erst vor ein paar Wochen.
Wieder liest du nur die Hälfte meiner Postings bzw. immer das was du offenbar lesen willst.
Es ist doch klar, dass hier die Vorwendezeit mit bedacht werden muss. Genau darum ging es doch in meinem Posting. Genau darauf wollte ich hinaus, was der dunkle Parabelritter halt weggelassen hat, weil er damit aufgrund seines jungen Alters nicht konfrontiert war.
Soll ich jetzt das ganze Thema nochmal aufmachen, das wir hier vor Wochen schon besprochen hatten?
Kurz gefasst. Natürlich war die DDR wirtschaftlich nahezu am Ende, und natürlich wurde gesellschaftlich bestimmte Voraussetzungen geschaffen, die den Rechtsradikalismus nach der Wende in dem Maße mitermöglichten. Zufrieden? Ich könnte das jetzt hier im detail weit ausholen, aber wurde hier hundert mal schon getan. Allerdings solltet ihr auch endlich mal zur Kenntnis nehmen, dass ohne die fragwürdige Politik direkt nach der Wende auch ein guter Teil der heutigen Problematik geschaffen wurde. Das sind die Themen, die im obigen Video angesprochen wurden, aber auch weitere Themen. Ich sag nur Kinkel, Biedenkopf, Kohl und Co mit ihren Aussagen während dieser Jahre. Die damalige Gesellschaft war bei weitem nicht so klar gegen rechts wie sie es heute in weiten Teilen ist, auch im Westen nicht. Macht euch bitte nichts vor! Ich war geradezu erschrocken, was damals von Bundespolitikern fast aller großen Parteien geäußert wurde, nicht nur zum Thema Ausländer, auch was Vertriebenenpolitik oder Frauenpolitik anbetrifft. Und Fakt ist auch, was der dunkle Parabelritter hinsichtlich wirtschaftlichem Ausbluten ansprach, ist durchaus ein strukturelles Problem, was so trotz der DDR-Zeit nicht in diesem Maße hätte stattfinden müssen. Und selbst wenn man Politik und Wirtschaft daraus keinen Vorwurf macht, sollte man wenigstens anerkennen, dass diese Situation (egal wer dafür nun die Schuld trägt oder ob man niemandem die Schuld geben kann) nunmal die ostdeutschen Bürger heute noch bewegt. Die in dem Video gesagten Dinge entsprechen nunmal der vollen Wahrheit. Faktisch jede Familie war in den frühen 90er Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen. Faktisch jeder wichtige Job in Politik und Wirtschaft ging erstmal an Westdeutsche. Die gesamte Lebensleistung der Ostdeutschen wurde ihnen oft abgesprochen, vor allem wenn man in bestimmten Berufen tätig war, die als parteinah galten etc.. Und an manchen Dingen hat sich aus Sicht vieler Westdeutschen bis heute nichts geändert, wie von oben herab sie auf die Leben vieler Ostdeutschen schauen. Und ich bin nun wirklich niemand, der darüber jammert, aber das sind einfach die Fakten. Die Story, die der Parabelritter da aus Franken erzählt, sind kein Einzelfall, sondern eher die Regel. Was musste ich mir nicht alle schon als Teenager von gleichaltrigen Westdeutschen anhören, wenn wir in den Westen gefahren sind. Das war für mich kaum zu fassen, wie die auf die DDR und deren Bürger geblickt haben. Und das zieht sich bis heute durch. Soll ja sogar Westdeutsche geben, die bis heute nicht im Osten waren. Aber gut, das mag nur ein randaspekt sein. Fakt ist, sich als DDR-Brüger noch heute als Bürger zweiter Klasse zu fühlen, ist nicht einfach nur ein Hirngespisnt und übertriebenes Jammern. Das ist gelebte Erfahrung seit 1990. ... Und trotzdem darf das nicht dazu führen, sich aufs Jammern zu konzentrieren, geschweige rechts zu wählen. Versteht sich von selbst. Aber wer Geschichte und Gegenwart verstehen will, der muss auch die historischen Fakte zur Kenntnis nehmen und wie sie sich auf die Menschen auswirken können. Ist halt nicht jeder so refletiert wie du und ich. Es gibt auch Menschen, die das rein emotional oder rein faktisch betrachten, ohne es durchzuanalysieren. Und dann fällt man halt schnell mal auf rechte Bauernfänger rein, die wie schon erwähnt schon in den 90ern aus dem Westen kamen und in den letzten 10 Jahren wieder. Also mal nicht so tun als gäbe es so ein Problem gar nicht im Westen. Es ist nur in der Mitte der Gesellschaft deutlich geringer ausgeprägt, was seine Gründe sowohl in den 40 Jahren Teilung als auch den Jahren danach hatte. ... ps: ich gucke übrigens immer gerne "Ein Herz und eine Seele" ... Die Serie hat das Spießbürgertum und den Rassismus auf sehr witzige Weise im Westen aufs Korn genommen. ----------- the harder we fight the higher the wall
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