HANNOVER (Dow Jones-VWD)--Die TUI AG, Hannover, hat im zweiten Quartal ihr touristisches Ergebnis auf 100 (53) Mio EUR nahezu verdoppelt. Auf bereinigter Basis erreichte TUI den am Donnerstag vorgelegten Zahlen zufolge auf Konzernbasis damit den Sprung in die schwarzen Zahlen. Während im Vorjahr noch ein Minus von 29 Mio EUR angefallen war, wurde nun ein Plus von 112 Mio EUR eingefahren. Zugleich wurde eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr vorgelegt, das EBTA soll bereinigt um ungewöhnliche Aufwendungen und Erträge auf mindestens 420 (242) Mio EUR steigen. Die TUI-Aktie reagiert bis 10.15 Uhr mit einem Kursplus von 3,4% auf 14,68 EUR.
Für das erste Halbjahr wurde trotzdem - aufgrund der im ersten Quartal stets hohen Verluste - ein Minus von 115 Mio EUR eingefahren, im Vorjahr hatte sich der bereinigte Verlust bei 317 Mio EUR eingestellt. Allerdings hatte der Konzern damals vom Verkauf der Energieaktivitäten profitiert und diesen Effekt inkludiert in den ersten 6 Monaten ein Plus von 532 Mio EUR ausgewiesen.
In der wichtigsten Sparte Touristik entwickelten sich dem Bericht zufolge vor allem die Märkte Deutschland, Großbritannien und Skandinavien positiv. Der Touristik-Umsatz verbesserte sich um 2,1% auf 3,3 (3,23) Mrd EUR, die Ergebnisverbesserung habe vor allem aus der konservativen Kapazitätsplanung sowie einer "erheblichen" Reduzierung der kurzfristigen Vermarktung sowie Kostensenkungsmaßnahmen resultiert. In der Logistiksparte habe die Containerschifffahrt die positive Entwicklung fortgesetzt. Aufgrund von Desinvestitionen habe der Umsatz im 2. Quartal bei 864 (953) Mio EUR gelegen, das EBTA dagegen verbesserte sich auf 72 (68) Mio EUR.
Auch der Handelsbereich meldete Zuwächse: Aufgrund der günstigen Stahlkonjunktur habe sich das Geschäft der US-Stahlservice-Gesellschaften "außerordentlich gut" entwickelt. Das Ergebnis lag bei 39 (0) Mio EUR. Der Vorstandsvorsitzende Michael Frenzel sprach von einem "exorbitant" guten Ergebnis, dass der US-Stahlhandel dieses Jahr erwarte. Dieses wolle der Konzern mitnehmen unde den Verkaufsprozess daher erst kommendes Jahr einleiten. Aus dem Verkauf der VTG-Lehnkering werde im laufenden Quartal ein Buchgewinn von über 100 Mio EUR erwartet.
Frenzel betonte, dass die EBTA-Prognose von mindestens 420 Mio EUR als unterste Grenze für den Ertrag angesehen werde. "Für das Gesamtjahr haben wir bewusst eine Untergrenze angegeben, weil wir Spielraum nach oben lassen wollten", sagte er. Allein die Touristik-Sparte solle 2004 um mindestens 70%zulegen, im Vorjahr wurden 208 Mio EUR ausgewiesen. Auch in der Schifffahrt werde mit einem Ertragsplus gerechnet.
Den kompletten Halbjahresbericht wird TUI erst am kommenden Donnerstag veröffentlichen. Die vorgezogene Berichterstatung erklärte Frenzel mit einem "deutlichen Signal an die Märkte", dass sich das Geschäft positiv entwickelt. Die TUI hat eine Abwehrstragie eingeleitet, Auslöser ist die Anteilsaufstockung der US-Investmentbank Morgan Stanley auf 10,1%. Zur Abwehr einer möglicherweise feindlichen Übernahme wurde die Investmentbank Greenhill mit einem Beratungsmandat beauftragt. Dies sei aber nicht als Affront gegen die Hausbank Goldman Sachs zu sehen. "Das sollte man nicht überbewerten", sagte Frenzel.
Substanziell "nichts Neues" hatte Frenzel zur Frage des Hapag-Lloyd-IPO mitzuteilen. In den vergangenen Tagen waren Gerüchte aufgetaucht, dass dieser abgesagt werden könnte. Das entscheidende Kriterium für einen Verkauf - TUI will bis zu 49,9% abgeben - sei der Preis, der erzielt werden könne. "Wir sind in einer komfortablen Situation und gut durchfinanziert", so Frenzel. Das IPO sei ein "schönes add-on, aber kein Muss". Laut Finanzvorstand Rainer Feuerhake würde das going public im Oktober vollzogen. +++ Michael Brendel Dow Jones Newswires/5.8.2004/mbr/mim
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