Mein lieber Schwan! Kann es sein, dass Du den Leser mit einigen rabulistischen Übungen vergackeiern möchtest? Was sich da an einzelnen Stellen zwischen Deinen Ausführungen an "Preziosen" findet, ist ganz bemerkenswert und verlangt nach Widerspruch.
"Die poststalinistische Sovjet-Diktatur zerfiel erst einmal, weshalb hätte das nicht auch der Nazi-Diktatur zustoßen sollen?"
Was soll das heißen? Etwa, dass man sich ganz ruhig in die Ecke setzen und warten soll, bis bessere Zeiten anbrechen? Ist schon etwas zynisch, wenn man an die Leute denkt, die in den Zwangssystemen der Sowjet-und Hitlerzeit ihr Leben oder ihre Gesundheit lassen mußten! Denen hat der Rückgriff auf Heraklit auch nicht gerade geholfen. In deren Wahrnehmung "floss" nun rein gar nichts.
"Häufig konzentiert sich Kritik auf negative Aspekte und verdrängt die positiven."
Das haben negative Aspekte so an sich.
"Bei geschichtlichen Betrachtungen ist die Bewertung zurückliegender Verhältnisse aus unserer Zeit, aus unseren Lebensumständen, aus der aktuellen geistigen Welt nicht angemessen und führt zu einer verengten Bewertung."
Finde ich überhaupt nicht! Natürlich muß man geschichtliche Ereignisse in ihrem zeitlichen Zusammenhang sehen. Das bedeutet aber doch nicht, dass sie sich damit der späteren Bewertung entziehen dürfen. Merkwürdige Ansicht!"
"Und der Einfluß von Zuwanderern betraf im alten Rom nicht nur kulturellen und geistigen Wandel, in der Endzeit usurpierten die "Zugreisten" gnadenlos die Macht (hier in Bayern funktioniert das noch nicht so recht."
Schon wieder so ein Bolzen! Solltest Du da auf die Germanenstämme und auf die Auswirkungen der Völkerwanderung anspielen, die zum Untergang des weströmischen Reiches beigetragen haben, dann ist Dir doch auch sicher geläufig, dass Rom selbst aus innerer Schwäche überfordert und nicht mehr in der Lage war, sein Imperium zu halten. Das Fass mit Bayern sollten wir gar nicht erst aufmachen. Ein Hort der "Volksreinheit" ist es jedenfalls nicht. Ich kann auch nicht sehen, dass andere Bundesländer mittlerweile in die Hände ausländischer, religiös-fundamentalistischer Sturmtruppen gefallen sind. Das mag auch an der langjährigen, fehlenden industriellen Basis Bayerns gelegen haben, die weniger ausländische Arbeitskräfte anzog. Sorry, aber so modellhaft ist der Freistaat nun auch wieder nicht, allenfalls bei der Durchsetzung seiner höchsteigenen Interessen. Ich erinnere mich da an Zeiten, als die Bayern noch am Tropf der wirtschaftlichen stärkeren "Nordländer" hingen und gründlich von Zuweisungen z. B. aus NRW profitierten, in dessen Kohlegruben auch ausländische Kumpel für den entsprechenden Mehrwert sorgten. Ein Umstand, den die bayerische Staatsregierung bei ihrer Abneigung gegen den Bundesfinanzausgleich gerne in den Hintergrund rückt. Also komm mir bitte nicht mit Bayern.
"Die Zeiten, als die Pastoren von der Kanzel kategorisch diktierten, wo das Kreuz bei der Wahl zu machen ist, sind vorbei. Das möchte ich nicht erneut von islamischen Stoßtrupps haben, die bis in den Schulunterricht eingreifen. Da haben wir schon Terrain verloren und verlieren rasant weiter."
Diese Predigten, in meinem Fall von einer katholischen Kanzel, kenne ich auch. Aber ich hab mich da einfach nicht dran gehalten und viele andere auch nicht. Obwohl der Pfarrer mit erlesenen und eindringlichen Worten den Untergang der abendländischen Zivilisation kommen sah, falls jemand etwas anderes als CDU wählen sollte. Ich harre der Dinge und warte auf die nähere und präzise Erläuterung Deinerseits, wo es derlei islamische Stoßtruppes gibt, die "bis in den Schulunterricht eingreifen!" Außerdem bin ich sehr gespannt, wo wir KONKRET in diesem Zusammenhang schon Terrain verloren haben und verlieren, wie Du schreibst. Du redest und argumentierst genau wie der oben erwähnte Pfarrer von der Kanzel, nur aus einer anderen Perspektive.
Abschließend zieht's mir bei folgendem Fazit die Socken aus: "Eiferer und Extremisten hatten wir auch bereits, besonders schlimm wüteten die strengen Sekten wie Calvinisten. Angeblich brachten sie mehr Menschen zu Tode als die katrholische Gegenbewegung. Nicht zu vergessen die religiöse Verbindung zum Hexenwahn. Im puritanischen Massachusetts sollen mehr Scheiterhaufen gebrannt haben als in Europa. Auch Lynchjustiz kann man als Volkes Wille ansehen."
Du solltest die Calvinisten nicht zu sehr verteufeln. Und als Sekte würde ich sie schon gar nicht beschreiben, denn dazu war ihr Einfluss und ihre Theologie viel zu breit. Und auf ihre Theologie solltest Du sie schon gar nicht beschränken. Denn kurioserweise gehen wesentliche Elemente der Demokratie (Wahlfreiheit, Gewaltenteilung, Presse- und Gewissensfreiheit) auf die calvinistische Lehre zurück. Hallooo!!
Kannst ja mal eine Quelle anführen, die belegt, wer damals über Jahrhunderte die Scheiterhaufen gezählt hat. Aber eins steht fest: Lynchjustiz als Volkes Wille anzusehen ist pervers! Es ist Mord nichts anderes!! Allein über diese locker dahingepinselte, subcutan eingängige Einstreuung muss ich mich mehr als wundern. Was bist Du denn für einer? Daher ist auch Steinigen Mord, auch wenn das einige Idioten irgendwo in der Welt gut finden.
Eine merkwürdige Logik, die sich da durch Deine Postings zieht.
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