Geheimnis gelüftet
Vor dem Börsengang der Post wurde jetzt bekannt, was Post-Chef Klaus Zumwinkel bisher sorgfältig geheim gehalten hatte: unangenehme Einzelheiten zu den einzelnen Konzernbereichen.
Düsseldorf - Bisher hat die Post nur dargestellt, wie sich der Umsatz auf die vier Konzernbereiche Brief, Express, Logistik und Finanzdienstleistungen verteilt. Aus Kreisen von Analysten der Konsortialbanken ist nun aber auch durchgesickert, wo die größten Umsatzbringer innerhalb dieser Bereiche liegen. Aus dieser genaueren Betrachtung wird klar, dass der meiste Umsatz aus Einheiten kommt, denen wenig Potenzial zugetraut wird.
Demnach entfällt im Unternehmensbereich Brief, der 1999 auf einen Gesamtumsatz von 11,67 Milliarden Euro kam, der Löwenanteil auf das Geschäftsfeld Brief Kommunikation: rund 7,1 Milliarden Euro, also rund 60 Prozent. Davon wurden wiederum 6,1 Milliarden Euro im Monopolbereich für Briefe bis 200 Gramm erlöst, für den die Post bis Ende 2002 die Exklusivlizenz hat. Diese klassische Briefbeförderung gilt als reifer Markt, weshalb die Analysten hier nur mit einem Wachstum von rund zwei Prozent rechnen. Im Klartext bedeutet dies, dass der weitaus größte Umsatzträger der Post die schlechtesten Wachstumsaussichten hat.
Mehr Potenzial wird dem Geschäftsfeld Direktkmarketing zugetraut, nämlich ein Wachstum von rund fünf Prozent. Sie trug im vergangenen Jahr allerdings nur zwei Milliarden Markt zu den Erlösen bei.
Insgesamt stand der Unternehmensbereich Brief voriges Jahr für 46 Prozent des Konzernumsatzes der Post von 22,4 Milliarden Euro, und er trug 85 Prozent zum Betriebsergebnis von 1,01 Milliarden Mark bei. Im Jahr 2002, so die Prognose der Analysten, dürfte der Umsatzanteil auf 34 Prozent und der Beitrag zum Gewinn auf 65 Prozent fallen.
Im Konzernbereich Express, der im vergangenen Jahr insgesamt 4,9 Milliarden Euro erwirtschaftete, waren die nationalen Kurier-, Express- und Paketdienste am stärksten. Sie sorgten für Erlöse von rund 2,5 Milliarden Euro. Für die kommenden Jahre wird hier ein Wachstum von fünf Prozent erwartet. 1999 steuerte der gesamte Bereich Express nur 65 Millionen Mark zum Konzernumsatz bei. Analysten erwarten hier jedoch in diesem Jahr eine Steigerung auf 100 Millionen und 170 Millionen Euro für 2001.
Im Unternehmensbereich Logistik hat der Sektor Solutions - also maßgeschneiderte Lösungen für Großkunden - den Kreisen zufolge mit 820 Millionen Euro zum Bereichsumsatz von 4,22 Milliarden Euro beigetragen. Damit ist es zwar der kleinste, aber am schnellsten wachsende Bereich mit den höchsten Margen. Mittelfristig sei hier mit einem organischen Wachstum von acht Prozent zu rechnen, so die Analystenschätzung. Zum Gewinn der Post soll der Bereich in diesem Jahr 100 Millionen Euro beitragen, nächstes Jahr 190 Millionen Euro.
Keine Aufschlüsselung ist zum 1999 ebenfalls neu geschaffenen Unternehmensbereich Finanzdienstleistungen möglich, da er bislang nur aus der Postbank besteht, deren Kennzahlen bekannt sind. Rückwirkend zum Januar 2000 wird die DSL Bank, ein Kreditinstitut zur Baufinanzierung, hinzukommen. Für den Sektor erwarten die Analysten bis 2002 eine kräftige Steigerung der Erlöse von 2,9 Milliarden auf 8,5 Milliarden Euro, während das Betriebsergebnis von 70 Millionen auf 600 Millionen Euro klettern soll.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,97674,00.html
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