man sollte bei gesamten Diskussion, die sich in der Folge dieses komischen Videos entzündet hat, die Kirche bzw. die Moschee im Dorf lassen.
Es ist doch ein gutes Zeichen, dass die Verbände der Muslime, die die überwältigende und stille Mehrheit der Glaubensgemeinschaft in Deutschland repräsentieren, zwar das Video selbst kritisiert haben, aber zur Besonnenheit und zur friedlichen Auseinandersetzung damit aufgerufen haben. Was irgendwelche Spinner als Einzeltäter da an Aufrufen absondern, ist in erster Linie eine Angelegenheit der Strafverfolgungsbehörden und dürfte auch dementsprechend geahndet werden.
Da wir in einem säkularen Land leben, ist Religion - egal welcher Ausrichtung - in erster Linie höchstpersönliche Privatangelegenheit, was insgesamt zu respektieren ist, ob man nun Moslem, Atheist, Christ oder Hindu ist. Wenn ich der Auffassung bin, dass die christliche Lehre besser oder erfüllender ist als eine andere, so lässt sich darüber sicher streiten, allerdings mit dem entsprechenden Respekt und der gebotenen Toleranz anderen Glaubensüberzeugungen gegenüber.
Womit wir bei dem grundsätzlichen Problem der Meinungsfreiheit angekommen sind. Aus gutem Grund genießt sie bei uns Verfassungsrang, wobei unsere Toleranzgrenze schon eine andere ist als etwa in den USA. Ich möchte nur daran erinnern, dass hierzulande das Tragen von NS-Symbolen strafrechtlich relevant ist, während dies in den USA einen Aufruhr verursachen würde. Dort wird ein solches Verbot als Eingriff in die Meinungsfreiheit gewertet. Die wirklich spannende Frage, die uns beschäftigen sollte, ist doch eher die, ob wir in Zeiten des Internets, von weltumspannenden, grenzüberschreitenden Informationsträgern wie Google, YouTube und anderen sozialen Netzwerken, in denen sich im Prinzip jeder nach freiem Ermessen austoben und darlegen kann, nicht mal darüber nachdenken, wann und wo die Meinungsfreiheit, so wie wir sie verstehen, in ihren Inhalten andere Menschen oder Gruppen verletzt. Das soll NICHT heißen, dass wir diese Freiheit kappen oder einschränken sollen. Unser Außenminister Westerwelle, zu dessen Fans ich nicht unbedingt gehöre, hat kürzlich einen guten Satz gesagt: "Zur Meinungsfreiheit gehört auch Verantwortung". Mehr als je zuvor sollten wir uns vor Augen halten, dass eine Meinung, ein Werturteil oder eine abschätzende Äußerung, die in Westeuropa niemanden weiter jucken würde, auch in Kabul, in Riad, im Kaschmir oder in Pakistan gelesen und mitunter auch (falsch) verstanden und eingeordnet werden kann.
Ich denke, das ist ein Thema, dem sich die großen internationalen Netzwerke einmal grundlegend annehmen sollten. Und wie der folgende Link zeigt, ist da auch schon Bewegung.
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