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neuester Beitrag: 22.10.03 14:12
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eröffnet am: | 22.10.03 14:12 von: | stefan2607 | Anzahl Beiträge: | 1 |
neuester Beitrag: | 22.10.03 14:12 von: | stefan2607 | Leser gesamt: | 5195 |
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Die Boomjahre, in denen Umweltaktien in höchsten Tönen gelobt wurden, scheinen vorüber zu sein. Die politische Debatte über die Novellierung des EEG sorgt für Unmut unter allen Beteiligten und lässt die Aktienkurse weiter fallen. LM Research nahm die Gelegenheit wahr mit dem Vorstandsvorsitzenden der Plambeck Neue Energien AG, Herrn Dr. Wolfgang von Geldern, und dem Leiter Öffentlichkeitsarbeit, Herrn Rainer Heinsohn, über Politik, die dänische Tochter SSP Technology und die bevorstehende außerordentliche Hauptversammlung zu diskutieren.
Leon Müller (LM Research): Nach einer Reihe von Boomjahren hat Ihre Branche seit geraumer Zeit mit Problemen zu kämpfen. Das 100.000-Dächer Programm ist im Sommer ausgelaufen, wodurch die Solarenergie an Attraktivität eingebüßt hat. Für Sie sicherlich noch weniger erfreulich war und ist die Novellierung des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz), die unter allen Beteiligten für Missmut sorgt. Unsere Frage daher: Wie schätzen Sie derzeit das politische Klima in Deutschland in Sachen erneuerbare Energien ein?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn (Plambeck Neue Energien AG): Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland ist politisch nicht ernsthaft umstritten, weil nur so ein entscheidender Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele und der Ressourcenschonung geleistet werden kann. Bedauerlich ist jedoch, dass vor dem Hintergrund der dringend notwendigen Modernisierung des konventionellen Kraftwerksparks nur drei Jahre nach Inkrafttreten des EEG eine tief greifende Diskussion über die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen stattfindet. Die Branche der erneuerbaren Energien kann sich nicht kontinuierlich entwickeln, wenn wir alle 2 bis 3 Jahre mit einer solchen Generaldebatte rechnen müssen. Daher fordere ich die Politik auf, jetzt verlässliche Regelungen für die kommenden Jahre zu schaffen. Dann kann auch weiter investiert werden.
Leon Müller: Die Novellierung des EEG sorgt nicht nur für Unmut, sondern hat auch ganz konkrete finanzielle Folgen. Überall ist zu hören, dass sich diejenigen Banken, die sich bislang stets bei der Projektfinanzierung engagiert und bei der Kreditvergabe großzügig gezeigt haben, allmählich zurückziehen. Macht sich dieser Vorgang auch in Ihrem Unternehmen bemerkbar?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Eine gewisse Zurückhaltung der Banken ist zu spüren, die Finanzierung von Windpark-Projekten bleibt aber weiterhin möglich. Dennoch wollen wir uns ein wenig unabhängiger von den Banken machen.
Leon Müller: In diesem Zusammenhang ist sicherlich auch die für den 04. November 2003 anberaumte außerordentliche Hauptversammlung zu sehen. Der Tagesordnung ist zu entnehmen, dass Sie nach alternativen Finanzierungskonzepten suchen und diese in einer Ausweitung des genehmigten Kapitals um 9,85 Millionen Euro glauben gefunden zu haben. Verstehen wir Sie da richtig?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Grundsätzlich sehen wir alternative Finanzierungsmöglichkeiten, der vorgeschlagene Beschluss zum genehmigten Kapital hat damit jedoch nichts zu tun. Das genehmigte Kapital wird an das neue Grundkapital von 19,776 Mio. Aktien angepasst.
Leon Müller: Zudem möchten Sie sich von Ihren Aktionären die Bereitstellung von Wandel- und/oder Optionsschuldverschreibungen im Gesamtnennwert von bis zu 100 Millionen Euro genehmigen lassen. Können Sie unseren Lesern die Einzelheiten dieser Unternehmung erläutern.
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Der Finanzmarkt reagiert zurzeit sehr freundlich auf solche Angebote. In 2003 konnten auf diese Weise bereits mehr als 50 Mrd. Euro in Deutschland platziert werden. Für das Unternehmen stellen sie eine attraktive Finanzierungsalternative dar. Das Interesse bei institutionellen Investoren ist groß. Mit den Beschlüssen wollen wir uns die Möglichkeit eröffnen, einen solchen Weg gehen zu können. Bisher ist das nicht möglich.
Leon Müller: Durch die Ausweitung des genehmigten Kapitals um 9,85 Millionen Aktien erhalten Sie mitunter die Möglichkeit Unternehmen zu akquirieren. Diese Art der Nutzung des Kapitals wird ausdrücklich auf der Hauptversammlung erwähnt werden. Es wird vermutet, dass Sie mithilfe dieses Kapitals die Option wahrnehmen möchten, Ihren Anteil an der SSP Technology A/S auf die maximal vereinbarten 90 Prozent auszuweiten. Was können Sie uns dazu sagen?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Mit dem genehmigten Kapital sind grundsätzlich Akquisitionen von Firmen möglich. Konkrete Pläne gibt es noch nicht. Aber so lange das genehmigte Kapital nicht geschaffen ist, haben wir auch keine Option.
Leon Müller: Das ist wahr. In einer Ihrer Mitteilungen dieses Jahres erwähnten Sie, dass SSP im September mit der Auslieferung eines besonders leistungsstarken 34-Meter-Flügels beginnen möchte. Hat Ihr dänisches Tochterunternehmen diesen Zeitplan einhalten können?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: SSP Technology befindet sich voll im Zeitplan. Die Produktion der 34-Meter-Flügel ist angelaufen. In Kürze können die ersten Windenergieanlagen mit dem Rotorblättern in Betrieb genommen werden. Dann werden die SSP-Flügel beweisen, dass sie nicht nur langlebiger und wartungsfreier sind als herkömmliche Rotorblätter, sondern dass sie auch deutlich höhere Erträge erzielen, was die Wirtschaftlichkeit der Windpark-Projekte verbessert und gleichzeitig die Vermarktungschancen der Windparks erhöht.
Leon Müller: Uns würde darüber hinaus interessieren, wie Sie den Zweifeln der Analysten der HSH Nordbank AG aus Hamburg begegnen. Diese äußerten sich in einer am 24. September 2003 veröffentlichten Analyse skeptisch zu den Ertragsaussichten Ihres Unternehmens. Halten Sie auch weiterhin an Ihren Plänen für die Tochter SSP fest, im kommenden Jahr rund 15 Millionen Euro umzusetzen und dabei ein Ergebnis von 1,3 Millionen Euro zu erwirtschaften?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Es gibt keinen Grund die Planzahlen für SSP Technology zu verändern. Lassen Sie mich aber noch eines ergänzen, weil es immer wieder falsche Erwartungen gibt: SSP Technology tritt nicht an, um in Produktionszahlen Marktführer zu werden, dieses Unternehmen tritt an, um die besten Flügel zu bauen ? mit langer Lebensdauer, mit geringem Materialeinsatz und mit hoher Effizienz.
Leon Müller: ?womit SSP zumindest zum technologischen Marktführer avancieren würde. Verweilen wir noch ein wenig bei den Zahlen. Das erste Halbjahr war eine Enttäuschung für alle Aktionäre. Zwar lag das Ergebnis nahezu auf Vorjahresniveau, doch der Umsatz scheint förmlich implodiert zu sein. Sie führen u. a. Änderungen in der Bilanzierung als Grund für diesen starken Rückgang an. Wie muss man sich das vorstellen?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Dies hat ganz überwiegend mit der Bilanzierung nach IAS und dem Markt für Windenergieanlagen zu tun. Früher mussten wir Anlagen viele Monate vor Baubeginn bestellen, damit sie termingerecht geliefert wurden. Inzwischen haben sich die Lieferzeiten stark verkürzt. Die lange vorher bestellten Anlagen mussten wir je nach Grad der Fertigung in den IAS-Bilanzen ausweisen. Das entfällt bei den kurzfristigen Lieferungen. Und genau diese Entwicklung wirkt sich ganz erheblich bei den IAS-Umsätzen und in der Gesamtleistung aus.
Leon Müller: Wie hoch war der Bestand an liquiden Mitteln zum 30. Juni 2003 und wie hat sich dieser im dritten Quartal entwickelt? Können Sie uns dazu etwas sagen?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Dies ist eine sehr stichtagsbezogene Frage mit geringer Aussagekraft. Die liquiden Mittel haben wir im Halbjahresbericht mit rund 817.000 Euro und damit deutlich höher als zum Ende des 1. Quartals ausgewiesen. Die Zahlen für das 3. Quartal veröffentlichen wir am 14. November.
Leon Müller: Dann werden wir den 14. November abwarten müssen. Nachdem der Halbjahresgewinn nahezu auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums bei etwa 2,97 Millionen Euro lag, würde uns ein Ausblick für das Gesamtjahr 2003 interessieren.
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir uns bei Quartalsberichten an die Spielregeln halten und vor der Veröffentlichung des Berichtes dazu keine Stellung nehmen. Die bereits erklärte Delle in der IAS-Bilanz wird uns allerdings begleiten, obwohl wir im operativen Geschäft auch in diesem Jahr wieder etwa 100 MW installierte Leistung errichten werden.
Leon Müller: Kommendes Jahr wollen Sie zu alter Stärke zurückfinden und wieder wachsen. In welchen Bereichen soll dieses Wachstum generiert werden? Sie verweisen hier oftmals auf Ihre Auslandsengagements, wie beispielsweise Frankreich. Gewähren Sie uns daher einen aktuellen Überblick über die Geschäfte jenseits der Grenzen?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Die Plambeck Neue Energien AG sieht drei besonders wichtige Bereiche: Das Kerngeschäft mit Windparks in Deutschland onshore führen wir unverändert stark fort, in Frankreich erwarten wir in 2004 mit der Fertigstellung erster Windparks erstmals Umsätze und Gewinne und aus dem Offshore-Projekt ?Borkum Riffgrund? wird es 2004 auch bereits Umsätze und Ergebnisse geben.
Leon Müller: Auch hierzulande haben Sie in den letzten Quartalen Erfolge gefeiert, darunter etwa die Einweihung von neuen Windparks erst vor wenigen Wochen oder die Ausweitung des von Ihnen genannten Offshore-Projektes vor Borkum. Mit welchen positiven Nachrichten können Ihre Aktionäre dieses Jahr noch rechnen?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Wie bereits gesagt entwickeln sich das Projektgeschäft in Deutschland, die Frankreich-Aktivitäten und Offshore positiv. Daneben gibt es ein neues Produkt im Fondsbereich: neben der laufenden Vermarktung von Windpark-Fonds und einzelnen Windenergieanlagen bieten wir jetzt auch Beteiligungen an dem Biomassekraftwerk Silbitz an. Dazu ist ein Fonds geschaffen worden, der bei Anlegern und Finanzvertrieben große Beachtung finden wird.
Leon Müller: Kommen wir nun zu einem etwas anderen Thema. Wir erinnern uns an eine Mitteilung aus dem Frühjahr, in der Sie sich an Ihre Aktionäre gewandt haben und von einer Diskrepanz zwischen Aktienkurs und Geschäftsverlauf sprachen. Dem Niedergang Ihres Aktienkurses hat dies keinen Abbruch getan, mittlerweile notieren die Anteilsscheine nahe der 2-Euro-Marke ? und das trotz eines positiven Gesamtmarktes.
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Der Aktienkurs leidet in erster Linie unter der spürbaren Verunsicherung, die von der laufenden politischen Debatte um die künftige Förderung erneuerbarer Energien ausgelöst wird. An der fairen Bewertung des Unternehmens orientiert sich der Aktienkurs leider nicht mehr.
Leon Müller: In letzter Zeit wurde bei optisch günstigen Anteilsscheinen immer wieder der Buchwert der Aktie herangezogen, wenn es darum ging die mögliche Unterbewertung eines Unternehmens aufzuzeigen. Können Sie uns sagen, wo der Buchwert Ihrer Anteilsscheine momentan liegt?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Der Buchwert liegt derzeit bei 5,32 Euro.
Leon Müller: 5,32 Euro, das sind etwa 3 Euro mehr als ein Anteilsschein derzeit wert ist. Nach der TecDAX?Aufnahme folgte bereits wenige Monate später der Abschied. In der Regel bedeutet dies einen Ansehensverlust und ein rückläufiges Interesse der Anleger. Welche Anstrengungen unternehmen Sie, um diesem Effekt entgegenzuwirken?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Wir hoffen, den Markt mit einem starken operativen Geschäft und dem Wachstumskurs des kommenden Jahres von der langfristigen Werthaltigkeit des Unternehmens zu überzeugen. Wenn sich diese Fakten im Kurs widerspiegeln, wird sich das für die Aktionäre auszahlen. Rückläufiges Interesse können wir aus den hohen Börsenumsätzen unserer Aktien nicht ablesen.
Leon Müller: Kommen wir noch einmal auf die bevorstehende Hauptversammlung zu sprechen und auf die Frage, ob Sie mit einer breiten Zustimmung für Ihre Vorschläge rechnen?
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Ja.
Leon Müller: Eine kurze und deutliche Antwort. Wir bedanken uns bei Ihnen für dieses Gespräch, sehen gespannt dem Ausgang der außerordentlichen Hauptversammlung entgegen und würden uns freuen Sie schon bald erneut interviewen zu können.
Dr. Wolfgang von Geldern / Rainer Heinsohn: Vielen Dank, Herr Müller. Die nächste Gelegenheit für ein Gespräch mit neuen Informationen wird sicher nicht lange auf sich warten lassen.