Es wird Zeit, etwas Öl auf die geschundenen Anleger-Seelen zu gießen: Biotech-Aktien von Unternehmen, die (noch) rote Zahlen schreiben, sind hoch riskant und somit volatil. Trends lassen sich daher nicht ohne den Blick auf lange Zeiträume beurteilen. Der Chartverlauf seit Emission zeigt m. E. dennoch interessante und ermutigende Tendenzen: Zunächst entwickelte sich die Aktie auf einem Niveau um 8€ seitwärts. Eine problematische klinische Studie führte zum Kursrutsch, der in einen Abwärtstrendkanal mündete, der die Finanzkrise hindurch anhielt. Im Herbst 2009 wurde der Turnaround geschafft und bis zur Jahreswende setzte eine stürmische Entwicklung ein ("Jetzt geht es los!"), die sich rückblickend als Übertreibung einstufen läßt. Gewinnmitnahmen läuteten einen Abwärtstrend ein. Im Frühjahr beherrschte die Euro-Krise die Nachrichten. Während eines firmenseitig nachrichten-armen Sommers, der auch generell an der Börse lustlos bis unsicher verlief, gab die Aktie bis unter 2€ nach. Im Herbst kam der nächste Schub durch positive Nachrichten, der jedoch nicht in eine Jahresendralley mündete. Und prompt sind wir wieder bei den Gewinnmitnahmen bzw. Enttäuschungen. Dabei hat der Aktienkurs den langfristigen Aufwärtstrendkanal nicht verlassen und die 200-Tagelinie nicht durchbrochen. Mit Ausnahme der Verwässerung durch die Aktienausgabe gibt es keine negativen Nachrichten. Auch die Volumina sind im Vergleich zum Vorjahr unauffällig. Die Bilanz (Ergebnis je Aktie) enwickelt sich seit 2009 erfreulich (abnehmendes Minus; die Jahre vor 2008 habe ich nicht betrachtet). Gesamtinterpretation: Die 8€ waren Vorschußlorbeeren und kommen erst wieder, wenn die Firma schwarze Zahlen schreibt. Mit Ausnahme der genannten klinischen Studie hat die Firmenleitung alles richtig gemacht. In der damaligen Situation die Nerven zu bewahren und den Blick auf das Machbare zu lenken, war m. E. eine reife Leistung! Meta-Analyse der vorhandenen Daten und Auslizenzuerung von Desmoteplase brachten Geld, das mit der Erweiterung des Indikationsgebietes und dem Zukauf der Narkose- und Schmerzmittel sehr gut eingesetzt wurde. Zwar ist die vorzeitige Auslizenzierung von Desmoteplase mit Einbußen bei den Einnahmen verbunden, aber die breitere Aufstellung und die neuen, vielversprechenden Entwicklungsprojekte rechtfertigen den Schritt. Ausblick: Ohne Finanzkrise und Panne bei Desmoteplase wäre die Aktie heute vermutlich bei 14€ (oder die Firma übernommen). Wenn die Entwicklung von Desmoteplase, M6G und Remimazolam weiter erfolgreich verläuft (wahrscheinlich, aber ohne jede Garantie), sollte sich der Wert der Aktie innerhalb der nächsten 3-4 Jahre verzehnfachen. Bis zum Erreichen der Gewinnschwelle, wahrscheinlich sogar bis zum Einstieg von Großinvestoren (Fonds) fliegt die Fledermaus in dem ihr eigenen Zickzackkurs weiter. In der Situation gibt es zwei Strategien: "buy and hold" oder Trendfolge-Strategie (beobachten und Aufwärtsphasen mitnehmen). Studien haben gezeigt, dass die Trendfolgestrategie die höchsten Renditen erzielt. Leider werden die Studien ohne Berücksichtigung der "Mitesser" (Broker und Fiskus) erstellt. Wer die Trendfolgestrategie fährt, sollte entweder mit automatischen oder mentalen Stopp-Loss-Kursen arbeiten - Emotionen schaden dem Gemüt und dem Geldbeutel. Die angehängten Charts habe ich aus dem Internet (Bankenportal) und mit einem Malprogramm durch Trendlinien (Pfeile) ergänzt. Sie zeigen den Aktienkurs, die 200-Tagelinie, die 50-Tagelinie und das Volumen. Zur Person: Ich bin Biologe und Paion-Aktionär seit Ende 2008. Ich möchte nicht altklug wirken: Meine Vorhersage für den Jahresendkurs war entschieden optimistischer als der Kursverlauf. So ist das Leben an der Börse. FROHES Fest und gute Gewinne!
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