(Interessant wäre auch, zusätzlich das Verhalten gewisser Politiker und Funktionäre zu untersuchen. Danach könnte man besser verstehen, warum es Jaxx so schwer fällt, in diesem Umfeld zu bestehen.)
25. Sept. 2011, NZZ am Sonntag Destruktive Dynamik im Handelsraum Gemäss einer Studie agieren Händler deutlich rücksichtsloser als Psychopathen Im Rahmen einer Arbeit an der Uni St. Gallen ist das Verhalten von professionellen Händlern untersucht und mit dem von diagnostizierten Psychopathen verglichen worden. Die Resultate sind beunruhigend. Markus Städeli
Das Timing der Studie ist perfekt: In einer MBA-Arbeit an der Universität St. Gallen haben Thomas Noll und Pascal Scherrer das Verhalten von 27 professionellen Tradern untersucht, die hauptsächlich bei Schweizer Banken, aber auch bei Rohstoffhändlern und Hedge-Funds arbeiten.
Sie taten das in einer Art und Weise, die den direkten Vergleich der Resultate mit einer existierenden Studie an 24 Psychopathen in deutschen Hochsicherheits-Kliniken und einer Kontrollgruppe von 24 «normalen» Personen ermöglichte. Die Ausgangs-Hypothese war, dass sich Trader in einem Gefangenendilemma-Computerspiel ähnlich rücksichtslos, egoistisch und unkooperativ wie Psychopathen verhalten würden ? dabei aber eine deutlich bessere Performance erzielen.
Anzeige: Diese Annahme ist widerlegt worden, allerdings in einem für die Händler ungünstigen Sinne: Im Computerspiel verhielten sie sich nämlich deutlich unkooperativer als die Psychopathen und deren Kontrollgruppe. Von 40 Spielzügen der Händler waren durchschnittlich mehr als 12 unkooperativ. Die Psychopathen ? deren Charakter man vereinfacht als empathie- und verantwortungslos umschreiben kann ? hatten sich nur für 4,4 unkooperative Züge entschieden. Bei der Kontrollgruppe lag diese Grösse bei 0,2.
Bei der Performance schnitten die 27 Händler, die von Berufes wegen mit Instrumenten wie Aktien, Derivaten oder Devisen handeln, sogar schlechter ab als die Psychopathen. Zwar maximierten sie ihren relativen Gewinn auf Kosten ihres Computer-Gegenspielers. Doch bei der wichtigen Performance-Grösse ? dem absoluten Gewinn ? erzielten sie ein leicht tieferes Ergebnis als die Psychopathen. «Wenn man den relativen Gewinn nur dadurch maximiert, dass man den absoluten Gewinn des Spielpartners reduziert, hat das etwas sehr Destruktives», sagt Co-Autor Thomas Noll. Er ist Psychiater und Leiter Vollzug bei der Justizvollzugsanstalt Pöschwies. «Es ist, als malträtiere man das teure Auto des Nachbarn mit einem Baseballschläger, um selber das schönste Auto im Quartier zu haben.»
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