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DETROIT/ROUNDUP 3: Autobranche erwartet schwieriges Jahr 2010 17:22 12.01.10
DETROIT (dpa-AFX) - Die Automobilbranche sieht die Talsohle in der schwersten Branchenkrise der Nachkriegszeit durchschritten, rechnet aber nochmals mit einem harten Jahr. Auf der Autoshow in Detroit (bis 24. Januar) sind die Sorgen deutlich spürbar. Es gebe keinen Grund zur Euphorie, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann. Der Chef von Chrysler und Fiat (Profil), Sergio Marchionne, meinte: "Das einzige, was mich beruhigt, ist, dass wir 2009 den Boden erreicht haben."
Zwar erwartet die Branche einen wieder anziehenden US-Automarkt und einen anhaltenden Boom in China. In Deutschland und ganz Westeuropa dagegen sind nach dem Auslaufen von staatlichen Konjunkturprogrammen wie der deutschen Abwrackprämie Einbrüche in Sicht. Die Autobauer wollen deshalb verstärkt mit Klein- und Kompaktwagen gegensteuern. Premiumhersteller wie Audi, BMW (Profil) und Daimler sehen sich nach Absatzrückgängen im vergangenen Jahr wieder langsam auf Erholungskurs.
VW SIEHT ERHOLUNGSTENDENZ
Volkswagen-Konzernvertriebsvorstand (Profil) (Profil) Christian Klingler sagte zum Messeauftakt in Detroit, 2010 werde "herausfordernd". Der weltweite Automarkt zeige keine durchgreifende Erholungstendenz. Volkswagen wolle sich nach einem Absatzrekord im Jahr 2009 aber erneut besser als die Konkurrenz schlagen und Marktanteile hinzugewinnen.
Bei der Zukunftstechnologie Elektroautos sieht VW derzeit keinen Autobauer in Front. "Wir sind genau so weit wie die anderen", sagte VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Alle Hersteller seien in der Startphase. Hackenberg erwartet einen langen Weg bis zum Durchbruch der Elektroautos. VW will sein erstes erstes Elektrofahrzeug 2013 als Teil der neuen Kleinwagenfamilie Up auf den Markt bringen.
Rivale BMW will sich sogar bis 2015 Zeit lassen. "Wir entwickeln ein komplett neues Auto, das rein auf elektrisches Fahren ausgelegt ist", sagte Projektleiter Ulrich Kranz der dpa. "Das dauert länger, als einen vorhandenen Wagen auf Elektroantrieb umzubauen."
MANKO BEI ALTERNATIVEN ANTRIEBEN
Kritiker werfen der deutschen Autoindustrie vor, bei alternativen Antrieben hinterherzuhinken. Die Unternehmensberater von McKinsey erwarten, dass bis 2015 jeder sechste Wagen in den Megastädten mit Strom fährt. Elektroautos sind ein Schwerpunkt der Messe in Detroit. Der US-Autobauer General Motors will schon Ende dieses Jahres sein Elektromodell Chevrolet Volt in Kalifornien auf den Markt bringen.
Die geplagten drei großen US-Hersteller stellen auf der Autoshow zudem die noch vor Jahren von den Amerikanern belächelten Kompakt-und Kleinwagen in den Vordergrund. Am stärksten ist dies bei Ford sichtbar. Konzernchef Alan Mulally präsentierte in Detroit die neue Generation des Kompaktwagens Focus. Mulally will den US-Autofahrern zudem den Kleinwagen Fiesta schmackhaft machen. Verwaltungsratschef Bill Ford sagte, es dürfte das Jahr der kleineren Wagen werden.
Ein massives Problem in den USA aber ist die Rabattschlacht. "Unprofitables Volumen ist nicht das Volumen, das ich will", sagte Fiat- und Chrysler-Chef Marchionne. Mittelfristig will er die Verkäufe von Chrysler auf 2,8 Millionen Autos und damit auf alte Höhen hochschrauben. Fiat hält 20 Prozent an dem US-Hersteller, hat aber die Möglichkeit, langfristig die Mehrheit zu übernehmen.
Chrysler hatte im abgelaufenen Jahr den massivsten Einbruch aller US-Hersteller verzeichnet. Die Verkäufe fielen um 36 Prozent auf weniger als eine Million Autos. Ford verlor 15 Prozent. GM büßte 30 Prozent ein, blieb damit aber immer noch knapp der beliebteste Hersteller am heimischen Markt mit 2,1 Millionen verkauften Wagen vor Toyota mit 1,8 Millionen Autos.
Branchenprimus Toyota setzt nach einem schwierigen Jahr vor allem auf neue Hybrid-Modelle. Der US-Chef von Toyota, Jim Lentz, kündigte für die kommenden Jahre acht neue Hybrid-Modelle an. Toyota gilt mit dem Prius als Hybrid-Pionier. Von den US-Autobauern ist Ford bei der Technik am weitesten.
REILLY KÜNDIGT SANIERUNGSPLAN AN
Unterdessen kündigte GM-Europa-Chef Nick Reilly auf der Autoshow an, den Sanierungsplan für den angeschlagenen Autobauer Opel bis Ende Januar vorzulegen. Er hoffe, dass die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern bis dahin abgeschlossen seien. Entscheidungen etwa über die vom Betriebsrat geforderte Mitarbeiterkapitalbeteiligung oder die Umwandlung der Adam Opel GmbH in eine Aktiengesellschaft seien noch nicht getroffen worden.
Offensichtlich wird Reilly künftig auch die deutsche Tochter Opel führen. Er bestätigte dies indirekt vor Journalisten auf der Autoshow. Auf die Frage, ob er bei der Aufsichtsratssitzung der Adam Opel GmbH am Freitag zum Opel-Chef ernannt werde, antwortete Reilly: "Das würde ich nicht dementieren."
Für die schwedische GM-Tochter Saab rückt eine Schließung indes immer näher. "Keines der Angebote ist überzeugend", sagte GM-Konzern- Chef Ed Whitacre, "aber die Tür ist noch nicht geschlossen."/hoe/das/hs/dct/DP/gr
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