Hans Bernecker diskutiert in seiner heutigen AB-Daily die gescheiterten Verhandlungen in Straßburg zur Eurobondfrage. Er resummiert, dass alle besprochenen Varianten in der Schublade verschwänden und dort bleiben. Wie aber soll es weitergehen? Bernecker skizziert eine verblüffende Lösung, an der Experten mutmaßlich hinter den Kulissen arbeiten und die die Märkte nach seiner Meinung beruhigen würde. Ich zitiere:
"die Bundeskanzlerin hat in Strasbourg Klartext gesprochen. Damit ist sichergestellt, dass die Eurobond-Versionen in allen bisherigen Formen vorerst in der Schublade verschwinden. Hoffentlich bleiben sie dort. Sämtliche französischen Versuche inklusive Barroso sind also gescheitert. Ist damit Ruhe eingekehrt, oder beginnt eine neue Runde in Kürze?
Am Rande der Gespräche in Strasbourg wurden einige Ideen kolportiert, die wir zwar mit Vorsicht weitergeben, die jedoch einige Logik enthalten und von Sachkennern vorgetragen werden, deren Meinung hochwertig ist. Auffallend häufig wurde in Strasbourg das Wort Vertragsmodifikation verwendet. Es läuft voraussichtlich auf folgende Überlegungen hinaus: Deutschland kann sich nicht auf ewig in einer Alleinstellung befinden. Das wird politisch nicht gehen. Es müssen also möglicherweise Übergangslösungen in der Refinanzierung gefunden werden, denn 2012 stehen zahlreiche Refinanzierungswellen an.
Der Marktwert vieler Anleihen der fraglichen Länder ist mittlerweile deutlich gesunken, was Sie auch an den aktuellen Zinsen erkennen können. Könnte es eine Institution
geben, welche diese Anleihen zum Marktpreis aufnimmt und diese Käufe fi nanziert, indem sich die jeweiligen Länder über eine andere Kreditfazilität refinanzieren? Das ergibt rein rechnerisch und faktisch über eine bestimmte Laufzeit hinweg eine Reduzierung ihrer eigenen Verschuldung, im Bondbestand ausgedrückt. Rechnerisch ergibt dies eine Reduzierung um 15 % oder auch mehr auf die Gesamtschuld. Wer könnte die Drehscheibe dafür sein? Die EZB kann es nicht sein. Der EFSFRettungsfonds könnte es sein, wenn er zu hinreichend guten Bedingungen eigene Anleihen platzieren kann, welche höher notieren als die Schrott-Anleihen der fraglichen Länder.
Einer solchen Lösung würde Deutschland wohl zustimmen und mithin seine Garantie für einen solchen EFSF-Bond, der dann auch eine Art Eurobond sein würde, nicht versagen. Es ist eine intelligente Lösung die auch in früheren Fällen bei anderen Staaten in ähnlicher Form praktiziert wurde. So auch in Brasilien undin Mexiko. Dazu kommt: Wie viele Anleihen darf die EZB überhaupt aus dem Markt nehmen? Klargestellt ist: Die EZB darf nur von Banken Anleihen erwerben und von keiner anderen Institution. Weder direkt noch indirekt. Der überschlägige Restbestand an fragwürdigen Anleihen bei europäischen Banken wurde in Strasbourg mit 150 Mrd. ? angenommen. Würden diese also angeboten und von der EZB aufgekauft, so wäre dieser Betrag aus den Bankbilanzen eliminiert. Dann säße die EZB auf einem Endbestand von vermutlich 350, vielleicht 400 Mrd. ?. Diese Notlösung gilt als letztlich praktikabel, wenn Deutschland auch weiterhin darauf besteht, dass dies nicht den Bestimmungen entspricht. Die Wirkung auf die Märkte müsste nach dieser Sachlage etwas an Hektik verlieren. Das ist mehr gefühlt als begründet. Jedenfalls steht fest, dass das angebliche frische Kapital für die Banken in einer machbaren Größenordnung liegt."
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