Die Begeisterung für Phoenix Solar (PS) kann ich nicht teilen, insbesondere nach Durchsicht der Veröffentlichungen zum 31.03. und 30.06.2009 und Vergleich mit vorherigen Berichten und Pressemitteilungen. Dies vor dem Hintergrund, da PS am 25.06.2009, nur 6 Wochen nach Veröffentlichung der Quartalszahlen zum 1. Quartal 2009 am 14. Mai 2009, in der die EBIT-Prognose für 2009 mit € 31 Mio. bestätigt wurde, diese widerrufen hat, keine Prognose abgibt und nur von einem 'positiven EBIT ausgeht' (Ist dies eine Vorankündigung, dass in 2009 kein Gewinn erzielt wird?). Viele Fragen bleiben offen: 1) Aussage PS: Im 2. Quartal 2009 sei ein positives EBIT von € 0,1 Mio. erzielt worden, damit die Gewinnschwelle erreicht. Frage: Im Halbjahresbericht 30.06.2009 (Chancen- und Risikobericht, 6.2) steht, dass PS die Abnahmeverpflichtungen für Module aus Langfristverträgen im 1. und 2. Quartal 2009 teilweise nicht erfüllte (u.a. gemäß Halbjahresbericht Verschiebung in Folgequartale - zu welchen Preisen, also auch Verschiebung der Abnahme zu hohen Preisen??) und mit Lieferanten bezüglich marktgerechter Preise nachverhandelt. Es besteht das nicht bezifferte Risiko einer üblichen Kompensation/Strafzahlung an die Lieferanten für die Nichtabnahme. Wäre unter Berücksichtigung dieser möglichen 'Kompensation' ein positives EBIT ausgewiesen worden?? Hinzu kommt, dass die Bewertung der Vorräte an Modulen bei weiter fallenden Preisen weitere Abwertungen nach sich zieht. Ist dies zum 30.06.09 im Ergebnis berücksichtigt?? Ergebnisse um die "schwarze null" werden häufig dadurch erzielt, dass man die Speilräume bei der bilanziellen Bewertung voll ausnutzt!! 2) Aussage PS: Im 1. Halbjahr 2009 seien die Umsätze lt. Pressemitteilung mit € 152,5 Mio. um € 0,7 Mio. höher gewesen als im 1. Halbjahr 2008 (€ 151,8 Mio.). Frage: Im Halbjahresbericht 2009 (S. 3 und S. 25 und S. 35) steht, dass die Gesamtleistung des PS-Konzerns bei € 135,6 Mio. lag, mithin € 16,8 Mio. (= ca. 11%) unter der Gesamtleistung des 1. Halbjahres 2008. Warum? Wurde der Umsatz von € 16,8 Mio. durch Verkauf an ein Konzernunternehmen erzielt, der im Rahmen der Konsolidierung als Umsatz "herausfällt" (z.B. Verkauf an Phoenix Solar Energy Investments, die eigentlich Projekte an institutionelle Investoren verkaufen soll, dieses Projekt jedoch nicht verkauft hat und in den eigenen Büchern hält, aufgrund der Verschmelzung auf die Konzernmutter Phoenix Solar AG dieser Umsatz herausgefallen ist??)? Wie ist dieser zu bewerten? Kein echter Aussenumsatz!! 3) Aussage PS Pressemitteilung zum 30.06.2009, dass der Auftragsbestand € 181,2 Mio. betrug. Zu bedenken ist, dass per 31.03.2009 der Auftragsbestand bei € 248 Mio. lag, d.h. PS konnte den Auftragsbestand des 31.03.2009 nicht halten, erst recht nicht ausbauen, was wohl notwendig ist, wenn der Plan des Gesamtjahresumsatzes 2009 von € 520 Mio. eingehalten werden soll. Die Hoffnung auf eine Jahresendrallye könnte sich als trügerisch herausstellen, insbesondere da es scheint, dass der Umsatz vor allem aus dem Segment Komponenten & Systeme = Verkauf Dachanlagen an Private herkommen soll. Hier besteht das Risiko, dass nicht genug Installationskapazität, d.h. Unternehmen, die die Dachanlagen aufstellen, für die Erzielung des Umsatzes in 2009 vorhanden ist. Kleine Vergleichsrechnung: Per 30.06.2008 erzielte PS einen Umsatz von € 151 Mio. Der Auftagsbestand lag bei € 230 Mio. gemäß Pressemitteilung vom 14.08.2008. Der Jahresumsatz 2008 lag bei € 402 Mio. Überschlägig gerechnet hat PS den Umsatz per 30.06.2008 plus Auftragsbestand plus ca. € 20 Mio. an Zusatzaufträgen umgesetzt. Per 30.06.2009 lag der Umsatz bei € 152,5 Mio., der Auftragsbestand bei € 181,2 Mio., insgesamt ca. € 333 Mio. Um den geplanten Jahresumsatz von € 520 Mio. zu erreichen, müssen noch Aufträge von ca. € 190 Mio. hereingeholt werden. Bei fallenden Modulpreisen müssen die Absatzzahlen zusätzlich steigen, um diesen Umsatz zu erzielen. Sehr sehr ambitioniert vor dem Hintergrund der Krisensituation in Deutschland und dem weggebrochenen Auftragsbestand im Kraftwerksbereich Ausland (minus € 111 Mio., bzw minus 95%) !! Zu bedenken auch, dass der Umsatz für einen Aktionär nicht wichtig ist, sondern das Ergebnis. Die Rendite für eine Aktieninvestition errechnet sich aus dem Gewinn (auch nicht auch EBIT oder EBT) und dieser beträgt für die Periode 01.01. - 30.06.2009 minus € 4,9 Mio. (EPS € -0,73). Wie soll im Gesamtjahr 2009 ein positives Ergebnis erzielt werden, wenn die Margen in der Gesamtbranche unter Druck sind?? Insofern auch unverständlich, wie die Analysten von Nord LB und Goldman Sachs auf die hohen Kurziele für PS kommen. Wunschdenken bzw. Hochrechung auf Basis unrealistischer Zahlen? Viele Berechnungen für Solarprojekte in Deutschland, sei es im privaten wie im Kraftwerksbereich, basieren auf staatlichen Subventionen, die vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation sicherlich nicht in dieser Höhe verbleiben werden (lt. Presse könnten unter Berücksichtigung der derzeitigen Einspeisevergütungen bis zu € 77 Milliarden bis 2013 an Subventionen notwendig werden, die der Steuerzahler/Stromkunde aufbringen soll!! Passiert bestimmt nicht.). Es ist davon auszugehen, dass sämtliche Subventionstöpfe nach der Bundestagswahl überprüft und möglichst stark zurückgefahren werden (Haushaltssperre). 4) Projekt Singapur Changi Airport: Es ist zwar erfreulich, das der Auftrag eingeholt wurde, doch wovon redet man hier. Ein Projekt zur Erzeugung 'über 280.000' kWh Strom (entspricht dem Verbrauch von ca. 80 Haushalten!!)? Der Auftragswert liegt überschlägig bei gut gerechnet max. € 500.000 - € 800.000. Daneben wurde der Auftrag in einer Ausschreibung gegen 18 andere Unternehmen gewonnen, so dass nicht davon auszugehen ist, dass ein nennenswerter Gewinn erzielt wurde (wenn überhaupt), eher Vorzeigeprojekt unter Inkaufnahme von Verlusten. Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Wenn PS immer Pressemitteilungen für Umsätze dieser Größe herausgeben würde, müssten täglich (merhere) Pressemitteilungen kommen. Zm Schluss: Wenn PS ein so gutes Investment sein soll, warum steigen die meldpflichtigen größeren Investoren aus, zuletzt gemäß Halbjahresbericht M.M. Warburg-Invest, Luxemburg, die ihren Anteil von 4,98% (in 2008 noch 5,54%) auf 2,64% reduziert haben. Auch der Anteil von JP Morgan hat sich von über 5% in 2008 auf 3,1% reduziert. Steigen die Profis aus??? Finanzberichte und andere Veröffentlichungen mögen zwar langweilig sein und bürokratisch wirken, es stehen jedoch viele Informationen drin (vor allem Chancen- und Risikobericht), die für einen Investor wichtig sind, schließlich setzt man sein eigenes Geld ein. Also LESEN.
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