warum sollten die das tun?
Wie gesagt, bin ich für alle Fakten insbesondere Bilanzen der Firma dankbar. Dann könnte ich mal ein paar Berechnungen anstellen und was über den Wert der Firma sagen. Eventuell sieht es danach ja doch rosiger aus...
Gruß, JoT
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