Die Meldung, dass die PCK seit kurzem Erdgas in der Wasserstoffanlage einsetzt, klingt für Laien unspektakulär. Wasserstoff produziert die Raffinerie, um damit den Schwefel aus Diesel und Benzin zu binden. Die Anlage H2B wurde 2002 gebaut und hat dafür bislang Gase als Ausgangsstoff genutzt, die als Nebenprodukte in der Raffination des Erdöls ohnehin anfielen: Butan, Naphta und Raffineriegas, das aus mehreren Gasen besteht. So konnte relativ günstig Wasserstoff erzeugt werden.
Zehn Jahre später hat sich der Markt so entwickelt, dass Gase wie Butan und Propan stark nachgefragte Produkte oder Komponenten geworden sind, die die Anteilseigner der Raffinerie auch gut auf dem Markt verkaufen können oder zu Produkten wie Propylen weiterverarbeiten kann. Ersetzt die PCK diese Einsatzstoffe durch das nun deutlich billigere Erdgas, kann das Werk die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffanlage entscheidend verbessern.
Möglich wurde der Austausch der Einsatzstoffe erst mit dem Engagement der PCK zur Ansiedlung von Firmen auf dem benachbarten Industriepark. Die Verbio stellt dort Biodiesel, Bioethanol und seit 2011 auch Bio-Gas in Erdgasqualität her. Der erforderliche Anschluss von Verbio an das Erdgasnetz der EWE, der mit Unterstützung der PCK und über deren Gelände erfolgte, kommt auch der Raffinerie selbst zugute. Bereits seit April 2010 konnte das Werk mehrere Prozessöfen mit Erdgas befeuern. Mittlerweile ersetzen 5000 bis 10 000 Kubikmeter Erdgas pro Stunde andere Einsatzstoffe, die die PCK gewinnbringender weiterverarbeiten kann.
In einem zweiten Schritt wurde nun auch Erdgas direkt als Einsatzstoff in die Wasserstoffproduktion eingeführt. Derzeit sind es 1500 Kubikmeter Erdgas pro Stunde, die hochwertige Gase wie Butan oder Naphta ersetzen. Wenn alles läuft, will die PCK die anderen Gase nahezu vollständig ersetzen, was ein Vielfaches der jetzigen Einsparung bedeuten würde.
Ermöglicht haben die Umstellung nicht nur der französische Verfahrensgeber Technip, sondern auch Dienstleister der PCK vor Ort wie Rohrplan Schwedt, VTA und PRT.
Die PCK gilt als eine der Spitzenraffinerien in Europa und kann im Vergleich laut Solomon-Studie Topwerte bei Produktionskosten, Personal und Instandhaltung aufweisen. Nachholbedarf wird ihr jedoch hinsichtlich der Energieeffizienz bescheinigt. Mit Verbesserungen wie dem Erdgaseinsatz in der H2B oder einem neuen Aromizerofen mit höherem Wirkungsgrad, dessen Bau begonnen hat und im Stillstand 2013 beendet wird, will sich die PCK dieser Herausforderung stellen.