Mit einem herbstlich trüben Auftakt ist auf dem deutschen Aktienmarkt zu rechnen. Die Vorgaben aus New York sind nicht anregend, obwohl die durch Konjunktursorgen wegen ?Katrina? ausgelösten Kursverluste geringer ausgefallen sind als zuvor im Dax. Zudem dürften die wieder leicht steigenden Ölpreise den Markt belasten.
Rentenmarkt dürfte sich freundlich zeigen
Konjunktursorgen in Amerika und ein geringer als erwartet ausgefallener Preisauftrieb im Großhandel haben den Rentenmarkt wieder etwas angeschoben. So geht der für den deutschen Anleihemarkt wegweisende Terminkontrakt Bund-Future, der sich am Dienstag mit einem Plus von 25 Basispunkten auf 123,12 Prozent verbesserte, mit guten Vorgaben in den Tag. Denn in Amerika haben Anleihen und der Terminkontrakt T-Bond-Future zugelegt. Auch eine fortgesetzte Schwäche am Aktienmarkt sollte dem ?Bund? helfen.
Dollar hält die leichten Kursgewinne
Der Dollarkurs zeigt sich am Mittwoch gut behauptet. Er bleibt aber nahe an seinen Zwei-Wochen-Hochs gegenüber Euro und Yen. Im Vormittagshandel wird die europäische Gemeinschaftswährung um 1,2290 Dollar gehandelt. In japanischer Währung wurde ein Dollar mit 110,60 Yen bezahlt. Gestützt wird die amerikanische Währung von der Nachricht über ein geringeres Handelbilanzdefizit in den Vereinigten Staaten. Das Außenhandelsdefizit hat sich im Juli unerwartet verringert. Der Fehlbetrag sei um 2,6 Prozent auf rund 57,9 Milliarden Dollar geschrumpft, teilte das amerikanische Handelsministerium am Dienstag mit. Dieses Tatsache kam zu der Erwartung hinzu, daß die Notenbank Fed trotz der Folgen des Hurrikans ?Katrina? die Zinsen weiter anheben wird. Nächster Termin dafür wäre die Fed-Tagung am 20. September. Die Schweizer Währung lag bei rund 1,2580 Franken je Dollar und etwa 1,5465 Franken je Euro.
Börse Tokio leicht im Minus
Im Tokioter Aktienhandel haben die Kurse am Mittwochvormittag nachgegeben. Vor allem Technologiewerte folgen den negativen Vorgaben der Wall Street und zogen den 225 Werte umfassenden Nikkei-Index ins Minus. Er verlor 0,43 Prozent auf 12.847 Punkte. Am Vortag hatte er auf dem höchsten Stand seit dem 29. Juni 2001 geschlossen. Der breiter gefaßte Topix-Index gab 0,23 Prozent nach auf 1.312 Zähler.
Der Optimismus über die wirtschaftliche Entwicklung in Japan und die Fortsetzung der von Ministerpräsident Junichiro Koizumi eingeleiteten Reformen wurde von Sorgen über die wirtschaftlichen Risiken nach dem Hurrikan ?Katrina? in den Vereinigten Staaten überdeckt.
Aktien in Hongkong zeigen sich mittags wieder etwas leichter
Knapp behauptet tendieren die Aktienkurse am Mittwochmittag (Ortszeit) in Hongkong. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verliert der Hang-Seng-Index (HSI) 0,1 Prozent oder 11 Punkte auf 15.059. Zwar belasteten die negativen Vorgaben von der Wall Street, sagen Händler. Weil der HSI jedoch schon am Dienstag stark unter Druck gestanden habe, seien die Verluste am Berichtstag vergleichsweise gering. Die Blue Chips zeigen keine einheitliche Entwicklung. Esprit verlieren 2,3 Prozent auf 60,45 Hongkong-Dollar. Hier werden nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen Gewinne mitgenommen. Denway notieren unverändert bei 2,675 Hongkong-Dollar, nachdem das Unternehmen unerwartet gute Geschäftszahlen vorgelegt hat. Die Sorge um einen Preiskrieg belaste, heißt es. Beobachter vermuten, daß der Markt vor dem bevorstehenden langen Wochenende auf der Stelle treten wird. Am Montag bleibt die Börse in Hongkong nämlich wegen eines Feiertags geschlossen.
Neuigkeiten und Meldungen nach Börsenschluß
Nachbörslich zeigten sich die Aktien an der Wall Street am Montag leicht höher. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator stieg um 0,59 Punkte auf 1.607,97Punkte.
CEC Entertainment sind am Dienstagabend im nachbörslichen Geschäft in New York um 4,3 Prozent auf 32,99 Dollar gesunken, nachdem das Unternehmen eine Gewinnwarnung für das dritte Quartal gegeben hatte. Grund seien der Hurrikan ?Katrina? und die höheren Benzinpreise, die das verfügbare Einkommen besonders der jungen Familien schmälerten. Fünf der ursprünglich 17 wegen des Hurrikans geschlossenen Restaurants blieben deshalb geschlossen, teilte der Betreiber der kinderorientierten Pizza- Kette Chuck E. Cheese's mit. Der Gewinn je Aktie werde zwischen 0,43 und 0,47 Dollar betragen, die Konsensprognose lag bei 0,58 Dollar. Das Ziel für das vierte Quartal wurde vorläufig zurückgezogen. OSI Pharmaceuticals gewannen 0,8 Prozent auf 32,42 Dollar. Der zuständige Ausschuss der US-Gesundheitsbehörde FDA hat sich für die Zulassung des Medikaments ?Tarceva? zur Behandlung von Speicheldrüsenkrebs im fortgeschrittenen Stadium ausgesprochen. Das Präparat ist bereits zur Behandlung von Lungenkrebs zugelassen. Die Aktie von Genentech, die das Medikament gemeinsam mit OSI vermarktet, stieg um 0,7 Prozent auf 91,40 Dollar.
Konjunktursorgen belasten Wall Street
Sorgen über gewinn- und wachstumsschädliche Folgen des Hurrikans ?Katrina? und der hohen Energiekosten haben am Dienstag die Käufer vom New Yorker Börsenparkett vertrieben. Selbst ein überraschend geringer Anstieg der amerikanischen Großhandelspreise im August konnte die Stimmung an der Wall Street nicht aufhellen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verließ den Handel 0,8 Prozent ermäßigt mit 10.597 Punkten. Im Geschäftsverlauf hatte er zwischen 10.674 und 10.595 Zählern gependelt. Der breiter gefaßte S&P 500 gab um 0,75 Prozent auf 1231 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel um 0,51 Prozent auf 2172 Stellen zurück.
?Es herrscht große Unsicherheit wegen der Energiepreise. Deshalb ist der Markt in einer engen Spanne gefangen. In ein paar Monaten werden wir sehen, wie Katrina dem Markt nutzt oder schadet?, sagte Brad Pleiman von Piper Jaffray. Marc Pado von Cantor Fitzgerald erklärte: ?Uns steht eine große Zahl von Warnungen im Zusammenhang mit 'Katrina' bevor. Der Markt beginnt zu merken, daß das ein harter September wird?. Unter den Folgen des Wirbelsturms litt auch der Konsumgütergigant Procter & Gamble (P&G). Wirtschaftsvertreter im Bundesstaat Louisiana kündigten an, sie bemühten sich darum, daß P&G seine Kaffee-Geschäfte im Raum von New Orleans so bald als möglich wieder aufnehmen könne. Der Konzern verliere hier schätzungsweise eine Million Dollar pro Tag. Die Investmentbank Bear Stearns reduzierte daraufhin ihre Gewinnschätzung für P&G, was die Anleger offenbar als Signal zum Verkaufen werteten. Sie drückten den Kurs damit um 1,8 Prozent auf 55,54 Dollar und belasteten so auch den Dow.
Befürchtungen über eine Schmälerung der Kaufkraft der amerikanischen Bürger durch die hohen Energiekosten dämpften Händlern zufolge in nahezu allen Bereichen des Marktes die Kauflust. Zwar sind die Ölpreise deutlich unter ihr zuletzt erreichtes Allzeit-Hoch zurückgefallen, liegen aber immer noch um rund 45 Prozent höher als zu Jahresanfang.
Die hohen Energiepreisen haben auch Fluggesellschaften in Bedrängnis gebracht, die am Vortag noch bei sinkenden Ölpreisen deutlich zugelegt hatten. Mit einem Bericht in der Internet-Ausgabe über einen am Mittwoch möglicherweise anstehenden Konkursantrag löste die ?New York Times? eine Verkaufswelle bei Aktien der viertgrößten nationalen Fluggesellschaft Northwest Airlines aus und stürzte den Kurs damit um fast 53 Prozent auf 1,57 Dollar.
Der Elektronik-Einzelhändler Best Buy steigerte im zweiten Quartal zwar seinen Gewinn kräftig, verfehlte damit aber die Erwartungen der Anleger. Dafür straften sie ihn mit einem Abschlag auf den Aktienkurs von gut elf Prozent auf 44,79 Dollar ab. ?Best Buy hat von einem enttäuschenden Quartal berichtet. Nach Katrina erwarten wir eine Vielzahl von Warnungen, daß die Gewinne nicht die Erwartungen erfüllen?, sagte Michael Malone von S.G. Cowen. Wenn die Entwicklung anhalte, werde das die Stimmung an der Börse eintrüben, prognostizierte er. Zur aktuellen Entwicklung sagte er: ?Nach den kräftigen Gewinnen der vorigen Woche erleben wir eine leichte Konsolidierung?.
Für Enttäuschung sorgte Händlern zufolge zudem die Ablehnung des Osteoporose-Mittels Oporia des Pharmakonzerns Pfizer. Die Börse quittierte dies mit einem Minus von knapp 1,4 Prozent auf 25,98 Dollar.
Dagegen verhalf eine optimistische Gewinn- und Umsatzprognose des weltgrößten Handy-Herstellers Nokia auch anderen Unternehmen der Branche zu Kursgewinnen. So lockte der positive Ausblick des finnischen Konzerns nicht nur zum Kauf seiner auch in New York gehandelten Anteile, die 4,6 Prozent auf 16,81 Dollar zulegten, sondern weckte auch Gewinnerwartungen für den weltgrößten Hersteller von Handy-Chips, Texas Instruments, dessen Papiere knapp 2,6 Prozent auf 33,96 Dollar gewannen. Nutzen daraus zog auch der Mobilfunk-Zulieferer Qualcomm mit einem Kursplus von gut 0,7 Prozent auf 42,85 Dollar.
Amerikanische Anleihen schließen etwas fester
Freundlich zeigten sich die amerikanischen Anleihen am Dienstag im späten Verlauf des New Yorker Handels. Die zum Handelsbeginn veröffentlichten Daten zu den Erzeugerpreisen im August waren überraschend niedrig ausgefallen und hatten für Kauflaune am Markt gesorgt. Diese Gewinne wurden dann bis zum Handelsschluss weitgehend gehalten. Einige Beobachter meinten, daß diese Aufschläge schon der Vorbote für weitere größere Bewegungen im Laufe der Woche sein könnten. Zehnjährige Anleihen mit einem Kupon von 4, 250 Prozent stiegen um 11/32 auf 100-31/32 und rentierten mit 4,13 Prozent nach 4,172 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30jährige Treasury kletterte um 16/32 auf 114-17/32. Hier ergab sich eine Rendite von 4,42 Prozent nach 4,48 Prozent.
Die Erzeugerpreise sind im August im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent und damit weniger als erwartet gestiegen. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten mit einer Zunahme um 0,8 Prozent gerechnet. In der Kernrate - ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie - blieben die Erzeugerpreise verglichen mit dem Vormonat unverändert. Hier hatten Ökonomen einen Zuwachs von 0,1 Prozent prognostiziert. ?Es ist ein ziemlich freundlicher Inflationsbericht, der Kursanstieg bei den Anleihen ist also nicht überraschend?, sagte Michael Pond, Analyst bei Barclays Capital.
Diese Daten - ebenso wie die meisten anderen in dieser Woche - reflektierten jedoch den Zustand der Wirtschaft vor dem Hurrikan Katrina, so daß sie nicht so viel Aufmerksamkeit finden werden wie üblich, hieß es. Denn die Fed werde vor allem auf die nach Katrina erhobenen Daten achten, um ihre Reaktion auf die Folgen des Hurrikans festzulegen. Zudem komme den Verbraucherpreisen, die am Donnerstag anstehen, gewöhnlich größeres Interesse zu als den Erzeugerpreisen.