FORMEL 1 16.07.2006 Schumi bleibt trotz "Super-Explosion" skeptisch
München - Irgendwie hatte man das Gefühl, als sei die Freude bei Michael Schumacher über den Sieg beim Frankreich-GP noch einen Tick größer als bei vielen seiner 87 Siege zuvor.
Der 37-Jährige nahm bei der Zieldurchfahrt beide Hände vom Lenkrad, was er sonst selten macht, und sprang beim Betreten des Podiums gefühlt einige Zentimeter höher als üblich. Die Atmosphäre der Trendwende in der laufenden Saison war zu greifen. Renault und Michelin ausgerechnet bei deren Heimspiel geschlagen und bewiesen zu haben, dass der USA-GP keine Eintagsfliege war, sorgte bei den Roten für Genugtuung.
Zurückhaltung statt Kampfansagen "Diesen Moment müssen wir ausnutzen und in den nächsten Wochen noch mehr Boden gutmachen", forderte Schumacher nach seinem achten Erfolg auf französischem Boden. Wer jetzt allerdings glaubte, wilde Kampfansagen in Richtung Renault und Alonso zu hören, irrte sich gewaltig. Aus diesem Alter ist Schumacher heraus. Er versucht sich lieber als Skeptiker.
Den Tag nicht vor dem Abend loben "Es gab schon früher in der Saison Rennen, in denen wir aufgetrumpft haben. Da hatten wir auch das Gefühl, dass wir den Anschluss gefunden haben und das beibehalten können. Doch dann kam wieder die Kehrtwende", sagte Schumi. Der siebenmalige Weltmeister spielt auf die Erfahrungen nach den beiden Siegen in Imola und auf dem Nürburgring an. Alle sahen Ferrari plötzlich im Vorteil - doch Alonso konterte mit vier Siegen in Serie.
"Es hängt alles von den Reifen ab" Ein zweites Mal will Schumi dieses Hochgefühl bei den Tifosi und vielleicht auch bei einigen Teammitgliedern gar nicht erst aufkommen lassen. Deshalb pocht er vor allem in der alles entscheidenden Reifenfrage auf penible Detailarbeit. "Es hängt alles von den Reifen ab. Vom Auto wissen wir, dass es gut ist. Jetzt müssen wir schauen, dass wir bei den Rennen die richtigen Reifen immer so genau treffen wie bei den letzten beiden", machte Schumacher deutlich.
"Mache mir Gedanken, aber keine Sorgen" Das "schwarze Gold" wird die WM 2006 entscheiden. Diese Erkenntnis herrscht nicht nur bei Ferrari, sondern auch bei Renault. "Wir haben in Magny-Cours keinen Vorteil von Bridgestone erwartet, aber sie hatten ihn", wunderte sich Chefingenieur Pat Symonds. Und weiter: "Ich mache mir Gedanken, aber keine Sorgen. Wir werden zurückschlagen, aber wir müssen hart arbeiten. Das wird eine ganz, ganz knappe Meisterschaft." 17 Punkte fehlen Schumacher noch auf Alonso. Ohne einen Ausfall des Spaniers oder Schützenhilfe von anderen Fahrern wird der Weg zum achten Titel extrem steinig.
Stuck von Schumi begeistert Dennoch gibt es Stimmen, die Michael Schumachers Auferstehung in Magny-Cours schon jetzt frenetisch feiern. Allen voran Formel-1-Experte Hans-Joachim Stuck: "Hier in Frankreich so einen Sieg gegen Renault und Michelin hinzulegen, ist wie eine totale Super-Explosion! Es ist ein langer Weg bis zum Titel, aber Schumacher macht Druck, und das ist richtig toll!"
Alexander Mey
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