Moskau weist vier britische Diplomaten aus
Russland weist vier britische Diplomaten aus
Am Montag hat die britische Regierung wegen des Streits im Fall Litwinenko vier russische Diplomaten des Landes verwiesen - heute kommt die Revanche: Russland schickt vier britische Diplomaten nach Hause und kündigt die Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf auf. Gleichwohl verkündigte Präsident Wladimir Putin, seiner Ansicht nach werde sich die "Mini-Krise" überwinden lassen.
Von Horst Kläuser, ARD-Hörfunkstudio Moskau
Die Engländer nennen es "tit-for-tat", die Russen "ty menje, ja tebje". Gemeint ist: "Wie Du mir, so ich Dir". Und so geht die Geschichte: Großbritannien wies zu Beginn der Woche vier Diplomaten aus. Heute wurde der britische Vertreter Anthony Brenton ins russische Außenministerium einbestellt.
"Dem Botschafter wurde eine offizielle Note überreicht , in der vier diplomatische Mitarbeiter der britischen Botschaft in Moskau zur Persona non grata erklärt werden. Sie sollen das Territorium der Russischen Föderation binnen zehn Tagen verlassen", erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Moskau, Mikhail Kaminin. Er nannte die Maßnahmen Englands provokativ und unfreundlich. Deshalb werde Russland keine offiziellen Vertreter mehr nach England schicken und entsprechend auch keine Visaanträge britischer Regierungsvertreter bearbeiten. Aufkündigung des Anti-Terror-Kampfes beunruhigend
Eher beunruhigend und zunächst nicht eindeutig einzuordnen, wirkt indes eine andere Ankündigung der russischen Seite: "Man hat zudem festgestellt, dass die am 16. Juli offiziell von London getroffenen Maßnahmen die Zusammenarbeit zwischen Russland und Großbritannien auf dem Gebiet des Kampfes gegen den Terrorismus zu unserem großen Bedauern künftig unmöglich machen." Bislang waren es eher britische Stellen, die Auslieferungsgesuche Russlands zurückgewiesen hatten - etwa die des Tschetschenenführers Achmed Zakajew, den Moskau einen Terroristen nennt.
Das, was Kaminin am Nachmittag verkündete, war erwartet worden, aber dennoch wirkt es angesichts der markigen Worte, die vorher zu hören waren, vergleichsweise zurückhaltend. Kaminin nannte die Reaktion gezielt, ausgewogen und minimal. Tatsächlich betont man, dass Touristen, normale Reisende, Geschäftsleute, Kulturschaffende und Wissenschaftler nicht betroffen sein. Kreml und Downing Street gleichauf
Der Kreml ist keinen Schritt weiter als Downing Street gegangen, kein Zeichen des Einlenkens ist zu erkennen. So auch der Eindruck Anthony Brenton, des britischen Botschafters, der am Nachmittag ins russische Außenministerium einbestellt worden war. "Ich habe ihm gegenüber unsere fortdauernde Enttäuschung über die russische Reaktion auf unsere Auslieferungsersuchen gegen Herrn Lugowoj unterstrichen", so Breton. "Wir hoffen, dass Russland einen Weg zur Kooperation findet", so der britische Diplomat weiter.
Wie der aussehen könnte, ist völlig offen. Eine Auslieferung kommt aus russischer Sicht schon aus Verfassungsgründen nicht in Frage. Ein eigenes Gerichtsverfahren gegen Lugowoi als den mutmaßlichen Litwinenko-Mörder scheint in weiter Ferne. Der Kreml hat jedenfalls erreicht, was jenseits der internationalen Rangeleien ein wichtiges Anliegen ist: Stärke zeigen und der Welt klarmachen, dass Russland seinen eigenen Kopf hat. Diese Botschaft gefällt den Putin-Anhängern und Rechtsnationalen im Lande, auch und gerade, wenn sie Wladimir Schirinowski heißen.
"Diese Episode mit der Ausweisung unserer Diplomaten heute im Juli 2007 ist ein lächerlicher Vorwand", so der ultranationalistische Politiker. "Selbst wenn Lugowoi auch ein Verbrecher ist, ist er ein Bürger Russlands. Selbst wenn Litwinenko tatsächlich ums Leben kam, bleibt er ein Bürger Russlands. Auch der Schurke Beresowski ist ein Bürger Russlands." Russland werde selber damit klar werden. "Was hat damit Großbritannien zu tun?"
Quelle: tagesschau.de
|