Das fällt nicht unter schnorrer-Tipp, sondern unter Notbremse. Wer jetzt noch Aktien der IM International Media AG kauft, zahlt die Altersversorgung der ausscheidenden Vorstände. Der Deal sollte eigentlich platzen:
zim München - Die IM International Media AG und die Gesellschafter der US-Entertainment-Company Spyglass haben sich auf die Übernahme von Spyglass durch IM verständigt. Der Abschluss des Geschäfts soll bis Anfang März erfolgen. Für das abgelaufene Geschäftsjahr wird IM niedrigere Umsatz- und Ergebniszahlen ausweisen.
Die Übernahme soll im Wesentlichen auf dem Wege einer Sachkapitalerhöhung durch Einbringen sämtlicher Anteile an dem Filmstudio Spyglass Entertainment in die International Media erfolgen und bis Ende Februar, spätestens Anfang März, abgeschlossen sein, erläuterte ein Sprecher. Die Details der Finanzierung und der Bewertung von Spyglass seien noch nicht definitiv geklärt. Bei der Kaufsumme geht es um eine Größenordnung von maximal 7 Mill. neuen Aktien plus einer Barkomponente zwischen 40 und 50 Mill. Dollar. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs müsste IM demnach rund 170 Mill. Euro aufbringen. Das amerikanische Unternehmen liegt beim Umsatz in einer Spanne von 350 bis 400 Mill. Dollar und damit leicht über dem Volumen von International Media. Bei der Gewinnmarge sind die beiden Unternehmen auf der Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 10 % gleichauf.
Durch die Übernahme werden die Hauptaktionäre von Spyglass, die Produzenten Gary Barber und Roger Birnbaum (zusammen 80 % an Spyglass), mit je 15 % zu wesentlichen Aktionären von International Media und ziehen in den Vorstand ein. Der Disney-Konzern, der mit 10 % an Spyglass beteiligt war, hält 2,5 % an IM. Dagegen scheiden Nigel Sinclair und Guy East aus dem Vorstand aus.
Bereits Ende Dezember hatte International Media eine Übernahmeerklärung für die amerikanische Initial Entertainment Group (IEG) abgegeben. Auch hier soll der Kauf mit eigenen Aktien und Barmitteln finanziert werden. Mit den beiden US-Unternehmen will IM 2002 beim Umsatz erstmals 1 Mrd. Euro erreichen. Beim Gewinn pro Aktie gehe das Unternehmen von einem Wachstum von 30 % aus, sagte der Sprecher. Nach neun Monaten des Geschäftsjahres 2001 hatte IM einen Gewinn je Aktie von 0,29 Euro ausgewiesen.
IM hat seine Umsatz- und Ergebnisziele für 2001 wegen der Verschiebung von Geschäftsabschlüssen nach unten korrigiert. Geschätzt würden Umsatz und operatives Ergebnis zwar das Vorjahr übertreffen, die Planzahlen müssten aber korrigiert werden, teilte der Filmproduzent mit. Im November hatte IM seine Prognosen für einen Umsatz von 355 (Vorjahr: 149,7) Mill. Euro und ein Ebit von 47 (27,5) Mill. Euro für 2001 noch erneuert. Nun gehe man beim Umsatz von über 300 Mill. Euro aus, sagte der Sprecher. Die genauen Zahlen für das Geschäftsjahr will IM am 28. Februar bekannt geben.
Hintergrund dieser Verschiebung sei, dass die Übernahmepläne schon 2001 verwirklicht werden sollten. Durch die Terroranschläge in den USA seien jedoch sechs Wochen verloren gegangen. Deshalb sei es nicht mehr möglich gewesen, die Geschäfte umsatzwirksam abzuschließen, erläuterte der Sprecher. Die Ad-hoc-Mitteilung ließ die Aktien abstürzen. Bis zum Abend verlor der Wert fast 20 % auf 18,19 Euro.
|