Nur nicht die Wut verlieren
Mit seinem Guantanamo-Film macht Regisseur Michael Winterbottom gegen die US-Regierung mobil.
"The Road to Guantanamo"
Die Wache ist auf der Hut. "Vorsicht!", ruft der Soldat dem Gefangenen zu. Der Mann in der Zelle erstarrt. Er sieht, wie eine fette Schwarze Witwe auf ihn zu kriecht. Der Wachsoldat öffnet die Zellentür und zerquetscht die Spinne. Ein Zeichen von Menschlichkeit? Vielleicht, aber der Gefangene weiß auch: Jederzeit könnte es ihm genauso ergehen wie dem Achtbeiner.
Szene aus "The Road to Guantanamo": Was ist Schikane, was Folter? Michael Winterbottoms semi-dokumentarischer Spielfilm "The Road to Guantanamo" beruht auf den Erlebnissen dreier britischer Muslime, die 2001 von US-Militärs zusammen mit Taliban-Kämpfern in Afghanistan verhaftet und nach Guantanamo Bay, Kuba, geflogen wurden. Erst 2004 kamen sie wieder frei - ohne, dass ihnen ein Vergehen nachgewiesen werden konnte.
Alptraumhaft wirken die Szenen in den Gefangenenlagern "Camp X-Ray" und "Camp Delta" im Südosten der Karibikinsel. Wie Tiere hocken die Helden in ihren Verschlägen, im Staub verwischt die Grenze zwischen Schikane und Folter. Winterbottom nutzt den Umstand, dass seine Geschichte auf Tatsachen beruht, wie einen unbegrenzten Überziehungskredit: So und nicht anders, klagt er an, trampeln die USA auf den Menschenrechten herum.
Geschickt und kraftvoll betreibt er die emotionale Mobilmachung mit allen Mitteln - auch mit den Klischees des US-Gefängnisfilms. Doch egal, ob man diese drastische Darstellung der Haftbedingungen für übertrieben oder angemessen hält: Der Film zwingt den Zuschauer, angesichts eklatanter Ungerechtigkeiten niemals die Wut zu verlieren.
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