27.09.2000 Genmab nicht zeichnen GoingPublic
Bis 10. Oktober könnten die Aktien des Antikörperproduzenten Genmab A/S (WKN 565132) in einer Preisspanne von 34 bis 40 Euro gezeichnet werden, berichten die Anlageexperten von GoingPublic.
Die Erstnotiz sei für den 18. Oktober an der Börse Kopenhagen und am Neuen Markt vorgesehen. Die Bekanntgabe der Zuteilung und des Emissionspreises falle auf den 11. Oktober. Begleitet werde die Emission von der UBS Warburg als Konsortialführer. Außerdem seien die Commerzbank und die Carnegie Bank im Konsortium vertreten. Platziert würden 6 Mio. Stammaktien. Weitere 0,9 Mio. Aktien stünden im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) zur Verfügung. Bei voller Ausübung des Greenshoe betrage der Free Float 30,4%.
Das dänische Unternehmen Genmab A/S sei im Februar 1999 von der amerikanischen Muttergesellschaft Medarex, Inc. gegründet worden. Das schnellere und kostengünstigere Entwickeln neuer Medikamente auf Basis menschlicher Antikörper stehe im Mittelpunkt der Unternehmenstätigkeit. Zur Zeit würden 24 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Ende des Jahres solle sich diese Zahl auf 40 belaufen. Das junge Unternehmen vertraue auf die Technologie gentechnisch veränderter Mäuse des Mutterhauses. Diese einzigartige Allianz ermächtige zur Nutzung der amerikanischen Technologieplattform.
Die patentrechtlich geschützte HuMab-Mouse-Technologie ermögliche das gezielte Auffinden vollständiger Humanantikörper. Die erklärte Doppelstrategie stellt einerseits durch geschlossene Partnerschaften mit Oxford GlycoSciences, Immunex und Eos Biotechnology mögliche Ansatzpunkte für neue Medikamente, sogenannte targets, zur Verfügung. Andererseits würden die Dänen die Strategie der hauseigenen Produktentwicklung verfolgen.
Die Beteiligung der Medarex belaufe sich vor dem IPO auf 45 %; nach dem Börsengang werde der Anteil auf 33 % schrumpfen. Diese Partnerschaft sichere der Konzernmutter Einnahmen an Forschungserfolgen, da die Tochter über die europäischen Verwertungsrechte verfüge. Außerdem verdiene die Konzernmutter durch Lizenzeinnahmen, die das Tochterunternehmen Genmab im Erfolgsfall an Medarex zahlen müsse. In der Entwicklungspipeline seien vier Produkte: Ein Mittel gegen rheumatische Arthritis befinde sich an der Schwelle zur zweiten klinischen Testphase. Ein entzündungshemmendes Medikament und zwei weitere Krebswirkstoffe würden präklinische Testphasen durchlaufen und sollen 2001 in die Klinik vorstoßen.
Zweifelsohne lasse sich Genmab einer strategischen Unternehmensgründung zuordnen. Dieses innovative Businessmodell, die Übertragung der amerikanischen Verwertungsrechte auf ein europäisches Tochterunternehmen, verkörpere ein Novum in der Biotechnologie und am deutschen Wachstumsmarkt. Der unerwartet schnell verlaufende Börsengang lasse vermuten, an der europäischen ?Gründer- und Biotech-Konjunktur? gezielt teilhaben zu wollen. Die im Vergleich zu anderen Antikörperproduzenten mit sieben Wirkstoffkandidaten sehr gut bestückte Forschungspipeline der Medarex bewerte die Börse mit einer Marktkapitalisierung von ca. 4 Mrd. USD. Gelinge das Ausreizen am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne, würde sich für Genmab eine Marktkapitalisierung von gut 900 Mio. Euro ergeben. Diese Bewertung erscheine recht ambitioniert, seien doch erste Umsätze nicht vor 2002 zu erwarten und das Erreichen des Break Even auf das Jahr 2005 datiert.
GoingPublic rate nicht zur Zeichnung. Mutige Anleger, die dem sehr großen Markt für Antikörpermedikamente vertrauen, sollten entweder langfristig durchhalten oder aufgrund des gewagten Geschäftsmodells durchaus Zeichnungsgewinne mitnehmen.
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