In den nächsten zwei Jahren soll der Umsatz auf eine Milliarde Euro verdoppelt werden - Start der Produktion an zwei chinesischen Standorten. Das Auftragsbuch ist prall gefüllt, die Auslastung bis Ende 2007 gesichert.
Wenn der Norderstedter Windradhersteller Nordex in der kommenden Woche die Zahlen für das dritte Quartal vorlegt, wird es keine Überraschung geben. Denn das Unternehmen ist seit mehr als einem Jahr auf einem strammen Wachstumskurs. Das Auftragsbuch ist prall gefüllt, die Auslastung bis Ende 2007 gesichert. So kann Nordex-Vorstandschef Thomas Richterich sicher sein, dass sich seine Prognose für das Gesamtjahr erfüllt: "2006 erreichen wir einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro und einen Nachsteuergewinn von etwa 7,5 Millionen Euro." Das wäre eine Umsatzsteigerung von mehr als 60 Prozent und eine Rückkehr zu nachhaltigen Ergebnissen - nachdem es noch 2005 rote Zahlen gab.
Doch das alles ist nur ein Vorgeplänkel. Denn in den nächsten Jahren wird Nordex nach den jetzigen Planungen nochmals kräftig zulegen und weitaus schneller als der Markt wachsen. Richterich sagte WELT.de: "Wir wollen 2008 weltweit einen Marktanteil von mindestens fünf Prozent erreichen, was einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro bedeutet." Und: Die Marge des operativen Gewinns, die heute bei drei Prozent liegt, dürfte zwischen fünf und zehn Prozent betragen.
An eine derart glänzende Zukunft hatte bei der Firma vor vier Jahren niemand zu glauben gewagt. Bis dahin hatte sich das Unternehmen dank innovativer Technologie einen Weltmarktanteil von sieben Prozent erkämpft und war vor allem im Ausland rasant expandiert - zu rasant. Denn sowohl die Produktion als auch die Entwicklung waren der Expansion nicht gewachsen: Nordex brachte Produkte auf den Markt, die nicht ausgereift waren. Reihenweise sprangen Kunden ab, der Umsatz brach ein, woraufhin die Firma lotrecht in die Verlustzone stürzte.
Eine grundlegende Restrukturierung und ein ordentliches Controlling waren überfällig - womit Richterich, der früher als Controller bei MAN und Babcock Borsig gearbeitet hatte, als neuer Vorstandschef beauftragt wurde. Richterich räumte auf, tauschte 75 Prozent des Führungspersonals aus und brachte die Produktion ebenso wie die Entwicklung und die Organisation auf Vordermann. Und nachdem die Firma in den Jahren 2003 und 2004 rund 200 Millionen Euro verloren hatte, waren 2005 ein Kapitalschnitt und eine Kapitalspritze unumgänglich. Die Eigner - das sind heute zu rund 66 Prozent Finanzinvestoren wie CMP, Goldman Sachs, HypoVereinsbank, Morgan Stanley und die HSH Nordbank - schossen 12 Millionen Euro nach.
Als Richterich mit dem Umbau fertig war, hatte er obendrein noch Glück: Der Markt sprang wieder an, dank verbesserter Technik und großer Serviceanstrengungen fassten viele Kunden wieder Vertrauen. Vor allem wuchs die Nachfrage in Ländern, die noch Nachholbedarf bei der Windenergie spürten. So erzielt Nordex inzwischen rund 80 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands - vor allem in Großbritannien, Frankreich, Italien und Portugal.
Auf diese Länder, die für Nordex als Schlüsselmärkte gelten, setzt die Firma auch für die nächsten Jahre. Ein Marktanteil von mindestens zehn Prozent ist das Ziel. Auch in China hat Nordex bereits das Fundament gelegt. So wurden dort eine Gemeinschaftsfirma zur Montage von Turbinen der 1,5-Megawatt-Klasse und eine Fertigung für Rotorblätter aufgebaut.
Richterich: "Nächste Woche stellen wir bei unserem Joint Venture in Ningxia die erste dort montierte Turbine vor. Und im Januar wird die Serienproduktion von Rotorblättern bei unserer 100-prozentigen Tochter in Dongying beginnen."
Damit wächst Nordex, die inzwischen fast 1000 Mitarbeiter beschäftigt, auch im Inland. Richterich: "Wir werden weitere Arbeitsplätze in Deutschland schaffen, vor allem in unserer Produktion in Rostock. Und unsere Hauptverwaltung in Norderstedt platzt aus allen Nähten. Deshalb suchen wir in der Region ein neues Gebäude."
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