Bin voll d'accord mit dir, wenn es um Evotecs vollkommen unzureichende Profitabilität geht. Selbst das Erreichen der oberen Zielspanne für 2024 von 35 Mio ? bereinigtem EBITDA kommt bei ca. 800 Mio ? Umsatz im Grunde eine Frechheit gleich.
2024 ist gewinnseitig ein Katastrophenjahr. Im besten Fall landen wir bei einem Konzernjahresfehlbetrag i.H.v. 150 Mio ?. Im schlechtesten Fall kann der Verlust auch 200 Mio ? betragen.
Es ist vollkommen klar, dass Evotec dieses verheerende Profitabilitätsdefizit nicht weiterführen darf! Nach meiner Kenntnis benötigt Evotec derzeit ein (unbereinigtes!) EBITDA von mindestens 100 Mio ?, um bottom line (Jahresüberschuss) schwarze Zahlen zu schreiben.
Ich bin absolut kein Freund der üblichen Börsenberichterstattung, die selbst Verlustbuden wie ThyssenKrupp Milliardengewinne andichtet, weil man EBITDA und EBIT nicht vom Konzernergebnis unterscheiden kann. Hört sich halt gewaltig an, wenn eine Telekom einen zweistelligen Milliardengewinn (EBIT) erzielt. Wen interessiert es schon, dass das noch Milliarde an Zinsen und Steuern abzuziehen sind...
Auf EBITDA-Basis sind nahezu alle Unternehmen PROFITABEL... das passt zur dt. Einstellung gegenüber der Börse, wo bekanntlich alle Gewinner und Millionäre sind... nur wenn es darum geht, Arbeitnehmer statt Barzahlung am Unternehmen zu beteiligen oder ein Teil der Altersvorsorge über die Börse abzusichern, ist Börse plötzlich der Hort krimineller Spekulanten und reinstes Spielkasino...
Ich bin bei Charlie Munger und halte auf EBITDA-Kennzahlen basierende Gewinnprognosen für Bullshit. Nachhaltig profitable Unternehmen guiden auf EPS-Basis! Da hätte Evotec in der Vergangenheit schlicht eingestehen müssen, dass man das betriebswirtschaftliche Oberziel der Gewinnmaximierung nicht wirklich verstanden und statt dessen im wahrsten Sinne ohne Rücksicht auf Verluste Wachstums- bzw. Umsatzmaximierung betrieben hat.
Für einen Auftragsforscher mit traditionell niedrigen Gewinnmargen ein absolutes NoGo! Dass Analysten das unprofitable Wachstum dennoch jahrelang gefeiert und Evotecs Kursziel in immer luftigere Höhen fortgeschrieben haben, hat leider nicht zu einem besseren Kostenbewusstsein des Managements beigetragen. Letztlich haben auch Anleger das niedrige Profitabilitätsniveau geflissentlich ignoriert und die Aktie ob hohen Umsatzwachstums jahrelang wie Hölle gekauft.
Das hat sich spätestens mit Hr. Lanthalers Abgang dramatisch geändert! Plötzlich ist alles schlecht, was vorher gut war und die Aktie wird vernichtend abverkauft, ganz egal was das Unternehmen an News vermeldet.
Diese Handlungsweise ist. m.E. genauso irrational wie die jahrelange Euphorie zuvor. Und genau da liegt mein Investmentcase. M.E. ist die Marktstimmung gegenüber Evotec mittlerweile derart desaströs, dass schon eine geringfügig positive Nachricht eine Kursexplosion verursachen könnte. Zudem ist die Aktie auch bilanziell mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis nahe 1 m.E. spottbillig. Allerdings ist klar, dass weitere Verluste das bilanzielle EK von aktuell noch ca. 1 MRD EUR schnell aufzehren und mithin das KBV-Argument zerstören könnten. Daher muss die oberste Priorität des Managements nun heißen, die Verlustsituation schnellstmöglich zu beenden und das Unternehmen in die schwarzen Zahlen zu schieben.
Ich gehe davon aus, dass Evotec spätestens im 2. Halbjahr 2025 den break even erreichen kann. Spätestens in 2026 sollte Evotec ein nachhaltig positives EPS erzielen. Das Problem meiner Argumentation ist freilich, dass 2026 aus heutiger Sicht weit entfernt ist und die alles überschattenden Kurzfristtrader kaum über den nächsten Tag hinausblicken, geschweige denn über Wochen, Monate und Jahre. Wenn es ihnen in die Strategie passt, werben si natürlich gern mit prosperierenden Zukunftsaussichten für eine Aktie, aber in Wahrheit geht es immer nur um den nächsten 10% Zock und Charttechnik...
Bevor man bei Evotec investiert sollte man sich klar darüber sein, ob man die Aktie als Kurzfristzock oder als Investment kauft. Für Kurzfristzocker bringt jeder Tag eine neue Long- oder Shortchance. Investoren kaufen das Geschäftsmodell und bemühen Charttechnik ggf. zur Optimierung des Einstiegszeitpunkts...
Kursziele der Analysten sind keine Aussagen über den Unternehmenswert sondern taugen lediglich als Hinweis auf die kurzfristig erwartete Bewegungsrichtung. Bislang lag der Dt. Bank Analyst mit seiner Tendenz als einziger Analyst richtig, wenngleich negative Prognosen in einem hochnervösen Marktumfeld regelmäßig stärkeren Widerhall finden als positive Prognosen. Immerhin hat er sich knallhart auf ein Sellrating festgelegt und nicht auf ein wachsweiches Hold wie Jefferies, das ausgehend vom zurückgezogenen 16 EUR Kursziel und des geringfügigen Upsides zum neuen Kursziel 6,80 ? - angesichts der hohen Volatilität bzw. des signifikanten Anlagerisikos der Aktie - im Grunde auch nur als Verkaufsempfehlung verstanden werden konnte.
Ich bin kein Freund von Shortsellern und Optionsscheinen und daher ausschließlich long investiert. Letztlich liegt es bei Evotecs Management, den Kapitalmarkt von der Anlagestory zu überzeugen. Wie im Chart unschwer ablesbar, ist das Vertrauen weiterhin nahe NULL! Shortseller machen sich diesen Vertrauensmangel gnadenlos zunutze. Wer die Shortattacke beenden will, muss eine mindestens genauso starke Kaufattacke lancieren. So einfach funktioniert Börse. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis...
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