Waehrend der Himmel ueber den Boersen vor kurzem noch strahlend blau war, sind zuletzt dunkle Gewitterwolken aufgezogen. Alle wichtigen Aktienindizes haben ihre seit Maerz 2003 bestehenden Aufwaertstrends gebrochen und notieren deutlich unter ihren Jahresanfangsstaenden. Was viele schon nicht mehr fuer moeglich gehalten hatten, koennte daher jetzt wieder anstehen: Fallende Aktien- kurse. Einiges spricht dafuer, dass eine laengerfristige Trendwende eingeleitet wurde.
Angesichts schwacher Wirtschaftsdaten, vor allem der Arbeitsmarkt in den USA kommt nicht auf die Beine, steht Fed-Chef Alan Greenspan vor einem Dilemma: Senkt er die Zinsen, signalisiert er damit, dass die Wirtschaft weniger robust ist als gemeinhin angenommen. Hebt er sie an, gibt er den Boersianern zu verstehen, dass sich inflationaere Tendenzen abzeichnen. In beiden Faellen waere die monatelange Kletterpartie an den Aktienmaerkten Geschichte. Greenspan kann also nur eines tun: Nichts.
Dann werden die Maerkte ihre Richtung ganz von alleine finden. Der US-Halbleiter-Index, traditionell ein brauchbarer Fruehindikator fuer den Gesamtmarkt, hat sich bereits entschieden und den Weg abwaerts in Richtung 200-Tage-Linie eingeschlagen. Am Freitag vergangener Woche ist er dort angekommen.
Fuer die anderen wichtigen US-Indizes sieht es ebenfalls nicht gut aus. Zu denken geben die vergangenen Handelstage: Nach einer ganzen Reihe aeusserst schwacher Vorstellungen, konnte sich der Dow Jones waehrend der vergangenen Woche nicht mehr entscheidend nach oben absetzen. Vor allem aber: Die Umsaetze waren zuletzt an Tagen mit fallenden Kursen deutlich hoeher als an Tagen mit steigenden Notierungen. Kein gutes Zeichen.
Die juengste Schwaeche des Weltleitindex verwundert insofern, als nach der juengsten Talfahrt von mehr als fuenf Prozent in Erwartung einer baldigen Fortsetzung der Kletterpartie eigentlich mit einer rasanten Gegenbewegung zu rechnen war. Doch davon war nichts zu spueren.
Bezeichnend ist, wie jetzt die einschlaegigen Boersenmedien die Lage kommentieren. Sichtlich beeindruckt von der duerftigen Erholung Mitte vergangener Woche verkuendete beispielsweise der Moderator beim Boersensender n-tv, dass der ?Markt endlich wieder bereinigt? sei, besonnene Anleger sollten jetzt zugreifen.
Nach einer eindeutigen Top-Bildung wie sie waehrend der vergangenen Monate zu beobachten war, und dem jetzt erfolgten deutlichen Rueckschlag, erzeugen solche Aussagen eine gefaehrliche Stimmung von ?es ist ja gar nichts passiert, und: alles wird gut?.
Doch Vorsicht: Nach dem fulminanten Anstieg hat sich betraechtliches Korrekturpotential aufgebaut. Und was wir an dieser Stelle immer wieder betont hatten, koennte jetzt eintreten: Ein dickes Cash-Polster duerfte in den kommenden Monaten sehr komfortabel sein.
Nachdem die Kurse abgetaucht waren, suchten die Kommentatoren eilig nach Erklaerungen. Die Anschlaege in Madrid haetten die Kurse auf Talfahrt geschickt, hiess es. Die Wahrheit sieht anders aus: Die Korrektur war seit Monaten ueberfaellig; was jetzt als vermeintliche Ursachen verkauft wird, ist nur der Tropfen, der das Fass zum Ueberlaufen brachte.
Die Stimmungslage unter den Anlegern muss man als Anti- zykliker zumindest als heikel einstufen: Eine Umfrage der Yale School of Management hat kuerzlich ergeben, dass 95 Prozent der Privatanleger in den USA fuer das laufende Jahr mit steigenden Kursen rechnen. Die Profis stehen dem nur unwesentlich nach: Unter den Vermoegensverwalten waren zuletzt 92 Prozent Optimisten zu verzeichnen.
Investment-Legende Warren Buffett gehoert nachweislich nicht dazu. Wiederholt hat das ?Orakel von Omaha? geklagt, es gebe derzeit ?kaum noch guenstige Investitionschancen?. Mit Besorgnis haben einige Marktbeobachter registriert, dass Buffett derzeit so hohe Cash-Reserven haelt, wie zuletzt kurz vor dem Einbruch der Aktienmaerkte im Fruehjahr des Jahres 2000.
Die Bargeldbestaende von Berkshire-Hathaway belaufen sich aktuell auf 36 Milliarden US-Dollar. Das entspricht in etwa einem Jahresetat des Freistaates Bayern. Es sei richtig, so Buffett, dass dieses Kapital derzeit ?unterbeschaeftigt? sei ? dies sei aber immer noch besser, als toerichte Dinge damit anzustellen. Wie immer ein wahres Wort.
Wer jetzt glaubt, Kaufkurse zu sehen, der sollte bedenken, dass ein nachhaltiger Einbruch kaum zu einem ?unpassenderen? Moment kommen koennte: Nach einem Jahr Hausse haben sich die meisten Anleger laengst wieder an steigende Kurse gewoehnt. Die Cash-Reserven der institutionellen Anleger sind niedrig wie selten, die Verschuldung der Unternehmen und privaten Haushalte in den USA hat ein Rekordniveau erreicht und schliesslich: Im Vorfeld der Praesidentschafts- wahlen in den USA hat praktisch niemand eine ausgedehnte Korrektur auf der Rechnung. Und da an der Boerse meistens genau das passiert, womit niemand rechnet, sollte man jetzt besonders auf der Hut sein. Quelle: doersam-briefe.de ================================================== Nun, ich habe ja schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, daß die Indizes nicht gut aussehen. Bis jetzt ist meine Meinung bestätigt worden. Die kommenden Börsenwochen werden bestimmt interessant, und ich hoffe auf fruchtbare DIskussionen, zum Beispiel mit Lehna, dem Mittelfristinvestor (eigene Aussage, und von mir nicht spottend verwendet - mich würde vielmehr Deine Meinung interessieren)
So long, Calexa www.investorweb.de
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