In der Schule können sich Kinder nicht auf eine Aufgabe konzentrieren, im Job klicken sich Arbeitnehemr von einer E-Mail zu nächsten: Was die tägliche Unruhe mit dem "Aufmerksamkeitsdefizit" zu tun hat. Der Philosoph Christoph Türcke gibt eine Antwort. Ich kann es nur jedem empfehlen, sich die Sendung (#1869) in Ruhe anzuhören. Es lohnt sich, danach mal zu schauen, was die Diskussionsteilnehmer veröffentlicht haben, finde ich.
Unfähig zur Freundschaft
"Dies alles", sagt Christoph Türcke, "sind manifeste Aufmerksamkeitsdefizitsymptome." Das Kind, dem es nicht gelinge, sich auf irgendetwas konzentrieren, bei irgendetwas zu verweilen, eine Freundschaft aufzubauen oder ein Spiel zu seinem Ende zu bringen, das Rumpelstilzchen, das, von ständiger Unruhe getrieben, überall stört, in der Schule, in der Familie, auf dem Spielplatz, sei nur der extreme Ausdruck der Erregung, die sich überall finde, in allen Teilen der Gesellschaft.
Und wenn das Kind zur Ruhe komme, wenn es sein Kopf auf einen Gegenstand fixieren könne, dann geschehe das am Computer. Dort reichten nämlich, wie der Kinderanalytiker Wolfgang Bergmann das Verhalten beschreibt, "wenige Handbewegungen aus, um ein gewünschtes Objekt in den Bereich der Verfügbarkeit zur holen, oder einen Kommunikationspartner für den Austausch dieser oder jener Phantasie, dieser oder jener Kontakte anzurufen." Alles stehe bereit, jetzt, in diesem Augenblick, und im nächsten sei es verschwunden. Der Computer, so Christoph Türcke, sei das Medium der "konzentrierten Zerstreuung" schlechthin, und wenn das Kind sich ihm zuwende, so wie es sich keinem Menschen, keinem anderen Gegenstand widmen könne, dann geschehe dies, weil es in ihm bei sich selbst ankomme; weil der Unruhestifter nur im Angesicht der Unruhemaschine zur Ruhe kommen könne.
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