Der durchschnittliche Börsianer wünscht sich eher steigende als fallende Kurse. Dennoch kann es manchmal sehr profitabel sein, auf den Kursrutsch zu setzen. Wenn man lange Zeiträume betrachtet, ist der Trend der Börsen zwar aufwärts gerichtet. Aber es gibt auch immer wieder ausgeprägte Phasen fallender Kurse. Einzelstories (Firmenpleiten, Katastrophen, lokale Krisen) ermöglichen ebenfalls eine gewinnbringende Spekulation auf fallende Kurse. Diese Möglichkeiten haben Sie als Kleinanleger, fallende Kurse in bare Münze zu verwandeln:
1. PUT-Option
Sowohl in Deutschland (Eurex) als auch in den USA (CBOE) kann man dieses Instrument zur bärischen Spekulation nutzen. Bei einer PUT-Option erwirbt der Käufer das Recht, eine Aktie oder ein anderes Finanzinstrument zu einem bestimmten Preis zu verkaufen.
Was hat man als Anleger nun davon?
Ein kleines Beispiel: ein Anleger ist der Meinung, daß Aktie XY von 20 EUR auf 10 EUR fallen wird. Er kauft eine PUT-Option, die im das Recht gewährt, die Aktie zu 20 EUR zu verkaufen. Dieses Recht ist natürlich nutzlos, solange die Aktie an der Börse bei 20 EUR notiert. Daher ist die Option zu diesem Zeitpunkt (abhängig von der Laufzeit) relativ billig. Fällt die Aktie XY jedoch deutlich, gewinnt die Option an Wert. Denn wenn die Aktie unter 20 EUR fällt, ist es unbestreitbar ein deutlicher Vorteil, sie zu 20 EUR verkaufen zu können.
Das ist einfach, oder?
Nun ja, ganz so einfach ist es in der Praxis nicht. Neben dem sogenannten Zeitwert, haben die Volatilität und weitere Faktoren Einfluß auf die Optionspreise. Das Internet bietet jedoch zahlreiche Möglichkeiten, sich kostenlos zu informieren. Als Vorteil der Optionen ist zu erwähnen, daß man beim Kauf dieser Instrumente nur den ursprünglichen Einsatz verlieren kann. Das ist nicht bei allen bärischen Spekulationsmöglichkeiten so! Als Nachteil sind der Zeitwertverlust sowie die relativ schlechte Kalkulierbarkeit der Preisentwicklung zu nennen.
2. PUT-Optionsschein Der Optionsschein hat sich in den vergangenen Jahren zum Lieblingskind der deutschen Kleinanleger entwickelt. Die Funktionsweise, der auch als "Warrant" bezeichneten Papiere, entspricht dem Prinzip der Optionen. Im Gegensatz zu Optionen können Optionsscheine jedoch nicht von jedem Börsianer emittiert werden. Sie werden von Banken aufgelegt (emittiert) und sind nicht durch die Börsen standardisiert.
Weitere Informationen: Optionsschein Akademie der BNP Paribas Know How Bereich von Optionsscheine.de Einsteigerinfos von Topwarrants.de
3. Leerverkauf (Short)
Was bis vor Kurzem nur in den USA möglich war, hält jetzt auch in Deutschland Einzug. Beim sogenannten Shorten, verkauft der Spekulant Aktien, die er gar nicht besitzt. Was sich auf den ersten Blick recht paradox anhört, ist im Börsenleben seit Jahrzehnten gängige Praxis. Der Verkauf von Aktien, die nicht im Besitz eines Anlegers sind, wird nur dadurch möglich, daß der Broker diese Aktien verleiht. Dieses "Leihen" funktioniert in den meisten Fällen vollautomatisch über die Handelssoftware, so daß der Anleger bis auf den negativen Bestand (z.B. -100 Aktien) von den internen Vorgängen isoliert bleibt.
Die Frage, die sich unwillkürlich stellt: Was bringt mir das?
...soll ein praktisches Beispiel beantworten: Anleger Fritz Reichmach ist bei einem aktuellen Kurs von 10 EUR der Ansicht, die Telekomaktien sind noch immer zu teuer. Also verkauft er 100 Stück davon zum aktuellen Kurs leer. Wenig später zeigt sich, daß er recht behalten soll. Die Telekom fällt auf 5 EUR und er kann die Aktien an der Börse für den Preis von 5 EUR zurückkaufen (eindecken bzw. covern) und damit einen Gewinn von 5 EUR pro Aktie realisieren:
Verkauf: 100 Aktien Telekom zu 10 EUR Kauf: 100 Aktien Telekom zu 5 EUR -------------------------------------------- Gewinn: 100 * 5 EUR = 500 EUR
Im Prinzip unterscheidet sich ein Leerverkauf von einer "normalen" Transaktion nur darin, daß die Reihenfolge von Kauf und Verkauf vertauscht sind. Gefährlich wird es, wenn sich die Position entgegen der eigenen Einschätzung entwickelt. Denn hier ist das Verlustpotential theoretisch unbegrenzt und keinesfalls auf den ursprünglichen Einsatz beschränkt. Wäre die Telekom im obigen Beispiel auf 30 EUR gestiegen, hätte Herr Meier pro Aktie 20 EUR (also insgesamt 2000 EUR) verloren. Das ist deutlich mehr als der Einstiegswert der Aktien (100*10 EUR = 1000 EUR). Da Aktien - zumindest theoretisch - unbegrenzt steigen können, spricht man hier von einem unbegrenzten Verlustrisiko. In der Praxis wird der Broker natürlich das Eindecken der Position verlangen, wenn nicht mehr genug Sicherheiten auf den Handelkonto vorhanden sind.
Weitere Informationen: Tradewire zum Thema Shorten
4. Waves / Turbo-OS / Turbo-Zertifikate
Unter diesen Namen (jede Bank nennt sie anders) firmieren die modernsten Instrumente, die die heutige Finanzwelt zu bieten hat. Diese Instrumente verfügen über einen Hebel ohne den Nachteil eines Zeitwertverlustes. (wie Optionen/Optionsscheine) Allerdings besitzen sie eine sogenannte Knock-Out-Schwelle, bei deren Überschreiten die Papiere vollständig wertlos werden. Diese Barriere wirkt wie ein zwangsweise ausgeführter Stop Loss
Falls die Börse wiedererwarten nachgibt *gg*
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