Halbleiterhersteller Die Infineon-Aktie bleibt ein Verkauf
24. Januar 2005 "Bleiben Sie an der Seitenlinie", empfahl die Investment Bank Goldman Sachs vor anderthalb Wochen den an Technologiewerten interessierten Anlegern mit Blick auf Infineon. Das Münchener Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, die Ergebnisprognosen zum letzten Quartal 2004 unterlaufen zu haben. Wer die Botschaft ernstgenommen hat, kann sich freuen. Denn seit der "Gewinnwarnung" vom 12. Januar ist der Kurs des Papiers von 7,48 Euro auf zuletzt 7,18 Euro gefallen. Das entspricht einem Minus von 4,2 Prozent. Seit dem letzten Handelstag vergangenen Jahres ist der Börsenwert des Konzerns um 11,1 Prozent gefallen.
Mit diesem Kursverlust hat Infineon seinen Ruf untermauert, eine der Loser-Aktien im Dax zu sein. Schon im vergangenen Jahr trug die Notiz die "rote Laterne" (Siemens-Abkömmlinge zählen zu Verlierern des Jahres). Und der zu Wochenbeginn gelieferte Ausblick auf den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2004/05 ist nicht angetan, sich auf dem Spielfeld zu tummeln und Infineon zu bejubeln, um in dem von Goldman Sachs gewählten Bild zu bleiben.
Konzern: Einsparpotential von 200 Millionen Euro "identifiziert"
Nach dem schwachen Abschneiden im Auftaktquartal 2004/05 rechnet Infineon wegen Lagerbeständen, Preisdrucks und der üblichen saisonalen Abschwächung mit einer weiter schwachen Geschäftwentwicklung. Für den Zeitraum Oktober bis Dezember hatte der Münchener Chipkonzern, der nun erstmals eine Größe für die geplanten Sparmaßnahmen nannte, bereits am 12. Januar eine Umsatz- und Gewinnwarnung abgegeben.
Infineon gehe für das laufende zweite Geschäftsquartal (per Ende März) von einem weiteren Rückgang bei Umsatz und Ergebnis aus, teilte der viertgrößte Halbleiterhersteller der Welt am Montag mit. Als Gründe hierfür nannte Infineon saisonale Effekte, Preisdruck in allen Märkten und sinkende Nachfrage durch die anhaltende Anpassungen von Lagerbeständen bei den Kunden. "Wir haben Kosten, Investitionen und Nettoumlaufvermögen weiter optimiert und für das Geschäftsjahr 2004/05 eine Reduzierung der Fixkosten in Höhe von 200 Millionen Euro gegenüber den ursprünglichen Planungen identifiziert", sagte der im September angetretene Vorstandschef Wolfgang Ziebart laut Reuters.
Ergebnis je Aktie von 5 Cent auf 19 Cent verbessert
Bereits vor anderthalb Wochen hatte Infineon angekündigt, im letzten Quartal 2004, das gleichsam das erste Geschäftsquartal Infineons darstellt, wegen des schwachen Dollars, sinkender Auslastung und vorhandener Lagerbestände die Prognosen der Analysten verfehlt zu haben. Die neuen Erwartungen hat Infineon indes gut getroffen. So fiel vor Steuern und Zinsen (Ebit) ein Gewinn von 211 Millionen Euro an nach 113 Millionen Euro im Vorquartal. Darin enthalten waren allerdings einmalige Lizenzzahlungen von 118 Millionen Euro im Zuge der Einigung mit ProMos in einem Rechtsstreit sowie Aufwendungen von 132 Millionen Euro für Wertminderungen und Wettbewerbsverfahren.
Unter dem Strich betrug der Gewinn 142 Millionen Euro nach 44 Millionen Euro im Vorjahr. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von fünf Cent auf 19 Cent, wobei Analysten nach der "Gewinnwarnung" lediglich mit 17 Cent je Anteilsschein und 130 Millionen Euro beim Periodenergebnis gerechnet hatten. Der Umsatz sank im Vergleich zum Schlußquartal 2003/04 um neun Prozent auf knapp 1,82 Milliarden Euro - und das, obwohl das Weihnachtsquartal in der Technologiebranche als das stärkste gilt, wie Reuters anmerkt.
Kein Papier für auf steigende Kurse setzende Anleger
In einer ersten Reaktion sprachen Aktienhändler laut Dow Jones-vwd mit Blick auf die Infineon-Zahlen von einem "non-event". Die vorbörslichen Notierungen ließen auf einen weiter fallenden Kurs schließen, und der frühe Handel verläuft mit einem Minus von 1,4 Prozent auf 7,08 Euro entsprechend. Nicht anderes legt auch das Kursbild nahe. Die Notiz bewegt sich in einem seit April vergangenen Jahres anhaltenden Abwärtstrend, der in den vergangenen Tagen wieder etwas steiler geworden ist. Aus charttechnischer Sicht muß die Aktie nun darum kämpfen, die Unterstützung bei sieben Euro nicht auch noch zu reißen. Danach wäre die Marke von 6,50 Euro der nächste mögliche Haltepunkt.
Auch von der Bewertung her bietet Infineon wenig Hoffnung. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 ist die Aktie ambitioniert bewertet, so teuer wie STMicroelectronics und etwas teurer als Intel (18,1). Die Aktie der Münchener Chipherstellers braucht bis auf weiteres kein Mensch, der nachhaltig steigende Kurse erwartet.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @thwi
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PS "Spekulation auf eine technische Gegenreaktion", mehr aber auch nicht, wenn überhaupt! Mittel- und langfristig sehe ich da eher schwarz, resp. rot, auch wenn ich im vergangenen Jahr die Infineon-Aktie wie ein "Weltmeister" getradet hatte - dieses Jahr lasse ich erst einmal die Finger davon. Ich freue mich dennoch für euch, sollte eure Spekulation aufgehen. Good Trades!
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