Stuttgart 21

Stuttgart - Und wieder ist eine neue Stufe in der nach oben offenen Eskalationsskala im Konflikt um Stuttgart 21 erreicht. Das Staatsministerium beschwert sich beim katholischen Bischof Gebhard Fürst über den Stuttgarter Stadtdekan Michael Brock, nachdem der dem Ministerpräsidenten Stefan Mappus einen "Politikstil in Rambomanier" vorgeworfen hatte. Das klingt zunächst nach einer nachvollziehbaren Reaktion - schließlich ist ein Vergleich mit dem wild um sich schießenden Filmsoldaten nicht eben als Kompliment zu werten, sondern für den Regierungschef nachgerade eine Provokation. Dies gilt umso mehr, da Brock sich selbst als neutralen Moderatoren sieht, der zwischen Gegnern und Befürwortern des Bahnprojekts vermitteln will. Insofern hat der Geistliche mit seiner Wortwahl unnötig Öl ins Feuer gegossen.
Betrachtet man jedoch den Kontext, in dem Brock diesen Satz gesagt hat, dann kann man auch zu einem anderen Schluss kommen. Denn Tatsache ist, dass der Prälat nach dem von den Projektgegnern für gescheitert erklärten Sondierungsgesprächen sowohl die Pro- als auch die Contra-Fraktion kritisiert hat. Explizit dem Sprecher des Aktionsbündnisses, Gangolf Stocker, hat der Geistliche vorgeworfen, dass der den Gesprächsfaden viel zu früh habe reißen lassen. Diesen Vorgang aber scheint der Beschwerdeführer aus dem Staatsministerium ausgeblendet zu haben. Und ob er bedacht hat, welches Signal er sendet, wenn ein Staatsdiener einem trotz alledem um Ausgleich bemühten Kirchenmann derart die Leviten liest, ist bestenfalls offen. Zur Versachlichung der Lage trägt der Rüffel aus dem Hause Mappus jedenfalls nicht bei.

Doch darum geht es längst nicht mehr. Denn einig scheinen sich Gegner und Befürworter inzwischen nur noch in einer Einschätzung zu sein: dass es keinen Kompromiss mehr geben wird.