Sumaya Farhat-Naser erzählte, wie sie in Palästina seit neun Monaten leben. Der Gaza-Streifen ist in zwei Gebiete unterteilt, im einen leben 1 Million Palästinenser und im anderen 6000 israelische Siedler mit 20 000 Soldaten, die sie beschützen. Den israelischen Siedlern wird das Zehnfache an Wasser zugeteilt , hier blüht alles, und in den palästinensischen Teilen verdorren die Pflanzen und Felder. Überall sind Panzer, die den Menschen den Weg von einem Teil in den anderen versperren. In der Westbank gibt es 180 israelische Siedlungen mit einem eigenen Strassennetz. Dann gibt es ein anderes Strassennetz für die Palästinenser. Bei jeder Kreuzung befindet sich ein Checkpoint der israelischen Besatzungsmacht, im Ganzen sind es 92 Checkpoints. Das kleine Land ist in 48 getrennte Gebiete unterteilt! Und wenn man täglich zur Arbeit fahren muss, sieht das folgendermassen aus: Man fährt 5 km mit dem Auto, darf erst auf Befehl aussteigen und wird von israelischen Soldaten mit Gewehr durchsucht. Wenn man einfach aus dem Auto aussteigt, ohne auf den Befehl zu warten, wird man erschossen. Dann muss man kilometerweit zu Fuss gehen und alles bei 35 Grad Hitze durch gebirgiges Gelände tragen. Dann sind wieder 5 km zu fahren, und es beginnt von neuem. Dies ist eine bewusste Schikane der Israeli mit einem System dahinter: Die «Nation soll bestraft werden», man will «dem Volk eine Lehre erteilen», es sei eine «Kollektivstrafe» - das ist die Sprache der Besatzung. Barak hat die Sache ausgearbeitet. Sie heisst Segregation (Absonderung einer Bevölkerungsgruppe nach Religion, Sprache oder Rasse), aber die Siedlungen werden beibehalten. Das Leben soll dem palästinensischen Volk schwergemacht werden, man schafft Tatsachen, damit nie ein zusammenhängendes Gefüge entsteht, wo ein palästinensischer Staat entstehen könnte. Die einmal ausgehandelten Verträge sollen rückgängig gemacht werden. Hubschrauber bombardieren die Dörfer, und die Menschen laufen voller Furcht aus den Häusern und verstecken sich. Die Tochter von Frau Farhat-Naser kann abends oft nicht nach Hause zurückkehren, weil Sperren da sind. Sie muss sich dann irgendwo einen Platz zum Übernachten suchen. Es gibt unterdessen 70% Arbeitslosigkeit in Palästina. All das ist der beste Nährboden für Fanatismus und Gewalt.
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