Terror und Preisexplosion haben das Interesse an neuen Förderregionen geweckt
Der Newcomer auf dem Radarschirm der Ölproduzenten heißt Afrika. Höhere Ölpreise und moderne Techniken machen es möglich, vor allem den Küsten in immer größeren Tiefen nach dem schwarzen Gold zu bohren.
Länder wie Sudan, Angola, Tschad oder Libyen, die nach jahrelangen Kriegen oder politischer Isolierung als neue Akteure auf der Öllandkarte auftauchen, bieten auf einmal Zugang zu ausgiebigen Lagerstätten und machen in schnellem Rhythmus durch immer neue Funde Schlagzeilen. Dabei ist Afrikas Öl-Eldorado neben den Mittelmeer-Anrainerstaaten der Golf von Guinea, dessen Reserven auf bis zu 60 Milliarden Barrel (ein Barrel = 159 Liter) Rohöl geschätzt werden. Alle wichtigen Ölförderländer wie Nigeria, Angola, Gabun oder Äquatorial-Guinea liegen an diesem strategisch wichtigen Flecken. Bis 2010 dürfte die Produktion hier nach Schätzungen von Total-Chef Thierry Desmarest auf über eine Million Barrel pro Tag steigen. Für den französischen Konzern ist der Golf die größte Wachstumsregion.
Ölkonzerne planen Milliardeninvestitionen Aber auch andere Ölgesellschaften wie Shell, ExxonMobil oder ChevronTexaco planen Milliardeninvestitionen in der Region. In Fachmagazinen wie dem Oil and Gas Journal wird den vier afrikanischen Schlüsselländern am Guinea-Golf sowie dem Tschad für die kommenden 10 bis 15 Jahre eine Produktionssteigerung von zusammen 3 bis 5 Millionen Barrel pro Tag (bpd) vorausgesagt. Hinzu kommt die zunehmende Nutzung der bisher meist abgefackelten Gasreserven als umfangreich verfügbare Energiequelle. .. Im ölreichen Norden des Kontinents ist Newcomer Libyen mit nachgewiesenen 39 Milliarden Barrel nach fast zwei Jahrzehnten ökonomischer Isolation das neue Hätschelkind der Konzerne. Algeriens Reserven in Höhe von 11,8 Milliarden nehmen sich da im Vergleich fast schon bescheiden aus. Bis zum Ende des Jahrzehnts will es seine Produktion von heute 1,5 Millionen auf 2,0 Millionen bpd ausweiten.
Nigeria könnte OPEC verlassen Nigeria, der größte Förderstaat Schwarzafrikas mit nachgewiesenen Reserven von rund 40 Milliarden Barrel, bleibt da nicht zurück. Das Land produziert zur Zeit rund 2,7 Millionen Barrel pro Tag und will seine Produktion bis 2010 auf 4,0 Millionen bpd ausweiten. Da die restriktive OPEC-Politik dem entgegenstehen könnte, gilt ein Austritt Nigerias aus dem Kartell als durchaus denkbar. Der ehemalige Bürgerkriegsstaat Angola - die Nummer zwei der Ölförderer im Afrika südlich der Sahara - sitzt auf Öl-Reserven, die auf bis zu 9,0 Milliarden Barrel geschätzt werden. Es ist nicht an die Vorgaben der OPEC gebunden und will die gegenwärtige Produktion bis 2008 von 1,07 Millionen auf 2,0 Millionen bpd steigern. Angola und Nigeria gehören zu Afrikas zehn größten Öl-Exporteuren für den US-Markt, der mittlerweile knapp 20 Prozent seines Öls vom Schwarzen Kontinent bezieht. Im Vergleich zum politisch instabilen Nahen Osten bieten beide Ländern den USA einen relativ sicheren und problemlosen Transport des Öls quer über den Atlantik.
China hat schon langfristige Verträge Als neuer Akteur hat sich auch China bei beiden Staaten langfristige Lieferungen gesichert - unter anderem durch die Gewährung eines Milliardenkredits für Angola sowie großzügige Aufbauhilfe. Auch aus dem Sudan bezieht China große Öllieferungen. Ralf E. Krüger/DPA
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