... er in den letzten Jahren mit seiner immerhin fast 7%igen Beteiligung an Yahoo! und damit auch als größter Einzelaktionär nichts gegen diese offensichtliche Fehlentwicklung "seines" Unternehmens getan hat. Gut, er was schon seit jeher der Mann im Hintergrund von Yahoo!, hat sich immer brav hinter Jerry Yang oder dem jeweiligen CEO "versteckt" und war somit quasi unsichtbar, aber er ist sicherlich nicht auf den Kopf gefallen und als Chief Yahoo und Mitverantwortlicher für die "Vision" von Yahoo! muss doch auch er ein gewisses Interesse daran gehabt haben, dass Yahoo! nicht derart untergeht!?
Es mag ja sein, dass man es irgendwie versäumt hat, sich frühzeitig im Bereich Yahoo! Search richtig zu positionieren, aber auch als das klar wurde und man seine Fehler in der Weiterentwicklung erkannt hat, wurden keine gezielten Schritte unternommen, um sich wenigstens langfrisitg einen Teil des Kuchens zu sichern. Mit Microsoft hatte man ja schon einen Partner, der im Bereich der Suchalgorithmik mit Google mithalten konnte. Man hatte selbst mehr als genügend Manpower für den redaktionellen Teil, da das Internet nicht allein aus Suchergebnissen einen sinnvollen Kontext schaffen kann, und man hatte Geld für Investitionen in der Tasche. Yahoo! hätte das führende Nachrichtenportal im Internet werden können, hätte gezielt (wie im Bereich Finanzen oder Sport) die Informationen aus unterschiedlichen Quellen konsolidieren und miteinander verknüpfen können, um für die Online-Nutzer einen Mehrwert zu generieren. Das funktioniert aber nicht, wenn man nicht global denkt und agiert. Die Welt funktioniert überall ein wenig anders und deshalb hätte man seine Gelder nicht in überteuerte CEOs oder für im Wohnzimmer zusammengestrickte Blog-Seiten investieren dürfen, sondern in die Übernahme großer regionaler und überregionaler Player. Eine Übernahme von AOL (mit seiner Huffington Post) wäre zum Beispiel ein gutes Beispiel für einen überregionalen Player gewesen, die deutsche Seite von T-Online (für 100 Mio € in 2014) ein Beispiel für eine reichweitenstarke regionale Anlaufstelle. Solche lokalen und weitgehend unabhängige Publikumsseiten existieren in nahezu allen europäischen, südamerikanischen oder auch asiatischen Ländern und man hätte für deren Akquisition oder für Joint Ventures mit den lokalen Betreibern vielleicht die eine oder andere Milliarde an Dollars investieren müssen, aber so hätte man sich (neben Google) z. B. auch in Europa ein starkes Standbein schaffen können, und das mit weitaus qualifizierteren Inhalten! Das hätte auch die Anzeigenpreise stabislisiert und gerade für die global denkende Kundschaft einen echten Mehrwert geschaffen.
Marissa Mayer hat nie verstanden, dass der grundlegende Unterschied zwischen Search und Content darin liegt, dass Content regionale Eigenarten und Vorlieben berücksichtigen muss, während diese Aufgabe bei der Auflistung von Suchergebnissen dem einzelnen Nutzer weitgehend selbst überlassen wird. Sie ist halt eine "typische Amerikanern", die der Aufassung ist, dass die Welt überall so funktioniert wie vor ihrer Haustüre. Das ist auch der Unterschied, weshalb Google und Facebook so erfolgreich sind und Yahoo! schlichtweg keine Rolle mehr spielt. Yahoo! wäre mit einer richtigen internationalen Strategie in der Lage gewesen, die Welt aktiv mitzugestalten und auch besser zu verstehen. Selbst wenn man nach und nach seine gesamte Beteiligung an Alibaba verkauft (und voll versteuert) hätte, um dieses Geld sinnvoll in die Erschließung neuer regionaler Märkte zu investieren, hätte man heute mehr Erfolg und womöglich eine höhere Marktkapitalisierung als Alibaba selbst. Die technologischen Voraussetzungen wären vorhanden gewesen, um das größte geordnete und objektive Informationsmedium auf diesem Planeten aufzubauen. Gescheitert ist es an Kleingeistern wie David Filo und Marissa Mayer, die es schlichtweg versäumt haben, auf ihren Reisen durch die Welt die Augen zu öffnen und zu verstehen, dass Menschen überall zwar (fast) gleich aussehen, aber eben auch anders ticken und deshalb auch mit (speziell für sie angepasste) Informationen bedient werden wollen. Was Unternehmen wie Coca Cola, McDonald's, Starbucks, Nestlé, Microsoft oder IBM über die Jahrzehnte gelernt haben und was letztlich das Erfolgsrezept für deren globalen Erfolg gewesen ist, hat das Yahoo!-Management bis heute nicht begriffen und deshalb auch nie umsetzen können.
Schade eigentlich, denn der Ball lag schon im Strafraum und der Stürmer stand alleine vor dem Tor, aber dann brachte er es tatsächlich fertig, den Ball mehrere Meter neben den Pfosten zu setzen, weil er nur auf den Ball blickte und darüber völlig vergaß, wo das Tor stand ...
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