DORTMUND Dank Alexander Frei und einer atemberaubenden Aufholjagd hat Borussia Dortmund das 132. Revierderby gegen Schalke 04 nach einem 0:3-Rückstand noch gedreht. Am Ende trennten sich die Erzrivalen 3:3 (0:2). Im Signal Iduna Park war die Hölle los. ?Ein ganzes besonderes Derby?, urteilte BVB-Kapitän Sebastian Kehl.
In einer ersten Hälfte auf fußballerisch mäßigem Niveau erreichte der BVB nie jene Dominanz, die Trainer Jürgen Klopp sich gerade für den Beginn des Spiels erhofft hatte. Schalke, angetreten in 4-3-3-Ausrichtung mit Jefferson Farfan (links) und Gerald Asamoah (rechts) auf den offensiven Außenbahnen, reichte nach zehn Minuten eine stabile Ordnung gegen Dortmunder, die in der Vorwärtsbewegung an Harmlosigkeit nicht zu überbieten waren und zu allem Überfluss in den ersten 45 Minuten auch mehr Zweikämpfe verloren als der Erzrivale.
BVB-Stürmer Mohamed Zidan, der die Kugel in der fünften Minute in aussichtsreicher Position verstolperte, lief sich permanent in Eins-gegen-Eins-Situationen fest. Im Mittelfeldzentrum enttäuschten Sebastian Kehl und Tamas Hajnal zunächst maßlos. Bereits zur Pause schien das Spiel entschieden: Nach einem Handspiel von Manndecker Neven Subotic im eigenen Strafraum hatte Schiedsrichter Lutz Wagner (Hofheim) auf den Elfmeterpunkt gezeigt ? Farfan traf zum 1:0 für Königsblau (20.). In der 39. Minute verlor Borussias Kapitän Sebastian Kehl im Mittelfeld schließlich den Ball an Heiko Westermann, der lief auf und davon, bediente Rafinha ? und als Schalkes Brasilianer die Kugel aus zehn Metern im langen Eck untergebracht hatte, war der Streit um Rafinhas Olympia-Abstellung vergessen.
Rafinhas Tätlichkeit bleibt ungeahndet
Auf der Nordtribüne feierten die Gästefans ein Freudenfest. Allerdings hätte Rafinha zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen. In der 28. Minute hatte er in Mark-van-Bommel-Manier Dortmunds Nelson Valdez mit dem Ellenbogen niedergestreckt ? Wagner zückte nur den gelben Karton. Unmittelbar nach der Pause versuchte Klopp, das Offensivspiel zunächst mit Alexander Frei (46., für Valdez) und später mit Diego Klimowicz (64., für den mit Pfiffen verabschiedeten Zidan) zu beleben. Doch ins Tor traf zunächst erneut Schalke 04 ? zum 3:0. BVB-Torhüter Roman Weidenfeller hatte im Fünfmeterraum gegen Kevin Kuranyi gepatzt, Heiko Westermann, den Kehl und Co. im Mittelfeld der Gelsenkirchener selten in den Griff bekamen, staubte aus zwei Metern per Kopf ab (53.). Die Partie drohte spätestens jetzt in einem Desaster für die Hausherren zu enden. Doch urplötzlich erwachte die Borussia ? dank Frei. Nach einer Ecke des Schweizers sorgte Subotic für einen ersten Anflug von Hoffnung im schwarzgelben Lager. Der US-Amerikaner stieg höher als Bordon und köpfte den Ball gegen die Laufrichtung des Schalker Torhüters Ralf Fährmann zum 1:3 aus Sicht des BVB ins Netz (66.).
Anschlusstreffer aus Abseitsposition
Vier Minuten später zog Frei höchstpersönlich aus 28 Metern ab. Ein Schuss wie ein Strich ? nur noch 2:3. Allerdings stand Dortmunds Antreiber im Abseits, bevor er die Kugel angenommen hatte. Das Stadion wurde nun zur Fußball-Hölle, der Lärmpegel erreichte Rekordsphären. Erst recht, als nach Christian Pander (Gelb-Rot, 73.) auch Fabian Ernst vom Platz gestellt worden war (76.). Ernst hatte BVB-Mittelfeldakteur Jakub Blaszczykowski von hinten umgesäbelt und Rot gesehen.
Durch einen schmeichelhaften Elfmeter (angebliches Handspiel von Mladen Krstajic) erzielte Frei eine Minute vor dem Schlusspfiff schließlich noch das 3:3. Der Schlusspunkt unter ein denkwürdiges Fußballspiel. ?Es fühlte sich an wie ein Sieg?, sagte Kehl.
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