Ich denke es wird eine Lösung geben, aber eben nicht umsonst. Das schreibt Lupus auf w:o zum Thema: Es geht Spectrum nicht um die 9 Mio EUR, die ihnen angeblich zustehen.
Das behauptet zwar GPC: Im Rahmen des Schiedsgerichtsverfahrens behauptet Spectrum vor allem Anspruch auf eine Zahlung von ca. 9,0 Millionen Euro (ca. 12 Millionen US-Dollar) zu haben.
Doch wenn Spectrum lediglich die 9 Mio EUR einklagen wollte, wären sie vor ein US-Bezirksgericht gegangen und hätten auf die Zahlung der 9 Mio EUR geklagt. Damit wäre es im ungünstigsten Fall für GPC auf eine 9-Mio-EUR-Zahlungsverpflichtung hinausgelaufen.
Aber nein, Spectrum wird GPC einen arglistigen Betrugsversuch vor. Das ist die Begründung für die geforderte Rückübertragung der Lizenzechte! (Stand aber doch schon im Link zu Spectrum in meinem allerersten Posting dazu drin.) Folge: Selbst wenn GPC die strittige Summe nun bezahlen würde, wäre damit der Haupt-Vorwurf von Spectrum nicht vom Tisch, sondern sogar bestätigt!
(...)hat GPC Biotech das Lizenzabkommen und die "stillschweigende Verpflichtung zu Treu und Glauben" (implied covenant of good faith and fair dealing) vorsätzlich und erheblich verletzt (...) Abgesehen von den geldwerten Verletzungen durch GPC Biotech, hat das Unternehmen das Lizenzabkommen auch durch folgende, wesentlichen Unterlassung verletzt: Unterlassung wirtschaftlich vertretbare Anstrengungen, um eine behördliche Zulassung für Satraplatin in Japan zu erhalten und den Vertrieb von Satraplatin in Japan zu fördern, Unterlassung, Spectrums Rechte an Satraplatin in den Unterlagen von GPC Biotech korrekt anzugeben sowie Unterlassung, Spectrum Kopien der gesamten sich auf Satraplatin beziehenden Korrespondenz mit der FDA zukommenzulassen. Dies alles sind Dinge, die nach dem Lizenzabkommen vorgesehen sind. (...) Aufgrund dieser zahlreichen und erheblichen Verletzungen des Lizenzabkommens beinhaltet Spectrums Forderung ebenfalls eine Erklärung, dass die Vertragsverletzungen durch GPC Biotech einen Grund zur Beendigung des Lizenzabkommens darstellen. Sollte das Lizenzabkommen beendigt werden, wäre GPC Biotech verpflichtet, alle Rechte an Satraplatin an Spectrum zu übertragen, einschliesslich der Unterlizenzierungsabkommen.
Das größte Risiko für GPC besteht also mitnichten darin, läppische 9 Mio EUR an Spectrum zu zahlen, sondern die Rechte an Satraplatin unwiderruflich zu verlieren - und sogar die bereits geschlossenen Unterlizenzen gratis an Spectrum abgeben zu müssen. Oder siehst Du das anders? Wie hoch Du die Wahrscheinlichkeit für den worst-case einschätzt, ist eine andere Frage, aber den worst-case würde ich nicht verleugnen. Ich rede da nichts herbei, Spectrum droht das an.
Natürlich wird Brändle nun jedem Aktionär gegenüber Optimismus versprühen - was soll er auch anderes machen? Jegliche ehrliche Antwort zu den Risiken könnte Spectrum wiederum als Schuldeingeständnis ausnutzen. Auch CGL hatte sich seinerzeit bis zuletzt überzeugt gezeigt, dass CAT keine Chance mit ihren Forderungen hat.
Die Strategie von Spectrum ist einfach und effektiv: Wir nutzen einen Aufhänger, der womöglich auch an den Haaren herbeigezogen ist, setzen eine maximale Drohkulisse in Gang - und das vor einem Schiedsgericht, wo wie gesagt sowohl GPC als auch Spectrum die Beisitzer benennen müssen, die sich dann wiederum auf einen Vorsitzenden einigen müssen. Falls sie sich nicht einigen wird einer von der AAA bestimmt. Und so einer ist US-Staatsbürger, nur mal so wertfrei erwähnt.
Ob die Vorwürfe von Spectrum wirklich komplett jeder Grundlage entbehren, wird niemand hier beantworten können. Vielleicht stimmt es, dass GPC nicht den kompletten Schriftverkehr mit der FDA an Spectrum weitergeleitet hat? - Sicher nicht böswillig, sondern aus Versehen oder Unachtsamkeit, aber eine Vertragsverletzung bliebe es wohl.
Völlig klar, dass sich da in den Beisitzern zwei diametral gegensätzliche Sichtweisen gegenüberstehen würden. Was macht also der vorsitzende Obermufti? Er bewegt beide Parteien zu einem faulen Kompromiss. Und der könnte lauten, GPC darf seine Lizenz behalten, muss aber künftig den doppelten Tantiemesatz an Spectrum abdrücken. Oder sonstwie. Aber ohne Konzessionen wird ein Schiedsgericht für GPC nicht ausgehen. Oder der Obermufti schließt sich kompromisslos der Sichtweise einer Partei an und seine Stimme entscheidet. Das ist eher selten, im Fall Merck aber eingetreten - mit ebenjenen Folgen: Voller Verlust der erworbenen Lizenzrechte. Nur, dass Merck das ein bisschen lockerer sehen kann - und deren Aktionäre auch.
Als MorphoSys-Aktionär verabscheue ich natürlich die hinterlistigen und böswilligen Erpressungen der angelsächsischen Unternehmen - aber als Realist würde ich mir die möglichen Folgen stets vor Augen halten!
Meine Frage ist übrigens noch nicht beantwortet: Wurde das Risiko in den GPC-Threads überhaupt thematisiert? (Ich habe keinen Bock, dazu jetzt hunderte von für mich belanglosen Postings durchzuscannen, um das zu überprüfen - habe nur gesehen, dass Ville sogar eine GPC-Erwartungsliste hat, die aber den Worst-Case unterschlägt...) Falls nicht - kann man ja noch machen. Ich sehe für mich aber keinen Anlass, als selbsternannter Warner bei einer Aktie aufzutreten, in die ich nicht investiert bin. So lange GPC das Geld zur Weiterentwicklung von 1D09C3 nicht ausgeht, interessiert mich das Unternehmen halt nicht so sehr...
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