HIGH-DEFINITION-CAMCORDER
Superscharfes für den Heimanwender
Von Holger Dambeck
Was die Bildschirmauflösung angeht, schlagen passionierte Hobbyfilmer ARD, RTL oder Sat1 schon seit langem. Mittlerweile kostet das High-Definition-Equipment nur noch ein paar tausend Euro - PC und Schnittsoftware inklusive.
Sony HDR-HC1: Auflösung 1920 mal 1080 Pixel
In der Industrie ist man sich einig: High-Definition-TV, hochauflösendes Fernsehen also, soll alle glücklich machen. Die Zuschauer, die sich an brillanten, superscharfen Bildern berauschen, die Filmkonzerne, die ihr komplettes Sortiment nach den Video-DVD-Fassungen noch ein zweites Mal in hoher Auflösung verkaufen können, und nicht zuletzt die Gerätehersteller selbst, die bereit stehen, um Millionen Haushalte weltweit mit HD-kompatiblen Plasma-Fernsehern und Beamern zu bestücken.
Auch bei Pay-TV-Sendern hofft man auf zusätzliche Geschäfte. Premiere will im November drei deutsche HDTV-Kanäle für Filme, Sport und Dokumentationen starten. Die Fußball-WM 2006 soll komplett in HDTV gesendet werden.
Der Unterschied zu herkömmlichem PAL-Fernsehen ist beträchtlich: Statt der Auflösung von 720 mal 576 arbeitet HDTV mit bis zu 1920 mal 1080 Bildpunkten. Das fein aufgelöste Bild kommt dem einer echten Kinoleinwand sehr nahe - der heute inflationär genutzte Begriff Heimkino wäre tatsächlich angemessen.
Bis HDTV in jedem Wohnzimmer flimmert, wird es aber noch ein Weilchen dauern. Die Mühlen bei den großen Fernsehsendern wie ARD, ZDF oder Sat1 mahlen langsam, auch auf Grund der mit dem Umstieg verbundenen Investitionen. ProSieben strahlt derzeit ausgewählte Spielfilme in HD aus, über einen eigens angemieteten Satellitenkanal und zu Testzwecken, wie der Sender betont.
Der kleinste HD-Camcorder der Welt
Hobby-Filmer können jedoch schon heute auf HD umsteigen. Kosteten die ersten HD-Camcorder von JVC und Sony anfangs noch 4000 bis 5000 Euro, so ist der Einstieg in die HD-Welt jetzt schon für 2000 Euro möglich. So viel verlangt Sony für die neue Handycam HDR-HC1, die ab Mitte Juli erhältlich ist.
"Damit sind wir in einem Bereich, der für Hobbyfilmer interessant ist", sagte Sony-Sprecher Markus Nierhaus. Wer heute über den Kauf eines Camcorders für 1300 bis 1500 Euro nachdenke, könne sich auch gleich für die etwas teurere, aber zukunftssichere HD-Version entscheiden.
Die Videoauflösung der Kamera liegt bei 1440 mal 1080 Pixeln, gefilmt wird ausschließlich im 16:9-Format. Daneben knipst das Gerät auch normale Fotos, und zwar mit 1920 mal 1440 Bildpunkten. Laut Sony ist die HDR-HC1 der "derzeit kleinste und leichteste HDV-Camcorder" überhaupt.
Der Markt gestaltet sich allerdings noch äußerst übersichtlich. Bis jetzt haben nur JVC und Sony Kameramodelle für ambitionierte Amateure, sogenannte Prosumer, im Angebot. Doch das dürfte sich bald ändern, denn "HD" liegt im Trend.
Pointillismus-Filter und fliegende Buchstaben
Apple-Chef Steve Jobs erklärte das Jahr 2005 gar zum Jahr von High Definition schlechthin. Selbst das Videoschnittprogramm für Einsteiger, iMovie, das auf jedem gekauften Mac vorinstalliert ist, unterstützt in der neuesten Version hochaufgelöstes Videomaterial. Auch die semiprofessionelle Videobearbeitung Final Cut Express ist HD-kompatibel.
Natürlich sind auch andere Hersteller von Videoschnittsoftware wie Adobe oder Pinnacle längst auf den HD-Zug aufgesprungen und bieten entsprechende Plugins für ihre Programme an. Dem Aufpeppen von HD-Videos mit 3D-Blenden, Pointillismus-Filtern und Laufschriften steht also nichts im Wege - höchstens der gute Geschmack.
HD-DVD-Laufwerk von NEC: Droht ein Formatwirrwarr?
Dafür gestaltet sich die Präsentation des fertigen Films etwas schwieriger. Weil es noch keinen einheitlichen Standard für HD-Video-DVDs gibt, bleibt dem Hobbyfilmer nur die Kamera selbst als Wiedergabegerät, sofern er die Filme nicht direkt am PC anschauen will. Der fertig geschnittene Film wird zurück auf Band geschrieben und dann via Camcorder an Plasmafernseher oder Beamer weitergeleitet. Diese müssen natürlich auch HD unterstützen.
Derzeit versuchen Sony und Toshiba in letzter Minute ein Formatwirrwarr beim DVD-Nachfolgeformat zu verhindern. Eine Hybridversion aus Blu-ray und HD-DVD, den beiden rivalisierenden Standards, gilt als mögliche Lösung. Eine solche Einigung schien bislang kaum möglich - die beiden Lager standen sich unversöhnlich gegenüber. Jeder behauptete, sein Format sei das bessere.
Die HD-DVD, hinter der neben Toshiba auch NEC, Intel, IBM und Warner stehen, speichert 30 Gigabyte und kann in den bisherigen DVD-Fabriken produziert werden. Das von Sony, Panasonic, Pioneer, LG und Philips favorisierte Blu-ray-Format erfordert neue Produktionsstrecken, die Scheiben fassen jedoch bis zu 50 Gigabyte. Beide Formate benötigen wegen der höheren Datendichte blaue Laser zum Auslesen der auf ihnen gespeicherten Daten und können deshalb in aktuellen DVD- oder CD-Laufwerken nicht verwendet werden.
Eine schnelle Einigung beim Nachfolgeformat der DVD dürfte die Erfolgschancen von High Definition deutlich erhöhen. Videofans erinnern sich noch mit Graus an den Formatstreit bei Videokassetten in den achtziger Jahren. Damals setzte sich VHS gegen Betamax und Video 2000 durch - trotz seiner vergleichsweise schlechten Bildqualität.
Q: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,356276,00.html
Gr.
|