Intellektuelle Frauen ins Bett kriegen...
Die streng gepferdeschwänzte Blondine aus der Stadtbibliothek, die kühle grau-hochgeschlossene aus der Buchhandlung neben dem Kino -- wer begehrt sie nicht? Und diese Nüsse sind knackbar:
Okay, Sie haben Druck und wollen schnell zum Ziel gelangen, deswegen kommen wir heute mal ohne Umschweife zur Sache: Wie kriegen Sie die intellektuelle Frau Ihrer Wahl ins Bett?
Schritt 1: Aufmerksamkeit sichern Im Büro: Nutzen Sie das E-Mail-System! Entwerfen Sie täglich neue E-Mail-Signaturen mit philosophischen Sprüchen. Nehmen Sie nichts, was Ihnen persönlich gefällt oder was Sie auch nur kapieren -- denn der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Greifen Sie zu Zitaten, die wirklich schwer verdaulich sind, und kaufen Sie dazu mindestens Descartes, Kant, Nietzsche, Heidegger, Sarte und Baudrillard. (Ja, kaufen, denn Sie brauchen das Zeug später noch.)
Vergessen Sie die: Die ist nicht intellektuell, sondern blond. Antworten Sie auf jede E-Mail der Obrigkeit an den gesamten Verteiler mit "Gut im Ansatz, aber ich denke, das sollte man noch besser in einen ganzheitlichen Zusammenhang stellen." oder ähnlichen Mist, um aufzufallen. Das kostet Sie vielleicht Ihren Job, aber Sie wollen ja die Frau.
Wenn die Dame Ihres Herzens nicht in ihrem Office arbeitet, müssen Sie natürlich anders, aber analog vorgehen. Hängen Sie in ihren Lieblingscafés herum und schmökern Sie in den erwähnten Büchern. Passen Sie genau ab, wie sie auf dem Weg in die Arbeit am örtlichen Programmkino vorbeikommt, und studieren Sie dann hochkonzentriert die Beschreibung der aktuellen Langweilerfilme, Sie erkennen diese an Jury-Preisen wie "Silberner Aschenbecher". (Es schadet auch nicht, sich diese Filme auf Video im Schnelldurchlauf reinzupfeifen, das kann Ihnen später noch nutzen.)
Diese dagegen: Garantiert Intellektuell!
Spielen Sie Detektiv und verfolgen Sie ihre Freizeit, und lümmeln Sie dann entsprechend auf den Vernissagen, Events und anderen Ausstellungen herum, auf denen Sie -- was für ein Zufall -- ebenfalls rumlatscht (um verzweifelt nach einem gleichwertigen Fortpflanzungspartner zu suchen).
Schritt 2: Wohnung präparieren Wichtig ist, rechtzeitig die Wohnung zu präparieren. Räumen Sie die Hustlers und High Heels und Big Pussies und auch die Men's Healths und GQs weg, statt dessen streuen Sie verschiedene Bücher in Ihrer Wohnung aus: Viktorianische Lyrik, aber nicht zuviel, ein bisschen Eso-Literatur mit I-Ging-, Fen-Shui- und Wassermann-Gebrabbel sowie indianische Traumfänger, Mini-ZEN-Gärten und Tarotkarten (Merke: Je klüger die Frau, desto höher die Anfälligkeit für indianische Schwitzzelte, Yoga und anderen Voodoo-Schmarrn) und natürlich die Philosophen von der Aufmerksamkeitsheisch-Phase, gibt's recht billig bei Reclam und insel (Sie müssen da nicht protzen, im Gegenteil: Askese kommt -- in Grenzen! -- immer gut).
Das wird schwierig: eine extravagante Intellektuelle
Ruhig auch ein paar Krimis stapeln, solange es Frauenkrimis sind, etwa Elisabeth George, auch wenn Sie diese nie lesen würden, weil sie Ihnen zu kompliziert sind. Ein Bildband über Toskanische Gärten, und noch einer über Jugendstil-Architektur und einer mit Fotos von nackten Körpern -- kommt alles gut an und nicht teuer zu stehen, wenn Sie die Sonderangebote nehmen. Todsünden wie Kinsey- oder Hite-Report, aber auch Tantra für Fortgeschrittene und More Joy of Sex gelten als Angeberei und verspielen Ihnen jede Chance. (Lesen ist okay, aber dann schnell wegwerfen!)
Übertreiben Sie es nicht mit den Heimtrainern und Hanteln, und stauben Sie das Zeug auch nicht ab: Ein einzelner, im Eck verrottender Expander signalisiert, dass Sie zwar Körperbewusstsein haben, aber kein spießiger Selbstdisziplinierer sind. Ansonsten gilt: Eine gewisse Unordnung darf sein, aber sie sollte nichts über Ihre wahren Hobbys verraten. Also weg mit dem ganzen PC- und Platinengerümpel, weg mit Chemiebaukasten und Eisenbahn, verbannen Sie Lego Mindstorm und die ferngesteuerten Trucks in den Keller.
Die hat sicher noch nie einen reingekriegt. Also los!
Auch die Star-Wars- und Star-Trek-Poster und die entsprechenden Modellbau-Raumschiffe sollten Sie besser abhängen. Es sei denn, Ihre Informanten konnten bestätigen, dass die Kleine trotz Intelligenz ebenfalls ein Fan ist: In diesem Fall sollten Sie sich bemühen und eine Rarität auftreiben, etwa ein Poster der Bordtoilette von Raumpatrouille Orion, oder das Buch Cosmo Pollite. (Und schmeißen Sie endlich die Poster von "Man Eater" und "Bad Taste" raus!)
Klo und Bad haben sauber zu sein. Laden Sie hierzu einmal Mami ein und markieren Sie den Hilflosen in der Brunftphase, oder verwenden Sie einmal ganz viel Chemie, um Ihre Tropfsteinhöhlen aufzulösen. Werfen Sie die Giftflaschen dann in den Hausmüll, um Platz zu schaffen für die Öko-Putzmittel und eine namhafte Männer-Pflege-Serie, am besten eine, die es nicht im Drogeriemarkt gibt und für die Sie noch nie Werbung gesehen haben. Das erzeugt die Illusion von Geschmack.
Intellektuelle prüfen Ihnen Kühlschrank - seien Sie auf der Hut!
Die Küche darf ein bisschen wirr und unordentlich sein. Leihen Sie von Omi ein paar Kochbücher zum rumliegen, kaufen Sie Harrys Bar und Kochen mit Marlowe und kippen Sie einen Teller Tütensuppe drauf, damit die Bücher benutzt aussehen. Dann ein Stapel Gemüse in den Kühlschrank, und Champagner. Die Pizzaschachteln müssen Sie nicht wegräumen: Hier dürfen Sie Mann sein. Vorsicht geboten ist nur bei blauem oder grünem Flaum, oder wenn Melonen und Steaks in Ihrem Kühlschrank sich aus dem Staub machen, sobald Sie nach Ihnen greifen wollen.
Schritt 3: Ansprechen
Die Herausforderung für jeden Mann...
Ich verrate sicher nichts neues, wenn ich andeute, dass Sätze wie "Hey, kennen wir uns nicht?" oder das nassforsche "Hi, ich bin Zara: Gehen wir zu Dir oder zu mir?" hier nicht zum Ziel führen. Auch die für Männer vergleichsweise intellektuellen Varianten "Hast Du Wasser in den Schuhen? Mein Zeiger schlägt nämlich aus..." und "Hey, Puppe, schnall Dir doch gleich ne Matratze auf den Rücken -- Dir isses doch wurst, wo's passiert." sind völlig fehl am Platze.
Intellektuelle Frauen sind stahlbeton- und bleigepanzerte Bunker mit Boden-Boden-SDI, an denen so was bestenfalls abprallt, im schlimmsten Fall kriegen Sie ihr Knie in die Eier. Also schön sachte: Um das zarte Pflänzchen für sich zu gewinnen, dass da ganz innen und unten in dem Bunker haust, brauchen Sie schon ein anderes Kaliber.
Doch so schlimm ist das wirklich nicht: Selbst "Würden Sie mir / Darf ich Ihnen auf ein Glas Wein Gesellschaft leisten?" ist noch okay, immerhin sind Sie der Mann, der in unserer Gesellschaft trotz Gleichberechtigung, Woman-Web und Grrrlie-Power noch immer den Scheißjob am Hals hat, den ersten Satz zu sagen. Das wissen auch die klugen Frauen und honorieren auch ganz leicht tollpatschige Versuche, solange Sie sie sich nicht wie wild auf ihren G-Punkt stürzen.
Angesichts des Angebots ist es wahrlich nicht immer leicht, den ersten Satz zu sagen...
Gut kommt es, in einen Heul-Film zu gehen, etwa "Vom Winde verweht", sich neben sie zu setzen und etwa in der Mitte des Filmes tränenüberströmt, aber gefasst und nicht schluchzend, zu fragen: "Ich weiß, Sie kennen mich nicht, aber: Ich brauche Sie, denn ich kann da nicht weiter zuschauen. Würden Sie mich auf einen Drink begleiten und ein paar Minuten lang einfach nur ein Mensch sein?"
Schritt 4: Diverse Maschen Geld: Darf man Ihnen nicht direkt ansehen. Lassen Sie sich von einem DTP-Fritzen ein paar Flugtickets fälschen, Monaco, Liechtenstein, Andorra, Bahamas und Costa Smeralda. Intellektuelle Frauen sind nicht blöde und werden sich selbst einreden, Sie nicht wegen des (scheinbaren) Reichtums cool zu finden.
Guru: Dazu gehört Geschick, ein paar Copperfield-Kontaktlinsen und viel Literatur über ZEN-Buddhismus. Sprechen Sie nur in kryptischen Sätzen, möglichst sinnlos, und anders als Ihre Kollegen in der Arbeit wird Ihr Opfer das für den Weg zur Erleuchtung halten. Und an Ihren Lippen hängen. Oder tiefer.
Schriftsteller: Outen Sie sich als Autor philosophischer Weltraumballereien oder abgeschmackter Macho-Helden. Das gibt doppelten Bonus: Sie sind Künstler, aber keiner von der Heulsusen-Weltschmerz-Front, der in 3sat zuschauerlos den Äther langweilt, sondern der neue Hemingway. (Das heißt aber auch: Ordentlich Daiquiris saufen!)
Manche Frauen lohnen jeden Aufwand...
Homo: Dazu müssen Sie nur supergut aussehen und dürfen obendrein ein halbes Hemd sein. Verstecken Sie ein paar Herrenmagazine von, für und über Herren, aber so, dass man sie sieht. Sprechen Sie nicht über Sex, Fußball oder Autos. Sofort wird der weibliche Bekehrer-Instinkt ausgelöst.
Kavalier: Geben Sie Feuer, rücken Sie Stühle, öffnen Sie Türen, legen Sie Ihren Mantel (eine Mark im Second Hand) galant über die Pfütze. Alles lächerliches Getue, aber sie wird schmelzen wie Butter. Und am Morgen danach Ihr Frühstück machen.
Schritt 5: Ins Bett kriegen Es ist schwer, die widerborstigen Weiber mit den großen Hirnen in Richtung Petting oder echtem Verkehr weichzukochen. Denn Frauen sind leider alle verschieden, das bedeutet, wir Männer müssen zuhören, nachdenken, uns anpassen. Das alles ist ein Riesenaufwand, ist gleich Arbeit, da wird der Ruf nach der allzeit bereiten und unkomplizierten Fünf-Finger-Marie schnell laut. Aber geben Sie nicht auf!
Intellektuelle Frauen wollen GEFÜHLE - das ist ja das Dilemma...
Was nicht klappt: Nach dem dreistündigen Kinoerlebnis eines Andreij-Tarkowskij-Films (Koffein-Taurin-Guarana-Kaugummis besorgen!) tiefsinnige oder sonstwie themen-engagierte Gespräche zu führen und parallel die Hand auf oder den Arm um das Opfer zu legen. Das kommt ihr so vor, als würden Sie sich schämen. Kommen Sie also entweder zur Sache, oder lassen Sie es sein.
Es ist jetzt also keineswegs ein bisschen Philosophie angesagt, auch wenn Sie eine Intellektuelle ins Bett kriegen wollen. Sie müssen das Pferd von hinten aufzäumen, denn intellektuelle Frauen interessieren sich gar nicht für Sex, jedenfalls nicht für das peinliche Gerammel, das Sie für Sex halten.
Denken Sie daran: Das ist eine Intellektuelle! Sie ist im Denken gefangen, grübelt ununterbrochen über die Situation nach, anstatt in ihr aufzugehen. Ihr Hirn bewertet ununterbrochen, erzeugt, analysiert und bewältigt Ängste, beurteilt ihr eigenes und Ihr Verhalten, befürchtet dieses und jenes, und sorgt sich dabei simultan auch noch um das, was Sie wohl empfinden mögen. (Können Sie mir noch folgen?)
Sie kommt fast nie darauf, dass in Ihrem Hirn nur ein Wort in grossen Neonbuchstaben leuchtet, nämlich Ficken.
Mit Schnaps kriegen Sie keine rum, es sei denn, Sie neigen zu Nekrophilie
Ergo müssen Sie die Frau erst einmal temporär verblöden. Ein bisschen Alkohol reicht da aber nicht: Davon werden intellektuelle Frauen müde statt blöde. Statt dessen müssen Sie ihr Herz attackieren: Baden Sie sie in einem abwechslungsreichen Schauer von Gefühlen. Dazu gehören Komplimente en masse! Und zwar keine Intellektuellen ("Oh, Deine Meinung über die Symbolik der Tierzuordnung bei Blade Runner ist aber erstaunlich detailliert!"), sondern ganz im Gegenteil: Halten Sie einfach mal inne und erstarren Sie, sagen Sie eine Minute lang gar nichts, bis sie ihren Vortrag über die Katze bei Baudelaire endlich irritiert abbricht und nachfragt, was los sei.
Fallen Sie dann aus allen Wolken und sagen Sie folgendes NICHT: "Deine Lippen sind wie geschaffen für oralen Sex!", denn Sie wollen ja nicht mit der Tür ins Haus fallen! Probieren Sie lieber mal etwas in der Art von "Ich stellte mir das gerade unglaublich erotisch vor, wenn Du mit bloßen Fingern ein Hühnchen verspeist" - Klar, das klingt absonderlich, aber es verschafft Ihnen die Aura des sinnlichen Exzentrikers, und gleichzeitig wecken Sie unterbewusste Erinnerungen an warme, feuchte, haptische Erlebnisse...
''Will er mich nun ficken oder nicht?'' - DAS muss sie denken! ! Brodelnd! Kochend!
Werden Sie ruhig ein wenig konkreter. Aber bitte nicht so, dass Sie auch nur eine Sekunde glauben kann, Sie würden davon ausgehen, dass der Beischlaf praktisch schon beschlossene Sache sei: Nein, auch wenn Sie hinter dem Rücken schon das gerippte Leucht-Kondom auspacken, Ihr Gesicht und Ihre Stimme muss immer noch subtil-zweideutiges von sich geben und sie im Glauben wiegen, ja, es könnte passieren, aber es könnte auch nur ein harm- und folgenloser Flirt sein, tja, wenn man nur genau wüsste... und dieses 'genau wissen' darf nicht eintreten!
Bis zu dem Zeitpunkt natürlich, wo Sie Ihr Ding endlich in ihr drin haben.
Warnung: Wenn Sie selbst ein Intellektueller sind
Aber vorsicht: Überall lauern Gefahren!
Wenn Sie selbst ein Intellektueller sind, dann funktioniert das alles nicht. Spätestens nach dem beschriebenen Ablauf, allerspätestens bei der zweiten Nummer denken Sie dann nämlich: "Sind wir nicht eigentlich nur zwei schwitzende Tiere? Macht es ihr Spaß? Ist sie glücklich? Liebt sie mich? Liebe ich sie oder will ich nicht in Wirklichkeit nur ficken? Bin ich meinen Genen ausgeliefert? Ist das hier schon Routine? Was, wenn nicht? Muss ich mich darum kümmern? Was, wenn ja? Wie kriege ich das raus? Oder ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken? Was, wenn doch: Wenn nicht jetzt, wann dann? Was sie wohl gerade denkt? Vielleicht dasselbe? Soll ich sie fragen? Was, wenn ich damit den Augenblick zerstöre? Was, wenn nicht? Wird sie einen Orgasmus haben? Wenn nein, muss mich das scheren? Ist das nicht Leistungsdenken? Ist, daran nicht zu denken, nicht egoistisch? Ist es schlecht, egoistisch zu sein? Wären wir nicht besser dran, wenn wir beide egoistisch wären? Und welche Bedeutung hat verdammt nochmal die Schlussszene in Andreij Tarkowskijs 'Nostalghia'?"
Etc. Sie arme Sau. Ihnen hilft echt nur Saufen.
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