man beachte vor allem den letzten Satz. Übrigens Happy End, das war ne nette Satire. Ist auch nah dran an der Realität.
Kirche am Pranger: Amerikanische Bischöfe erkauften das Schweigen von Missbrauchsopfern Würdenträger wussten um die sexuellen Übergriffe von Priestern, doch die Täter blieben im Amt Der Fall, um den es geht, ist schlimm genug. Als katholischer Priester hat John Geoghan dutzende von Kindern sexuell missbraucht und steht deshalb nun in Boston vor Gericht. Doch was sich hinter dem Fall verbirgt, erscheint noch schlimmer und erschüttert in diesen Tagen die Katholische Kirche der USA wie kein anderer Skandal zuvor: Jahrelang wussten die Kirchenoberen von den sexuellen Übergriffen John Geoghans und ließen ihn dennoch im Amt.
Von unserem Korrespondenten
MARKUS GÜNTHER, Washington
In einer Enthüllungsgeschichte, die seit Wochen die amerikanischen Zeitungen füllt, kommt die traurige Wahrheit scheibchenweise ans Licht: Über Jahrzehnte hin unterdrückte die Kirche Informationen über zahlreiche Priester, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Mit vertraulich gezahlten Entschädigungen in Millionenhöhe sorgte sie dafür, dass die Skandale nicht öffentlich wurden, zugleich versetzte sie die Täter in andere Gemeinden, wo es oft wieder zu neuen Übergriffen auf Kinder kam.
Der Skandal trifft die Katholische Kirche der USA dort, wo sie seit der irischen Einwanderung ihre historischen Wurzeln und bis heute ihr geistiges Zentrum hat. In der letzten Woche prägten Menschen mit dem Aschenkreuz auf der Stirn das Straßenbild in Boston, doch viele trugen zugleich eine violette Schleife auf der Brust, das Zeichen einer neuen Protestbewegung. Längst wird der Rücktritt des Erzbischofs von Boston, Bernhard Kardinal Law, gefordert, und das nicht nur von den Medien, sondern nach Umfragen auch von der Mehrheit der Katholiken. Law übergab unter dem öffentlichen Druck in der letzten Woche eine Liste mit den Namen von 90 Priestern, die in den letzten Jahrzehnten in seinem Bistum unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern standen. Allein in den letzten zehn Jahren, so räumte Law ein, habe sein Bistum Klagen gegen 70 Priester durch außergerichtliche Einigungen abgewendet und dafür mehr als zehn Millionen Dollar ausgegeben. Die Empfänger der Entschädigungszahlungen mussten sich im Gegenzug verpflichten, über die Sache zu schweigen. Dass man nie selbst Polizei und Justiz eingeschaltet habe, sagt Kardinal Law heute, sei "ein tragischer Fehler" gewesen und werde künftig nicht mehr vorkommen.
Für die größte Aufregung aber sorgt, dass die Kirche die Priester in vielen Fällen im Amt beließ oder einfach immer wieder in neue Gemeinden versetzte.
Erst Anfang der neunziger Jahre wurde diese Praxis geändert, und Priester wurden je nach der Schwere der Verfehlungen aus den Pfarrämtern entfernt oder auf Posten gesetzt, wo sie keinen Kontakt mit Minderjährigen hatten. "Es gibt keine Entschuldigung für dieses Verhalten der Kirche", sagte Arthur Austin, eines der Opfer, bei einer Demonstration in Boston, "die Kirche wusste alles, und das Einzige, was sie bereut, ist, dass es jetzt ans Licht kommt." Vor zwei Wochen versicherte Kardinal Law den völlig verunsicherten Katholiken seines Bistums, dass kein Priester, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, mehr als Pfarrer tätig sei. In der letzten Woche schließlich stellte sich auch das als falsch heraus: Acht Priester - von 947 in der Diözese - waren weiterhin im Gemeindedienst und wurden erst jetzt abgesetzt.
Von Boston aus hat sich der Skandal der Kirche längst wie eine hässliche Krankheit über das ganze Land ausgebreitet. In New Hampshire übergab die Kirche die Akten von 14 verdächtigten Priestern an die Justiz, im Bistum Worcester (Massachusetts) wurden zwei Pfarrer von ihren Aufgaben entbunden. In Los Angeles wurde der Fall eines Pfarrers bekannt, der nach sexuellem Missbrauch lediglich in eine andere Gemeinde versetzt worden war.
Die Strafverfolgung solcher Fälle war in den USA bislang schwierig, da es kurze Verjährungsfristen gibt und die Opfer vielerorts noch als Minderjährige Anzeige erstatten müssen. Auch schützt die Kirchenoberen das gesetzlich geschützte Beichtgeheimnis davor, der Justiz Auskunft geben zu müssen. Allerdings haben die meisten amerikanischen Bischöfe ihre Mitarbeiter jetzt angewiesen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten, sobald Vorwürfe sexuellen Missbrauchs laut werden. Mehrere Initiativen planen dennoch eine Verfassungsklage zu erheben, um den Schutz des Beichtgeheimnisses aufzuheben. Schon die Schweigepflicht von Ärzten, Rechtsanwälten und Psychologen ist in den letzten Jahren in den USA stark eingeschränkt worden.
Für die Katholische Kirche in den Vereinigten Staaten bedeutet die jüngste Skandalserie viel mehr als nur einen Imageschaden. Denn da es keine Kirchensteuer gibt und sich die Kirche durch Spenden finanziert, drohen auch erhebliche finanzielle Einbußen, wie aus mehreren Bistümern und Erzbistümern berichtet wird. Vor allem aber bekommt der traditionelle amerikanische Antikatholizismus, der immer noch sehr lebendig ist, neue Nahrung. Der amerikanische Justizminister John Ashcroft hatte noch im Jahre 1998 die Katholische Kirche öffentlich als Satanswerk und Papst Johannes Paul II. als "Antichristen" bezeichnet. Aktualisiert: 05.03.2002, 05:34 Uhr
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