Spiegel/AP NAHOST
Seekrieg vor Beirut
Bei Angriffen der Hisbollah ist vor Beirut ein Handelsschiff von Sprengkörpern getroffen worden - zuvor hatten Radikal-Islamisten bereits ein israelisches Kriegsschiff attackiert. Die israelische Marine vermisst vier ihrer Soldaten. Einer von ihnen wurde tot geborgen.
Beirut/Tel Aviv - Während der heftigen israelischen Angriffe auf die libanesische Hauptstadt Beirut haben Hisbollah-Milizionäre mit einer Rakete ein israelisches Kriegsschiff getroffen und schwer beschädigt. Dies bestätigte eine israelische Armeesprecherin. Zunächst war von einer mit Sprengstoff beladenen Drohne die Rede gewesen. Die israelischen Streitkräfte bargen heute die Leiche eines Marinesoldaten. Drei weitere Soldaten gelten seit dem Angriff als vermisst, bestätigte das Militär. Das havarierte Schiff mit 80 Besatzungsmitgliedern wurde in israelische Gewässer geschleppt. Die Hisbollah pries den Angriff als Erfolg.
Zu dem zweiten Vorfall hieß es, dass eine Rakete der Hisbollah ihr Ziel verfehlt und ein Handelsschiff getroffen habe. Ein israelischer Militärsprecher sagte "Haaretz" , dass es sich um ein Handelsschiff aus Ägypten handele. Über etwaige Opfer liegen keine Informationen vor.
Die Angriff auf das Kriegsschiff ereignete sich, während der TV-Sender der Hisbollah, al-Manar, eine Tonbandbotschaft von Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nasrallah ausstrahlte: Er erklärte Israel den "offenen Krieg". Dann sagte er: "Die Überraschungen, die ich Euch versprochen habe, beginnen jetzt", tönte Nasrallah. "Das ist erst der Anfang." Angaben der Nachrichtenagentur AP zufolge feierten Anhänger der Hisbollah die Ansprache Nasrallahs mit Freudenschüssen.
Auch im Gaza-Streifen setzte Israel in der Nacht seine Bombardierungen fort. Ein Hubschrauber der israelischen Armee feuerte eine Rakete auf ein Gebäude in Gaza, in dem das Büro des Wirtschaftsministers der palästinensischen Hamas-Regierung, Ala al-Aradsch, untergebracht ist, berichteten Augenzeugen. Berichte über Opfer liegen nicht vor. Die israelische Armee hat bei ihrer Offensive im Gaza-Streifen bereits mehrfach Büros von Regierungsmitgliedern bombardiert, darunter das von Ministerpräsident Ismail Hanija. Damit will sie Druck auf die Hamas-Regierung machen, um die Freilassung eines vor zwei Wochen entführten israelischen Soldaten zu erzwingen. Am Freitag hatten sich die israelischen Truppen teils aus dem Gaza-Streifen zurückgezogen.
International hält die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts zu einem neuen Nahost-Krieg an. Bei einer Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates warf Libanon am gestrigen Freitagabend Israel "barbarische Aggression" vor und forderte ein sofortiges Ende der israelischen Offensive.
Auch der heute in St. Petersburg beginneder Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen und Russlands (G8) steht im Zeichen des weiter eskalierten Konflikts im Nahen Osten. In Kairo wollen die Außenminister der Arabischen Liga im Laufe des Tages beraten.
Jul/dpa/AP
|