Berater: "Das Offshoring ist sicherlich kein Allheilmittel" Potenziale zur Kostensenkung jedoch noch nicht ausgeschöpft
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Die Auslagerung von Geschäftsbereichen an externe Dienstleister im In- und Ausland soll große Vorteile und Einsparpotenziale bringen. Doch nicht immer ist das Outsourcing sinnvoll. Das Marktforschungsinstitut Gartner warnte heute vor Sicherheitsrisiken. Unternehmen wurde zur Einrichtung eines Security-Stabes geraten, der bei der Auslagerung von Fertigungsbereichen durch andere Unternehmen gewährleisten soll, dass vorher festgelegte Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden. Zur aktuellen Entwicklung sprachen wir mit Bernd Schäfer, Area Managing Director Germany beim Outsourcing-Berater TPI.
de.internet.com: Outsourcing ist derzeit in aller Munde. Beobachtet man die Presse, sind es vor allem IT-Bereiche, die ausgelagert werden. Deckt sich dies mit Ihren Erfahrungen?
Bernd Schäfer, Area Managing Director Germany bei TPI: Das stimmt. Der Fokus des Outsourcings sind die IT-Bereiche der Unternehmen - dies ist auch aus unserer Betrachtungsweise nach wie vor gültig. In der jüngsten Vergangenheit ist zusätzlich ein starker Trend zu erkennen, Unternehmensprozesse und die dazugehörigen Einheiten, wie z.B. Human Resources, das Finanzwesen etc., ganzheitlich auszulagern. Eine solche Sourcingstrategie kannte man bisher nur aus dem Bereich Manufacturing, wo dies schon seit Jahren üblich ist. Zu nennen wären hier Unternehmen wie Cisco und Lucent Technologies.
TPI trägt diesem Trend schon seit 6 Jahren mit einem globalen BPO (Business Process Outsouring)-Team Rechnung. Der Bereich BPO (Business Process Outsouring) gehört zu den Bereichen, die innerhalb der TPI im letztem Jahr das größte Wachstum aufwiesen. Auch die laufenden Marktzahlen untermauern diese Entwicklung.
de.internet.com: Die Auslagerung wird oft als Allheilmittel angesehen. Haben Sie bereits Firmen vom Outsourcing der IT abgeraten?
Bernd Schäfer: Ja! Jeder Kunde, der die TPI damit beauftragt, ein Outsourcing Projekt zu begleiten, wird bereits bei der Evaluierung bzw. Bereitstellung mit allen notwendigen Informationen und Daten zur möglichen Fremdvergabe unterstützt. Diese Evalierung ist dann Basis des RFP (Request for Proposal) bzw. der Ausschreibung.
Die Entscheidung, einen der im RFP anbietenden Lieferanten letztendlich für die Umsetzung des Outsourcing-Projekts auszuwählen, obliegt allein dem Kunden. Ein wesentliches Kriterium einer solchen Entscheidung ist in den meisten Fällen natürlich eine möglichst hohe Kosteneinsparung. Aber auch Kriterien wie Qualität der Serviceleistung, Flexibilität oder die Skalierbarkeit der Leistung fließen signifikant in die Entscheidungsfindung mit ein. TPI überprüft gemeinsam mit dem Kundenteam/-Management bis kurz vor der Unterschrift eines Vertrags, ob die angestrebten Ziele erreicht werden und die Entscheidung auszulagern richtig ist. Die Entscheidung trifft der Kunde.
de.internet.com: Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung, immer mehr Firmenteile nach Osteuropa oder Asien auszulagern?
Bernd Schäfer: Diese Entwicklung besteht nun schon seit einigen Jahren, wenn Sie einmal die Entwicklung in Indien betrachten. Speziell in Bangalore sind eine Vielzahl von Software-Firmen entstanden, die sich auf das Offshoring spezialisiert haben. Auch die Großen der Branche haben dies erkannt und haben sich dort mit Niederlassungen angesiedelt oder eingekauft. Prinzipiell stellt das Offshoring in Ländern des ehemaligen Ostblocks oder Asien ein enorm wichtiges Potenzial dar, um Kosten in der IT in den Griff zu bekommen und dauerhaft zu senken.
Das Offshoring ist sicherlich kein Allheilmittel, aber sicher ein unternehmerisches Instrument zur Kosteneinsparung. Das bestehende Potenzial ist aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
de.internet.com: Spielen in Verhandlungen und Planungen zum Offshoring Fragen wie Arbeits- und Lebensbedingungen oder die Menschenrechtssituation eine Rolle oder sind laut Ihren Erfahrungen ausschließlich Einsparpotenziale von Interesse?
Bernd Schäfer: Professionelle Anbieter mit langfristigen Geschäftsbeziehungen berücksichtigen dies bereits bei der Auswahl der Partner.
de.internet.com: Herr Schäfer, wir danken für das Gespräch. (Interview: Christian Kahle)
[ Dienstag, 11.05.2004, 14:57 ]
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