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Kursmanipulationen auf Kosten der Anleger
Sendeanstalt und Sendedatum: SR, Dienstag, 2. Dezember 2008 im Ersten
Börsenkurve (Foto: dpa)lupe Bildunterschrift: Das Auf und Ab an der Börse spiegelt nicht immer die tatsächliche Leistungsfähigkeit der AGs wider (Foto: dpa) ] Ein Beitrag von Lars Ohlinger
Aktien zum Schnäppchenpreis mit Aussicht auf Traumdividende ? mit solchen angeblich ?heißen Tipps? werden Anleger per Internet oder Telefon zum Kauf gedrängt. Wer sie für bare Münze hält, zahlt leicht drauf: Manche Anbieter betreiben nämlich eine Aktienkurspflege der besonderen Art. Große Verluste
Nicht nur bei der Polizei häufen sich die Beschwerden geprellter Anleger. Auch der Münchener Rechtsanwalt Wilhelm Lachmair berichtet von mehreren Mandanten, die angeben, von Telefon- oder Internetverkäufern getäuscht worden zu sein. In den Gesprächen, Mails oder Webseitentexten gehe es immer ?um die einmalige Gelegenheit, die Aktie, die gerade vor dem Durchbruch steht, das Unternehmen, das gerade ein Patent hat. Und es gibt auch Internetseiten, die genau darstellen, was diese Unternehmen scheinbar machen. (?) Bis man merkt, dass man betrogen wurde, das dauert eine ganze Weile.? Einer seiner Mandanten habe ? weil er den Anbietern geglaubt habe ? insgesamt 600.000 Euro verloren. Die Masche
Der Hintergrund: Die Unternehmen haben zwar Aktien ausgegeben, produzieren aber gar nichts. Es gab sie nur auf dem Papier. Die Finanzkrise dürfte das Geschäft der Betrüger noch fördern. Wenn selbst die Kurse von etablierten Firmen Achterbahn fahren, steigt die Bereitschaft vieler Anleger, auf neue, unbekannte Aktien zu setzen.
Auf der letzten Anlegermesse in Düsseldorf präsentierten sich allein rund 200 Unternehmen. Das Landeskriminalamt hatte ebenfalls einen eigenen Stand eingerichtet, um Kunden zu informieren ? und um seriöse Anbieter vor schwarzen Schafen zu schützen. Schon seit zwei Jahren würden Aktien gepuscht, Kurse manipuliert, sagt Hauptkommissar Michael Brack. 70 Prozent der Verfahren drehten sich mittlerweile um Kursmanipulationen. ?Wenn man näher hinschaut, dann stellt sich heraus, dass die Aktien wertlos sind, also wertlose Firmenmäntel sind?, so Brack. Einer packt aus
Plusminus konnte einen so genannten ?Aktien-Pusher? ausfindig machen. Er hat Geld für das Manipulieren von Kursen bekommen. Über das Internet gab er Tipps ab ? für angeblich unterbewertete Aktien immer wieder neuer Firmen. Deren Umsätze waren meistens nur fiktiv, aber das wussten die Kunden natürlich nicht. Im Film will er nicht erkannt werden, gibt aber vor unserer Kamera zu: ?Ich habe mich in einem Internetforum mit verschiedenen Identitäten angemeldet und als kleiner Anleger ausgegeben. Es wurde nur positive Werbung gemacht. Zum Beispiel: Dieser Kurs müsste viel höher sein. Wenn negative Äußerungen von anderen kamen, wurden schnell tolle Empfehlungen oder positive lange Beiträge geschrieben.?
Er selbst hat natürlich nie solche Papiere gekauft. Mehr als ein Jahr lang hat er Aktien-Kurse von knapp 80 Firmen nach oben gepusht. Was er bewerben sollte, wurde ihm nur per E-Mail oder über Kontaktleute mitgeteilt. Regelmäßig schnappte die Falle zu, erzählt er: ?Sie sehen, wer Aktien kauft. Erst kaufen unsere eigenen Leute, damit der Kurs steigt. Wenn dann Anleger zugreifen, fängt der Abverkauf an. Wenn die Kunden dann abends nach Hause kommen, ist der Kurs wieder 20, 30 Prozent gefallen. Und die Hintermänner der fiktiven Firmen profitieren.? Plusminus-Tipps: So schützen Sie sich
Verbraucherschützer warnen seit langem vor diesen Tricks. Aber immer wieder gibt es neue Opfer. Dabei sind schwarze Schafe gar nicht so schwer zu erkennen. Hier einige Plusminus-Tipps, die helfen können, reale von fiktiven Aktien-Unternehmen zu unterscheiden:
# Das Unternehmen sollte mehrere Quartale hintereinander regelmäßig Geschäftszahlen veröffentlicht haben.
# Diese Bilanzen sollten von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer "abgesegnet" sein.
# Die Aktiengesellschaft sollte jährliche öffentliche Hauptversammlungen durchführen.
# Der Aktienkurs sollte möglichst über einem Euro liegen.
# Das Unternehmen sollte reale, nachprüfbare Kunden angeben können.
# Aktienangeboten per Internet ? in Form von massenhaft verschickten Spams oder in Diskussionsforen ? und unerwünschten Telefonverkäufern sollte man sehr skeptisch begegnen.
Carsten Heise, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, rät: Wenn Unbekannte eine angeblich sehr preisgünstige Aktie anpreisen, Finger weg! Solche heißen Empfehlungen sollte man komplett außer Betracht lassen, denn: Warum sollte derjenige, der es wirklich besser weiß, sein überlegenes Wissen mit anderen teilen? Fazit
Wer Aktien erwerben will, sollte so viele Informationen über das Unternehmen sammeln wie möglich und auf jeden Fall nachprüfen, ob das Produkt, das es vorgibt zu vermarkten, überhaupt existiert.
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