Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Was beschreibt der Indikator? Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Es misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP wird in jeweiligen Preisen und in konstanten Preisen eines bestimmten Jahres (Basisjahr, derzeit 1995) errechnet. In konstanten Preisen wird die reale Wirtschaftsentwicklung im Zeitablauf frei von Preiseinflüssen dargestellt. Die Veränderungsrate des BIP in konstanten Preisen dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften. Das BIP ist damit die wichtigste Größe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und gehört zu den Indikatoren des Verbreitungsstandards des Internationalen Währungsfonds (IWF). Wie wird der Indikator berechnet? Das BIP wird in Deutschland über die Entstehungs- und Verwendungsseite berechnet. In der Entstehungsrechnung (Produktionsansatz) wird das BIP ermittelt, indem die Wertschöpfung aller Produzenten als Differenz zwischen dem Wert der produzierten Waren und Dienstleistungen (Produktionswert) und dem Vorleistungsverbrauch berechnet wird und dann die Gütersteuern (wie Tabak-, Mineralöl- oder Mehrwertsteuer) hinzugefügt und die Gütersubventionen abgezogen werden. Die Werte für 2003 zeigt folgende Übersicht für Deutschland in Mrd. Euro: | Produktionswert | 3 777,1 | - | Vorleistungen | 1 861,4 | = | Bruttowertschöpfung | 1 915,7 | + | Gütersteuern abzüglich -subventionen | 214,1 | = | Bruttoinlandsprodukt | 2 129,8 |
Eine andere Möglichkeit, das BIP zu errechnen, setzt an der Nachfrageseite an. Im Rahmen der Verwendungsrechnung (Ausgabenansatz) werden die Ausgaben für die Endverwendung von Waren und Dienstleistungen ermittelt, d.h. private und staatliche Konsumausgaben, Investitionen sowie Außenbeitrag (= Exportüberschuss = Exporte minus Importe). Die Größenordnung zeigt folgende Übersicht für 2003 in Mrd. Euro: | Private Konsumausgaben | 1 246,4 | + | Konsumausgaben des Staates | 410,3 | + | Bruttoinvestitionen (einschl. Vorratsveränderungen) | 377,9 | + | Exporte | 763,0 | – | Importe | 667,8 | = | Bruttoinlandsprodukt | 2 129,8 |
Die Berechnung des BIP über die Verteilungsseite ist in Deutschland wegen fehlender Basisdaten über die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nicht möglich. Die Verteilungsrechnung zeigt die im Rahmen der Produktionstätigkeit entstandenen und geleisteten Einkommen: Arbeitnehmerentgelt der Inländer, Unternehmens- und Vermögenseinkommen, Produktions- und Importabgaben an den Staat, Subventionen des Staates, Abschreibungen, Primäreinkommen aus der bzw. an die übrige(n) Welt. Die nachfolgende Übersicht zeigt die Größenordnungen für 2003 in Mrd. Euro: | Arbeitnehmerentgelt (Inländer) | 1 132,4 | + | Unternehmens- und Vermögenseinkommen | 437,9 | = | Volkseinkommen | 1 570,3 | + | Produktions- und Importabgaben an den Staat abzüglich Subventionen | 225,4 | + | Abschreibungen | 319,8 | = | Bruttonationaleinkommen (bisher Bruttosozialprodukt genannt) | 2 115,5 | – | Primäreinkommen aus der übrigen Welt (Saldo) | – 14,4 | = | Bruttoinlandsprodukt | 2 129,8 |
In den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ergibt sich das Unternehmens- und Vermögenseinkommen als Restgröße. Wann wird der Indikator veröffentlicht? Berechnet wird das BIP für Jahre und Vierteljahre. Veröffentlicht wird das erste Jahresergebnis in Deutschland bereits Mitte Januar des Folgejahres. Das BIP für ein Vierteljahr wird in Deutschland erstmals 45 Tage nach Quartalsende publiziert, d.h. Mitte Februar, Mitte Mai, Mitte August und Mitte November, und die ausführlichen Ergebnisse etwa 55 Tage nach Quartalsende. Der genaue Veröffentlichungskalender kann im Internet unter www.destatis.de/presse/deutsch/cal.htm eingesehen werden. Die Quartalsdaten sind konsistent mit den Jahresergebnissen verknüpft. Wie genau ist der Indikator? Die frühe Erstveröffentlichung von BIP-Angaben erfüllt die Nutzeranforderung nach aktuellen Ergebnissen, obwohl die Datengrundlage zu diesem Zeitpunkt häufig noch unvollständig ist. Die ersten vorläufigen Ergebnisse werden mehrmals überarbeitet, um neu verfügbare statistische Informationen einzuarbeiten, und können von den endgültigen Ergebnissen, die jeweils nach rund drei Jahren veröffentlicht werden, abweichen. Daneben werden noch sogenannte große Revisionen durchgeführt, die der Einführung neuer Konzepte und Definitionen, der Umstellung auf ein neues Preisbasisjahr sowie der Einbeziehung von Ergebnissen aus unregelmäßigen Erhebungen oder Zensen dienen. Im mehrjährlichen Vergleich können die ersten vorläufigen Ergebnisse vom endgültigen Wert um rund einen halben Prozentpunkt nach oben oder unten abweichen. Bei einigen Teilaggregaten des BIP ist der durchschnittliche Revisionsbedarf deutlich größer. Weiterführende Informationen Weitere Informationen sind im Internet (www.destatis.de) unter Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen in der Rubrik Online-Publikationen verfügbar. Die verwendeten Definitionen und Konzepte sind im "Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, ESVG 1995" geregelt, das als Anhang A der Verordnung des Rates 2223/96 im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft Nr. L310 vom 30. November 1996 veröffentlicht ist und 1996 vom Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften in Buchform herausgegeben wurde. Die praktische Umsetzung in Deutschland wird in den Sonderbänden S. 22 "Inlandsprodukt nach ESVG 1995 -Methoden und Grundlagen-", S. 23 "Vierteljährliche Berechnungen des Inlandsprodukts nach ESVG 1995 -Methoden und Grundlagen-" und S. 24 "Methoden der Preis- und Volumenmessung" der Fachserie 18 "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen" im Detail dargestellt, die auf Anforderung vom Statistischen Bundesamt bezogen sowie im Internet (www.destatis.de/shop) heruntergeladen werden können. Weitere Auskünfte erteilt: VGR-Infoteam, Telefon: (0611) 75-2626, E-Mail: vgr-bip-auskunft@destatis.de
>>> Statistik von A bis Z (weitere Definitionen)
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