Dir unterläuft hier ein Denkfehler, wenn du vom Mittel der Zinsen über einen längeren Zeitraum ausgehst, denn das ist keineswegs der "neutrale Leitzins", der weder expansiv noch restriktiv wirkt.
Wo genau der neutrale Zins liegt, ist übrigens umstritten, die FED hat aber mal betont, er müsse in etwa so hoch sein wie die nominale BIP-Wachstumsrate. Schwächt sich also die Wirtschaft ab und sinkt die Inflation, wirkt sich beides (!) auf die nominale Wachstumsrate aus und die Zinsen können sinken, wenn eine neutrale Zinspolitik gefahren werden soll.
Darüberhinaus mache ich mir vor allem Gedanken über die Wirkungen der bereits erfolgten Zinserhöhungen. Wir sind uns ja einig darüber, daß es wegen der niedrigen Zinsen in den USA eine Blase am Immobilienmarkt gegeben hat, die in Folge der bereits gestiegenen Zinsen inzwischen langsam Luft abläßt. Dieser Prozeß wird andauern und belasted nicht nur den Konsum (wegen gestiegener Hypothekenzinsen), sondern auch die Wirtschaft ganz allgemein, denn der boomende Häusermarkt war ein Turbo für die Bauwirtschaft, für Zulieferer und alle anderen Branchen, die beim Häuserbau und bei der Einrichtung mitverdienen.
Die bisherigen US-Wirtschaftsdaten zeigen kein eindeutiges Bild, m. E. ist sich nicht mal die FED im klaren darüber, wie es weitergehen wird, sozusagen fliegen die jetzt "auf Sicht". Sie werden ihre Zinsentscheidungen anhand der demnächst hereinkommenden Daten treffen, denke ich mal. Deswegen ist es auch müßig, sich darüber zu streiten, was passieren wird. Ich gehe für 2007 jedenfalls von sinkenden US-Zinsen aus, in der Eurozone rechne ich erstmal mit weiter steigenden Zinsen, denn da ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
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