Ich will dir nicht unterstellen, ein Verfechter des Sozialdarwinismus zu sein. Aber die Anwendung darwinistischer Argumentationen auf Bereiche außerhalb der Biologie, sei es auf gesellschaftliches oder auch auf wirtschaftliches, sollte man besser lassen, da selbst bei gut gemeinter Einstellung der Grat zum Sozialdarwinismus verdammt schmal ist. Noch dazu, wenn man über die Schweiz redet, aus der bekanntlich der Calvinismus stammt, welcher dem Sozialdarwinismus zumindest recht nahe steht...
Hinzu kommt, dass die Vergleiche ohnehin nur begrenzt funktionieren. In der Wirtschaft setzt sich mittelfristig eben leider nicht der effektivste/anpassungsfähigste durch, denn dabei würden beispielsweise unterschiedliche Sozial- und/oder Umweltstandards unbeachtet bleiben. Das ist einer der Gründe, warum beispielsweise in der Herstellung von 08/15-Produkten kein Europäer oder Amerikaner mit den asiatischen Massenproduzenten mithalten kann. Bestes Beispiel für diesbezügliche europäische Blauäugigkeit ist der Zusammenbruch der Solar-Panele-Produktion im Osten Deutschlands.
Wodurch kann man sich von den billigeren asiatischen Produkten abheben, um dennoch zu bestehen (und ich denke mal, dass du das vordergründig mit dem "fittesten" gemeint hast, oder?): 1. Man biete eine Qualität an, welche nicht durch einfaches Abkupfern erreicht werden kann. Das bedeutet bei technischen Produkten, dass man einen Innovationsvorteil halten muss - der einzige Weg, den die Schweiz bei Hightech-Produkten gehen kann. Der Weg hat Zukunft, erlaubt aber weder schnelle Änderungen noch große Sprünge, dafür aber eine kontinuierliche Entwicklung. 2. Man setzte explizit auf beim Verbraucher hervorgerufene Emotionen ("Produziert ums Eck", "Schadstoffgeprüft", "Bio" funktionieren so). Für diese Zusatzfeatures sind Verbraucher durchaus bereit, mehr zu zahlen. Funktioniert in bestimmten Bereichen, sicher nicht bei Hightech. 3. Man setzte auf das Luxussegment (per Definition kann es da nicht viele geben) - das gilt derzeit für Schweizer Uhren. Dieser Weg ist der riskanteste, wie der Niedergang des Schweizer Uhrenhandwerks in den 70igern und 80igern deutlich vor Augen geführt hat. Derzeit (und in jüngerer Vergangenheit) in abgeschwächter Form sehr erfolgreich von Apple gelebt.
Man beachte, dass nur einer von 3 möglichen Wegen im Sinne der Argumentation des "fittesten" geführt wird - es ist meiner Meinung nach daher gar nicht notwendig...
Ich würde mich freuen, wenn darwinistisch angehauchte Argumentationen weniger/gar nicht verwendet werden, da sie schnell zu Fehlinterpretationen führen können.
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