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Weihnachtseinkauf ganz groß: Das Ringen um Kaufhof
10. Dezember 2011, 15:47 Uhr
Der Betrachter reibt sich verwundert die Augen. Ist es in diesen Tagen doch ganz offensichtlich so, dass sich zwei schwerreiche Männer aus dem Ausland einen regelrechten Übernahmekampf um das deutsche Warenhausunternehmen Kaufhof liefern. Um Warenhäuser! Hatte man nicht gerade erst vom Kaufhof-Mutterkonzern Metro gehört, das diesjährige Weihnachtsgeschäft sei überhaupt nicht gut angelaufen? Und kauft der boomende Onlinehandel dem klassischen Warenhaus nicht Jahr für Jahr mehr Schneid ab? Warum nur ist der Warenhausdinosaurier Kaufhof vor diesem Hintergrund so attraktiv? Die Antwort fällt nicht ganz leicht - und hat aus Sicht des derzeit favorisierten Bieters, des Österreichers René Benko, gewiss vor allem mit den Immobilien in bester Lage zu tun. Aus denen lässt sich immer etwas machen. Der ebenfalls interessierte Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen wiederum braucht Kaufhof (oder einen Partner) über kurz oder lang, um Karstadt nachhaltig zu sanieren. So ist es schön, dass es überhaupt Interessenten für Kaufhof gibt. Leider dürfen die Mitarbeiter das aber nicht als besonders gutes Zeugnis für die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells ihres Arbeitgebers nehmen.
Hier die zugehörige Meldung:
Das Rennen um die Übernahme des Warenhausunternehmens Kaufhof geht in die entscheidende Phase. Am Freitag kommender Woche will der Aufsichtsrat des Einzelhandelskonzerns Metro über den Verkauf der Tochtergesellschaft entscheiden, und grundsätzlich scheint der österreichische Immobilieninvestor René Benko die besten Chancen zu haben, zum Zuge zu kommen.
Für Benko hat sich allerdings eine unerwartete Hürde aufgebaut, denn die Wiener Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit wegen des Verdachts der Geldwäsche. Doch Benko ist sich sicher, diesen Verdacht schon bis zur Mitte der kommenden Woche in einer für die Metro zufriedenstellenden Weise entkräften zu können. „Bei uns ist Geldwäsche ausgeschlossen", sagte Benko im Gespräch mit dieser Zeitung. Das werde man gegenüber der Metro durch eine juristische Einschätzung einer der größten Anwaltskanzleien Österreichs untermauern.
Eine deutliche Aussage zu diesem Thema ist auch nötig. „Denn wenn Benko hier tatsächlich Schwierigkeiten bekommt, können wir den Kaufhof an ihn nicht verkaufen", hieß es am Freitag bei der Metro. Und am kommenden Freitag soll der Aufsichtsrat zu diesem Thema nicht im Ungewissen gelassen werden. Benko aber hat ein reines Gewissen: „Es geht hier um einen ganz normalen Kauf und Verkauf einer Immobilie", sagte er. Das Ermittlungsverfahren geht wohl auf die Anzeige einer Luxemburger Bank aus dem Jahr 2009 zurück, über welche die betreffende Immobilientransaktion in Luxemburg abgewickelt wurde. Die kurze Haltefrist und der dennoch angefallene hohe Gewinn waren offenbar auffällig genug, um den Verdacht auf Geldwäsche durch die Staatsanwaltschaft prüfen zu lassen. „Es ist eine reine Verdachtsmeldung", gibt Benko dazu zu Protokoll. Es bestehe aus seiner Sicht kein Grund zur Sorge.
Benko dementierte zudem Berichte, wonach sein Immobilienunternehmen Signa der Metro ein Kaufangebot für Kaufhof in Höhe von lediglich 2,05 Milliarden Euro unterbreitet habe, nachdem zuvor von einem Preis von 2,4 Milliarden Euro die Rede gewesen war. „Das tatsächlich vorgelegte Angebot ist attraktiver als 2,05 Milliarden Euro", sagte Benko. Ihm sei unerklärlich, woher diese Zahl komme. Auch ein Metro-Sprecher sagte, die von Benko gebotene Preis-Bandbreite liege deutlich höher. Zur tatsächlichen Höhe der offenbar schon vor einigen Tagen abgegebenen Offerte wollten sich beide Seiten aber nicht äußern. Benko ist davon überzeugt, Kaufhof allein und ohne einen Verbund mit Karstadt erfolgreich weiterführen zu können. „Es handelt sich um ein Unternehmen, das konstant Gewinn macht", sagte Benko. Die Erträge seien attraktiv, Kaufhof brauche Karstadt nicht.
Dem Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen wird von einem Metro-Sprecher zwar bescheinigt, gemeinsam mit dem Finanzinvestor Blackstone ein „seriöses Angebot" vorgelegt zu haben. Bestätigt wird von der Metro allerdings auch, dass man Berggruen bisher keinen Zutritt zum sogenannten Datenraum ermöglicht habe. Dieser Datenraum ermöglicht den Zugriff auf alle relevanten Geschäftszahlen von Kaufhof, was für eine eingehende Unternehmensprüfung (die sogenannte „due diligence") unerlässlich ist. Ein Sprecher von Berggruen beklagte in diesem Zusammenhang immer wieder neue Fragen und Bedingungen. Metro begründet die Vorsicht mit dem Konkurrenzverhältnis von Kaufhof und Karstadt.
Hier besteht also bisher Exklusivität für Benko, für den nun zugleich die Zeit knapp wird. Gelingt es ihm entgegen seinen Erwartungen doch nicht, den Geldwäsche-Verdacht auszuräumen, und sollte das Gebot letztlich doch zu viele Nebenbedingungen enthalten, die den Kaufpreis aus der Sicht von Metro unattraktiv erscheinen lassen, ergäbe sich für Berggruen eine neue Chance. Die Entscheidung über den Verkauf von Kaufhof würde dann aber erst im neuen Jahr fallen.
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