04.09.2010
(www.emfis.com) Die Werte aus dem chinesischen Solar-Sektor trumpften diese Woche mit einer starken Performance auf.
Das Solactive China Solar Index Zertifikat (DB2CSL) legte im Vergleich zur Vorwoche 9,7 Prozent auf 6,24 Euro zu. Der Index enthält die Aktien von 9 großen chinesischen Solarunternehmen.
Das überwiegend in China produzierende Solarunternehmen
Canadian Solar erhielt in letzter Zeit viel Gegenwind. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ermittelt wegen Verdacht auf fehlerhafte Bilanzen, und erst vor zwei Wochen konnten die Zahlen für das erste Quartal veröffentlicht werden. Diese Woche folgte nun der Bericht für das zweite Quartal, der allerdings die Erwartungen der Analysten nicht ganz erfüllte.
Der Nettogewinn von
Canadian Solar betrug 3,2 Millionen US-Dollar, nachdem das Unternehmen letztes Jahr noch einen Gewinn von 17,7 Millionen US-Dollar verbucht hatte. Verantwortlich für den Rückgang um 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr waren wechselkursbedingte Verluste wegen des schwachen Euro in Höhe von 9 Millionen US-Dollar und 4,8 Millionen US-Dollar an Anwaltskosten in Verbindung mit der Untersuchung der US-Börsenaufsichtsbehörde. Der Umsatz konnte sich dagegen gegenüber dem Vorjahr auf 328,7 Millionen US-Dollar nahezu verdreifachen. Für das dritte Quartal rechnet Canadian Solar mit einem Absatz von Zellen mit einer Leistung zwischen 190 und 200 Megawatt. Die Gewinnmarge wuchs im Quartalsvergleich von 12,4 auf 13,6 Prozent an, da das Unternehmen jetzt verstärkt auf Solarzellen aus eigener Produktion zurückgreifen kann. Bislang wurden überwiegend Solarzellen von Drittanbietern eingesetzt. Canadian Solar schätzt, dass die Gewinnspanne im dritten Quartal auf 14,5 bis 15,5 Prozent anwachsen dürfte.
Dennoch scheint die Pechsträhne für
Canadian Solar noch nicht vorbei zu sein, da das Unternehmen jetzt von
LDK Solar wegen Vertragsbruchs vor eine Schiedskommission in Shanghai zitiert wurde. In dem im Jahre 2008 geschlossenen Zuliefervertrag verpflichtete sich Canadian Solar, für einen Zeitraum von zehn Jahren Wafer für einen festgesetzten Preis abzunehmen. Canadian Solar hat das Abkommen jedoch einseitig aufgelöst, da von den Solarwafern letztes Jahr nur 40 Megawatt geliefert wurden und dieses Jahr 80 Megawatt statt 120 und 170 Megawatt . LDK argumentiert hingegen, dass Canadian Solar seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei. LDK besteht auf die weitere Gültigkeit des Vertrages und klagt nun auf Schadensersatz.
Solarfun hingegen kommt in den Genuss eines wahren Geldregens. Der südkoreanische Chemieriese Hanwha Chemical, der im August in das Unternehmen eingestiegen ist, um Zugang zum chinesischen Markt zu bekommen, hat angekündigt, bis 2018 mehr als 3 Billionen Won (2,5 Milliarden US-Dollar) in Solarfun zu investieren. Die Produktionskapazität des Unternehmens soll mit Hilfe von Hanwha von derzeit 900 Megawatt auf 1,5 Gigawatt erweitert werden. Auch
Yingli Green Energy hatt offenbar große Pläne: Diese Woche wurde bekannt gegeben, dass Chinas zweitgrößtes Solarunternehmen mit dem südkoreanischen Siliziumhersteller
OCI einen Liefervertrag von 2011 bis 2015 über 442 Millionen US-Dollar abgeschlossen hat. Zwar kann Yingli den Rohstoff für seine Solarprodukte mittlerweile auch selbst herstellen, doch schafft es das Unternehmen bisher noch nicht, den ganzen eigenen Bedarf abzudecken. Selbst wenn man allerdings in Erwägung zieht, dass sich der Vertrag über fünf Jahre erstreckt, ist das Auftragsvolumen doch sehr hoch. Dazu passt auch, dass Yingli im Juli zwei neue Werke in Betrieb nahm, die die Jahreskapazität des Unternehmens voraussichtlich auf 1 Gigawatt steigern werden. Der Konzern scheint also davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Solarmodulen in den nächsten Jahren deutlich anziehen wird.
Und die Chancen dafür stehen tatsächlich nicht schlecht. In China bietet das Unternehmen bei vier großen Solarprojekten mit, und in New Jersey und Kalifornien ist
Yingli inzwischen zum größten Lieferanten von Photovoltaikmodulen avanciert. Während in den USA die Solarförderung auf Bundesebene einfach nicht in die Gänge kommen will, liegen nun alle Hoffnungen auf den einzelnen Bundesstaaten, wobei Kalifornien die Vorreiterrolle übernommen hat. Ende August hat die California Public Utilities Commission (CPUC) den Vorschlag zur Abstimmung vorgelegt, ein Einspeisevergütungsmodell einzuführen. Das Programm ist auf 1.000 Megawatt in zwei Jahren angelegt und könnte den US-amerikanischen Solarmarkt deutlich beleben. Yingli würde mit seiner starken Marktpräsenz in Kalifornien und den niedrigen Produktpreisen überdurchschnittlich davon profitieren.
Und auch in China tut sich einiges. Bereits seit Monaten geht das Gerücht um, dass China regenerative Energieträger bald im größerem Stil als bisher fördern will. Ende Juli erklärte die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform schließlich, dass sie an einem zehnjährigen Entwicklungsplan für alternative Energiegewinnung arbeite.
Jian Bing, Chef der National Energy Administration (NEA), enthüllte, dass Peking von 2011 bis 2020 bis zu 5 Billionen Yuan (570 Milliarden Euro) in die alternative Energieindustrie des Landes investieren wolle. Auf diese Weise könnten 15 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Für die Solarfirmen wäre dieses Investitionspaket natürlich ein gefundenes Fressen. Den Angaben nach will Peking die Solarstrom-Kapazitäten bis 2020 auf 20.000 MW mehr als versechzigfachen. Bereits 2015 soll der Anteil von Solarenergie, Windkraft und Biomasse 2,6 Prozent des gesamten chinesischen Energieaufkommens erreichen. Derzeit liegen grüne Energieträger dort noch bei weniger als einem Prozent.