Diskussionsbeitrag lese, spricht daraus fast so etwas wie Neid auf die "68er". Und der ist vielleicht auch nicht ganz unberechtigt. Es war einfach so, dass auf die Unterdrückung eine ungeheure Befreiungsbewegung folgte, und man hatte das Gefühl, diese selbst mit erkämpft zu haben. Und war sich andererseits in seiner Naivität keineswegs des eigenen Egoismus und der eigenen Beschränktheit bewußt, sondern der Überschwang reichte, um die ganze Welt zu befreien.
Man war es gewöhnt, mit wenig Geld auszukommen und konnte sich mit der Ausbildung Zeit lassen. Man brauchte keine gestylte Wohnung, Konsumverzicht war ja angesagt, es reichte ein Zimmer in einer WG für 80 Mark im Monat, zur Not lebte man von Nudeln mit Tomatensauce, und reisen konnte man gefahrlos umsonst per Anhalter...
Aber auch wenn es kein Regelstudium gab, dafür gab es Berufsverbote und den Radikalenerlass, es reichte schon die harmlose Mitgliedschaft in der DKP, der Staat sah keineswegs tatenlos zu. Wie gesagt, es sind nicht die Schlechtesten, die auf der Strecke geblieben sind. Und nicht die Besten haben Karriere gemacht.
Das Fazit: keiner kann sich aussuchen, in welcher Zeit er geboren wird. 60 Jahre Frieden sind ein großes Geschenk, aber für manche sind 60 Jahre Frieden scheinbar zu viel...
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