Ein fallender Ölpreis hat die Stimmung der Anleger gegen Handelsende etwas aufgehellt und den Deutschen Aktienindex (Dax) am Mittwoch vor größeren Kursverlusten bewahrt. Spekulationen über eine Aufspaltung von Infineon trieben den Aktienkurs des Chipherstellers nach oben.
Der Leitindex beendete den Xetra-Handel 0,25 Prozent tiefer als am Dienstag bei 4.871,46 Punkten. Sein Tagestief markierte der Dax bei 4.841 Punkten. Für die leichte Erholung gegen Handelsende machten Börsianer den nachlassenden Ölpreis sowie die freundliche Eröffnung der New Yorker Wall Street verantwortlich. Der Preis für ein Barrel amerikanisches Leichtöl fiel deutlich unter die Marke von 65 Dollar, nachdem er am Freitag auf ein Rekordhoch bei 67,10 Dollar gestiegen war. Anziehende Erzeugerpreise deuten auf weiter steigende Zinsen hin HSH-Nordbank-Händler Stefan Thomsen hält nach der jüngsten Kursrally am deutschen Aktienmarkt eine Konsolidierung für sinnvoll. ?Der Markt ist derzeit etwas überkauft?, sagte er. Seiner Einschätzung nach könnte der Dax in den nächsten Tagen weiter nachgeben. Für zeitweiligen Druck auf die Aktienkurse sorgte am Nachmittag ein unerwartet deutlicher Anstieg der amerikanischen Erzeugerpreise im Juli. Dies erhöhe den Inflationsdruck in der weltgrößten Volkswirtschaft, sagten Finanzexperten. Damit seien weitere Zinserhöhungen in den Amerika unvermeidlich. Auf der Verliererseite im Dax standen mit einem Abschlag von 0,76 Prozent auf 28,62 Euro die Papiere des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer. ?Der Soja-Markt in Brasilien bricht derzeit weg und das belastet Bayer?, sagte Michael Butscher von der Bayerischen Landesbank. Brasilien ist ein wichtiger Pflanzenschutz-Markt für die Leverkusener. Unter Druck standen auch die Aktien von RWE, die 0,84 Prozent auf 54,35 Euro nachgaben. Händler verwiesen auf einen Zeitungsbericht, wonach die Stadt Düsseldorf einen Verkauf ihrer Beteiligung an dem Energieversorger vorbereitet. Kommunale Aktionäre halten rund 30 Prozent des Grundkapitals von RWE. ?Wir glauben, daß dieser Schritt ein Signal für die anderen kleineren Anteilseigner sein könnte?, teilten die Analysten der WestLB mit und stuften die RWE-Aktie herunter auf ?Neutral?. Wieder einmal Spekulationen um die marode Infineon AG Größter Gewinner bei den Standardwerten waren die Aktien von Infineon mit einem Plus von 2,6 Prozent auf 7,77 Euro. ?Spekulationen über eine Aufspaltung Infineons und eine Wiedereingliederung der Automobil- und Industriesparte in den Siemens-Konzern treiben den Aktienkurs?, sagte ein Händler. ?Allerdings halte ich das für sehr unwahrscheinlich?, ergänzte er. Einem Vorabbericht der ?Wirtschaftswoche? zufolge treibt Infineon die Abspaltung seiner Speicherchipsparte voran. Zudem könnte der Halbleiterhersteller als nächsten Schritt über eine Zerlegung der Kommunikationssparte nachdenken. Übrig bliebe dann noch die Automobil- und Industriesparte. Auf der Gewinnerseite standen mit einem Anstieg von 2,4 Prozent auf 40,14 Euro auch die Aktien von MAN. Börsianer führten das Interesse an der MAN-Aktie auf einen Magazinbericht zurück, der Spekulationen über eine Aufspaltung des Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzerns genährt habe. Mit Kursgewinnen von bis zu 1,7 Prozent auf 33,48 Euro reagierten im MDax die Aktien von Hochtief zunächst auf einen Gewinnsprung des Baukonzerns im zweiten Quartal. Im weiteren Verlauf drehten die Titel jedoch ins Minus und beendeten den Handel 0,60 Prozent tiefer. ?Die Zahlen waren insgesamt leicht besser, als ich erwartet hatte. Hochtief ist strategisch gut aufgestellt, alles ist da auf dem richtigen Weg?, sagte Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe. ?Aber nachdem die Aktie so gut gelaufen ist, kann es zu Gewinnmitnahmen kommen.? Der Rentenmarkt zeigt sich nach überraschend hohen Erzeugerpreisen in den Vereinigten Staaten relativ wenig bewegt. Auch am Devisenmarkt sind keine ausgeprägten Bewegungen auszumachen. Der Euro liegt bei 1,23 Dollar und der Dollar wiederum bei 109,7 Yen. Text: Dow Jones Newswires; dpa; Reuters
|