MC50, der Verweis auf inpunkto war wirklich hilfreich. Hab mir mal die spärlichen Informationen im www.bundesanzeiger.de zu dieser Aragon-Tochtergesellschaft angesehen. Spannend! Ich zitiere mal aus den Jahresabschlüssen 2009 und 2010 der "inpunkto GmbH Mönchengladbach": 2009: "Die Vorräte weisen einen Wert von EUR 6.500.000,00 aus. Mit Vertrag vom 07.12.2009 hat die Aragon Interessentendatensätze im oben genannten Wert in die Gesellschaft eingebracht. Die Einbringung erfolgt im Zusammenhang mit der am 2.12.2009 erfolgten Kapitalerhöhung." 2010: "Die im Vorjahr im Vorratsvermögen ausgewiesenen Interessentendatensätze (€ 6.500.000,00) wurden im laufenden Jahr im Anlagevermögen ausgewiesen und um eine Abschreibung in Höhe der tatsächlichen Inanspruchnahme vermindert." auf EUR 6.432.372,36 ;-) Jetzt muss man noch 2 zusätzliche Sachverhalte mit dieser Information verknüpfen. 1. "Interessentendatensätze" sind in diesem Zusammenhang Kundenanfragen über das Internet, die einen Krankenversicherungsvergleich wünschen (die nervigen Popups). So ein "Lead" wird in der Branche für ca. 70 Euro gehandelt. Hat aber nur eine "Lebensdauer" von wenigen Tagen (der Kunde will halt schnell einen Vergleich / eine "Beratung"). Nach ein paar Tagen braucht sich niemand mehr beim Kunden melden, der hat schon lange bei einem anderen Vermittler abgeschlossen. 2. Aragon hat der inzwischen insolventen MEG AG 2009 ein Darlehen über 6,5 Mio. Euro gewährt (im Rahmen der Übernahme der MEG24) und dieses mit Interessentendatensätze der MEG besichert. Selbst schreibt Aragon im Konzernabschluss 2009 "Da die Liquiditätszufuhr der Aragon an die MEG AG im Form eines besicherten Sanierungsdarlehens erfolgte, hat die Aragon AG aus der Transaktion keine Verluste erlitten. Im Gegenteil: Der qualitativ hochwertigste Teil der MEG-Vermittler ist heute bei unserer Beteiligung inpunkto unter Vertrag und wird dort zum Wachstum im Jahr 2010 beitragen." Ich zähle jetzt mal 1 und 1 zusammen. Aragon hat bei der MEG Übernahme eigentlich 6,5 Mio. Euro "Sanierungsdarlehen" in den Sand gesetzt. Man konnte sich aber einen Verlustausweis in der Größenordnung nicht leisten. Insofern musste die mit kaufmännischer Sorgfalt bewertete "Sicherheit" der MEG AG - mindestens 100.000 Interessentatendatensätze unterschiedlichen Alters als "Wertgegenstand" herhalten und wurde erst eimal (und im Dezember 2009 waren die Interessentatendatensätze ja noch frischer als Ende 2010) als "Vorräte" der inpunkto herhalten. Ende 2010 wollte dann niemand mehr diese 6,5 Mio. Euro "Vorräte" zwischenzeitlich uralter Interessentatendatensätze unterschreiben (und abschreiben war ja erneut nicht möglich) und so wurden sie in immaterielle Vermögensgegenstände des ANLAGEVERMÖGENS (nach HGB zu Anschaffungskosten) umgewidmet und werden nun über Jahrzehnte abgeschrieben (1 lächerliches Prozent in 2010!!!).
Und mal ehrlich, wer glaubt, dass bei der insolventen MEG (Filmtipp: "Versicherungsvertreter" http://www.youtube.com/watch?v=XQS89W84inw) Ende 2009 noch knapp 100.000 nutzbare Interessentatendatensätze herumlagen. Oder wurde hier einfach jeder Altvertrag der MEG wegen der Möglichkeit der Umdeckung als "Interessentatendatensatz" bewertet? Dann freuen sich die Krankenversicherer. Fazit: Ein weiteres Beispiel für die kreative Buchführung der ABL-Bosse. Meine Hochachtung. Klar. Wie immer meine persönliche Meinung. Keine Anlageempfehlung, keine Handlungsempfehlung.
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