Wenn sich ein Klub selbstironisch als "Karnevalsverein" tituliert, und wenn dessen bisheriger Trainer beim neuen Arbeitgeber um exakt 11.11 Uhr vorgestellt wird, ist das für die Medien eine Geschichte. Überhaupt ist ein Trainerwechsel eine spannende Angelegenheit. Am Montag gab es die erste Kontaktaufnahme zu Jürgen Klopp, am Mittwoch folgte das Ja-Wort. Montag, 19. Mai BVB-Chef Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc und Cheftrainer Thomas Doll treffen sich gegen Mittag zur Analyse der abgelaufenen Saison. Während dieser Sitzung erklärt Doll seinen Rücktritt.
Als möglichen Nachfolger nennt Zorc nur einen Namen: "Jürgen Klopp." Am Abend nimmt er erstmals Kontakt mit dem Noch-Mainzer auf. Der ist überrascht wie erfreut zugleich: "Wir waren tags zuvor nicht aufgestiegen, was sich nicht besonders gut anfühlt.
Aber es gibt schlimmeres,als eine Anruf von Borussia Dortmund." Zorc erkennt bereits in diesem ersten Telefonat "große Übereinstimmungen in den wesentlichen Eckpunkten".
Dienstag, 20. Mai Watzke und Klopp treffen sich zu einem persönlichen Gespräch "in NRW" (Watzke).
Das Gästebuch auf seiner Internet-Homepage quillt über. Unzählige BVB-Fans tragen sich ein und beknieen Klopp förmlich, nach Westfalen zu wechseln.
Mittwoch, 21. Mai Telefonkonferenz zwischen Watzke, Zorc und Klopp. Detailfragen werden geklärt. Später weiteres persönliches Zusammentreffen, bei dem Übereinkunft über die Zusammenarbeit erzielt wird.
Freitag, 23. Mai 97 Journalisten, darunter elf Kamerateams und über ein Dutzend Berufsfotografen, warten im Presseraum des Signal Iduna Park auf die Präsentation des neuen BVB-Coaches. Die Sender "N24" und "ntv" berichteten live. Um exakt 11.11 Uhr betreten die Herren das Podium. Watzke dankt in seinen Begrüßungsworten nochmals dem scheidenden Coach Thomas Doll für dessen Arbeit und stellt fest: "Thomas geht nicht als Gescheiterter. Er hat uns im Vorjahr souverän die Klasse gehalten und uns in dieser Saison in den UEFA-Cup geführt."
Mit Jürgen Klopp hat der BVB seinen Wunschkandidaten verpflichten können. "Wir haben nur mit ihm gesprochen", betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung.
Am Abend folgt die große Abschiedsparty in Mainz. Klopp: "Ich war 18 Jahre bei diesem Klub. Sollten mir jemals negative Worte über die Lippen kommen, bitte ich darum, dass man mir mit einer Eisenstange gegen das Schienbein schlägt."
|