Wir waren damals Studies. Nen Kumpel von mir wollte seine Diplom-Arbeit über das Thema schreiben, dass in der DDR bei Jugendlichen der Strafvollzug anders als im Westen war. In der DDR versuchte man nämlich, die straffällig gewordenen Jugendlichen über ihre Arbeitskollektive wieder zu integrieren. So weit - so gut. Stellte sich natürlich auch die Frage, was mit den angeblich politischen Straftätern ist. Also - mein Kumpel schrieb diverse Briefe. Gab aber nur lobhudelnde Antworten.
Und wir in unserer damaligen Naivität dachten uns: Wenn da keine konkrete Antwort kommt, fragen wir doch mal selbst nach. Also ab ins DDR-Innenmisnisterium. Natürlich nicht durch den Haupteingang - sondern irgendwo an der Seite rein. War auch okay. Dachten damals, dass wir über die Zimmerbeschriftungen schon den Zuständigen finden werden. Naivität halt. Haben es auch bis in den dritten Stock geschafft. Dann ging allerdings die Hölle los, als wir meinten, klammheimlich an nem Tresen vorbeimarschieren zu können, hinter dem zwei Typen der VoPo saßen. Oder besser so: Die VoPos haben nen Riesengedöns veranstaltet. Nach zwei Stunden haben sie uns laufen gelassen. Kam noch nen Stasi-Futzi, der uns aushorchen wollte. Ist aber schnell wieder abgeschwirrt. Der war aber auch wirklich zu blöde. Der hat auch nix protokolliert. War viel zu durchgedreht.
Lief deshalb so gut, weil sich die Vopo selbst vor Angst in die Hose geschissen hat. Wie sollten die es denn rechtfertigen, dass es einfach so zwei Wessies (Damals noch: Klassenfeinde) bis in den dritten Stock des Innenministeriums geschafft hatten?
Bei der Verabschiedung habe ich selten so freundliche Vopos gesehen - bis auf den Vopo, der mir in Marienborn mal vor die Karre gesprungen ist.
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