Aus der FTD vom 25.1.2005 Exklusiv: Deutsche Firmen widerstehen Druck der USA Von Michael Gassmann, Olaf Preuß und Matthias Ruch
Trotz der Zuspitzung des Konflikts zwischen den USA und Iran wollen sich deutsche Unternehmen nicht aus dem Land zurückziehen. Im Unterschied zu den USA hat Deutschland noch kein Embargo gegen den Iran verhängt.
"Wir sehen auch in Zukunft weiter Möglichkeiten, Aufträge aus dem Iran zu erhalten. Es sind mehrere Projekte im Gespräch", sagte ein Sprecher von MAN-Ferrostaal der FTD. Die Ferrostaal-Tochter Fritz Werner Industrieausrüstungen ist am Bau der größten iranischen Aluminiumschmelze in der Hafenstadt Bandar Abbas beteiligt. Auch bei Siemens und der Deutschen Post sieht man vorerst keinen Grund für einen Rückzug.
BP-Chef John Browne hatte am Wochenende angekündigt, dass der größte europäische Ölkonzern bis auf weiteres nicht in Iran investieren wird, um die USA nicht zu provozieren. Dort betreibt BP große Öl- und Erdgasgeschäfte. Der iranische Ölminister Bidschan Namdar-Sanganeh kritisierte Brownes Aussage am Montag scharf als "unfreundlichen Akt". Im Gegensatz zu BP wollen die europäischen Ölkonzerne Royal Dutch/Shell und Total in Iran bleiben. Das Land hat die drittgrößten Ölreserven der Welt.
Hintergrund ist der wachsende Druck, den die US-Regierung auf die Führung in Teheran und in- wie ausländische Unternehmen ausübt, um zu verhindern, dass das Land Atomwaffen baut. Präsident George W. Bush schloss einen Angriff auf Iran in der vergangenen Woche nicht aus. Bundeskanzler Gerhard Schröder bekräftigte dagegen am Montag, der Streit um das iranische Atomprogramm müsse friedlich gelöst werden.
US-Firmen drohen Strafen
Schon vor Jahren haben die USA Sanktionen gegen Iran verhängt. In den USA tätigen Unternehmen drohen deshalb Strafen, wenn sie in Iran investieren.
Der MAN-Sprecher sagte, bei dem Aluminiumprojekt habe es noch keine Störungen gegeben. "Solange sich Deutschland nicht den USA anschließt und ein Embargo ausspricht, haben wir unsere Verträge zu erfüllen", sagte auch ein Manager des Hamburger Schiffbauunternehmens Münchmeyer Petersen Marine (MPC) der FTD. MPC baut in Bandar Abbas mit einer iranischen Werft drei Containerschiffe.
Sprecher von Siemens und der Post erklärten auf Anfrage ebenfalls, dass kein Rückzug geplant sei. Siemens ist in Iran in den Bereichen Energie, Industriegüter, Medizintechnik und Telekommunikation tätig, die Post über die Tochter DHL.
Das Land am Persischen Golf ist vor allem für deutsche Anlagen- und Maschinenbauer interessant. Sie profitieren von zahlreichen staatlichen Großprojekten. Nach Auskunft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) stiegen die Exporte nach Iran in den ersten zehn Monaten 2004 um 30 Prozent auf rund 3 Mrd. Euro. "Ohne den Streit um das Atomprogramm läge der Wert wohl noch höher", sagte DIHK-Nahostexperte Jochen Clausnitzer.
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