ROUNDUP: Q-Cells bekräftigt Prognose - 'Finanzlage robust' LEIPZIG (dpa-AFX) - Nach dem überraschenden Rücktritt seines langjährigen Finanzchefs Hartmut Schüning hat der weltgrößte Solarzellenhersteller Q-Cells seine bereits mehrfach gesenkte Prognose auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Leipzig bekräftigt. Das Unternehmen gehe von einem Umsatz zwischen 1,3 und 1,6 Milliarden Euro aus, sagte ein Firmensprecher. Beim Produktionsvolumen werde mit 600 bis 800 Megawatt gerechnet. Die Finanzen des Unternehmens seien "in bester Ordnung", die Finanzausstattung sehr solide. "Wir stehen sehr robust da und damit werden sicher durch die Finanzkrise fahren", betonte der scheidende Finanzvorstand Hartmut Schüning nach Angaben des Q-Cells- Sprechers. "Mein zentrales Anliegen dieses Jahr war es, dass wir Finanzierungsmaßnahmen umsetzen können, in denen wir unser Schiff in dieser schwierigen Zeit, in dem schwierigen Finanzmarktumfeld, hochseetauglich machen können, und das ist uns in den letzten Wochen vollumfänglich gelungen", erklärte Schüning. Als Beispiel nannte er den Verkauf von Firmenanteilen am norwegischen Solarsiliziumhersteller Renewable Energy Corporation (REC).
RÜCKTRITT IRRITIERT DIE BÖRSE
Am Abend vor der Hauptversammlung hatte Q-Cells überraschend den Wechsel im Finanzvorstand vermeldet: Nachfolger von Schüning, der eine berufliche Auszeit nehmen wolle, wird Nedim Cem (43). Der Finanzexperte und Unternehmensberater war den Angaben zufolge bis 2008 Finanzchef der Kion-Gruppe, dem nach eigenen Angaben weltweit zweitgrößten Hersteller von Gabelstaplern mit Sitz in Wiesbaden. Schüning habe sich bereiterklärt, in der Übergangszeit beratend zur Seite zu stehen.
Börsianer zeigten sich dennoch irritiert. Es sei ungewöhnlich, dass ein Finanzvorstand so kurzfristig das Unternehmen verlässt, sagte ein Händler. Ein anderer Marktteilnehmer ergänzte, dass der Nachfolger Cen als Unternehmensberater Erfahrung mit Krisensituationen und Restrukturierungen gesammelt habe und darauf spezialisiert sei. Das alles gebe durchaus Raum für Spekulationen. Q-Cells-Aktien verloren zum Handelsauftakt am Donnerstag rund 4,5 Prozent an Wert, begrenzten aber bis zum Nachmittag ihre Verluste auf knapp 3 Prozent. Der Aktieneinbruch zeige, dass Anleger nichts Positives hinter der Meldung vermuten.
Q-CELLS ZULETZT IN SCHWIERIGKEITEN
Den Zeitpunkt vor der Hauptversammlung hatte ein Unternehmenssprecher am Mittwochabend damit erklärt, dass Schüning sich beim Aktionärstreffen von den Anteilseignern verabschieden wolle. Zudem habe es der Finanzchef vermeiden wollen, in der Nähe der nächsten Quartalszahlen seinen Schritt bekannt zu geben. "Schüning ist vor fünf Jahren in den Q-Cells-Vorstand gekommen und hat das Unternehmen geprägt", sagte der Sprecher. "Das merkt man bei jedem Gang durch das Unternehmen." 2005 habe Schüning den Börsengang des Unternehmens federführend gestaltet und sei maßgeblich für die Entwicklung von Q-Cells zum weltgrößten Solarzellenhersteller verantwortlich gewesen.
Zuletzt waren die Schatten über dem Vorzeigeunternehmen aus Ostdeutschland aber größer geworden. Gleich dreimal musste der Vorstand seine Prognosen im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise zurückschrauben. Zudem musste Q-Cells Kurzarbeit beantragen. Im ersten Quartal verbuchte das Unternehmen wegen einer Abschreibung auf die veräußerte REC-Beteiligung einen Nettoverlust von fast 400 Millionen Euro. Im operativen Geschäft hingegen erwirtschaftete Q-Cells trotz der Krise noch einen Gewinn von fast 15 Millionen Euro./nl/pb/tw
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