Venezuelas Präsident Hugo Chávez tobt über den Staatsstreich in Honduras. Kein Wunder: Er hatte zuvor reichlich Geld in das Land investiert, um dafür Einfluss auf dessen Staatsführung nehmen zu können. Auch in anderen Ländern unterstützt Chávez Linkspopulisten ? und sogar die terroristische Farc.
Kaum hatte das Militär der mittelamerikanischen Republik Honduras deren Präsidenten Manuel Zelaya aus dem Amt vertrieben und außer Landes gebracht, da tobte auch schon Venezuelas Präsident Hugo Chávez: Dass zugleich die venezolanische Botschaft in Honduras? Hauptstadt Tegucigalpa besetzt worden sei, komme ?einer Kriegserklärung? gleich. Nun, drei Wochen später, hat die neue Regierung unter Roberto Micheletti auch die Ausweisung der venezolanischen Diplomaten aus Honduras angeordnet.
Dabei ist der Botschafter, ein Admiral und Chávez-Vertrauter, längst weg: Er koordiniert vom Nachbarland Nicaragua aus den Widerstand gegen die neue Regierung. Venezuela unter seinem links-autoritären Präsidenten, so zeigen diese Details, ist bei der Staatskrise in Honduras mehr als nur ein interessierter Beobachter. Denn in der armen, sieben Millionen Bürger zählenden Staat, geht es auch um die Fortsetzung des linken Expansionskonzeptes, das Chavez überall auf dem Kontinent verfolgt. Die Botschaft in Tegucigalpa war eine Filiale dieses Projektes ? eine besonders erfolgreiche dazu.
Welch ein Grad der Einmischung in Honduras erreicht wurde, beklagte erst vor Kurzem mit bitteren Worten der Erzbischof von Tegucigalpa, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga: ?Wir kämpfen seit langem an gegen eine mit viel Geld ausgestattete Kampagne, die vom venezolanischen Präsidenten Chávez gesteuert wird und die so weit geht, dass Agenten des venezolanischen Geheimdienstes im Lande aktiv sind und die angeblichen Volksproteste gegen die Absetzung von Präsident Zelaya organisieren?, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die venezolanischen "Auslandsinvestitionen? in Honduras beliefen sich in den letzten 16 Monaten auf 624 Millionen Dollar, schätzt das venezolanische Wirtschaftsforschungsinstitut Cieca. Der Linkspopulist Zelaya war dem Staatenbündnis ?Alba? beigetreten, dem schon Bolivien, Ecuador und Nicaragua angehören, ebenfalls Chávez-Verbündete. Zudem erhielt er täglich 20.000 Fass venezolanisches Erdöl zum halben Preis. An die Bevölkerung wurde das Öl zu höheren Tarifen weitergegeben, der Gewinn landete in schwarzen Kassen.
Chávez, der seit zehn Jahren an der Macht ist, hat seine ?Hilfsgelder? stets geschickt zu tarnen gewusst, zum einen über ?Zuwendungen? im Rahmen des Alba-Bündnisses, zum anderen über den Petrocaribe Vertrag, dem Zelaya Ende 2007 beigetreten war. Über ihn bekommen 20 Länder der Karibik und Zentralamerikas täglich rund 200.000 Fass verbilligtes venezolanisches Öl. Nach im vergangenen Jahr veröffentlichten Schätzungen der Opposition hat Chávez in seiner Regierungszeit mehr als 80 Milliarden Dollar ?Auslandshilfe? vergeben. Die Zahl basiert auf Angaben der Zentralbank.
Luis Pedro Espana, Leiter des Projekts Armutsforschung an der katholischen Universität Andres Bello, weist allerdings darauf hin, dass ? trotz großer Ausgaben im Sozialbereich ? die Armut in Venezuela nicht zurückgegangen sei: ?Die Summierung der Anzahl der Familien mit chronischer, struktureller und konjunktureller Armut entspricht immer noch 40 Prozent der Bevölkerung?. Gleichzeitig nehme die Arbeitslosigkeit ständig zu, schließlich hätten in den letzten zehn Jahren rund 45 Prozent der Industriebetriebe ihre Pforten geschlossen, so der Wirtschaftsexperte Klaus Schaeffler.
Die ehemalige Vizeaußenministerin Venezuelas Rosario Orellana, mittlerweile Beraterin bei der Wahlforschungsorganisation ESDATA, beschreibt das Expansionskonzept Chávez wie folgt: ?Machterwerb durch Wahlen, dann Ausschaltung der demokratischer Kontrolle, dann Wahlfälschung, plus Medienkontrolle, plus populistischer Sozialpolitik?. Bemerkenswert ist auch die Unterstützung, die Chávez der kolumbianischen Terrororganisation Farc gewährt: Europäische Sicherheitsdienste wissen längst, dass diese über Rückzugsbasen und Lazarette auf venezolanischem Boden verfügt. Wie geräuschlos die Zusammenarbeit zwischen Chávez und seinen Bündnispartnern funktioniert, sah man letztens am Fall Perus. Dort unterstützt er den Linksnationalisten Ollanta Humala, der bei der letzten Präsidentschaftswahl erst im zweiten Wahlgang Alan Garcia unterlag. Finanziert wird von Chávez auch die Organisation der peruanischen Tieflandindianer ?Aidesep?. Ihr Führer Alberto Pizango stand hinter den gewalttätigen Protesten, die vor einigen Wochen zum Rücktritt von Ministerpräsidenten Jehude Simon führte. Als die peruanische Justiz Pizangos habhaft werden wollte, floh dieser in die nicaraguanische Botschaft in Lima. Dort gewährte ihm Botschafter Tomás Borge Asyl, der stalinistische Innenminister der ersten Regierung Ortega in den 80er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.
http://www.welt.de/politik/ausland/article4171684/...in-Honduras.html ----------- "Wir leben Zürich und Bangkok"
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